„Ich weiß nicht, wie man trainieren soll, dass man aus drei Metern das leere Tor trifft“
HSV III im Abschluss grotesk - Cordi erst "schlimm", dann aber erfolgreich
Timo Stegmann (re.) machte den "Rothosen" mit seinem Freistoßtreffer zum 3:0 endgültig den Garaus. Foto: Heiden
Kristijan Augustinovic erlebte in Sachen Torabschluss einen komplett gebrauchten Abend. Foto: Heiden
Es wirkte schon fast ein wenig grotesk. 45 Minuten lang spielte eigentlich nur eine Mannschaft – aber die andere führte. Der abstiegsgefährdete HSV III schaffte es, in Person von Emre Yasar (6.), Jendrik Bauer (32., 45.) und allen voran Kristijan Augustinovic, der im Abschluss äußerst kläglich agierte (8., 44.), allerbeste Tormöglichkeiten leichtfertig zu „verschenken“. Den Vogel schoss jedoch Marko Augustinovic ab, der nach einem zu kurz abgewehrten Yasar-Freistoß aus drei Metern Cordi-Keeper Frederic Böse abbolzte (29.). Die Chancenverwertung der „Rothosen“ an jenem Abend ein einziges Dilemma! „Wenn ich wüsste, woran es liegt, könnten wir es unter der Woche trainieren. Aber ich weiß nicht, wie man trainieren soll, dass man aus drei Metern das leere Tor trifft. Es ist schwerer, den vorbeizuschießen oder den Torwart anzuschießen, als ins Tor zu treffen. Das ist dann auch für mich schwer zu erklären“, so ein ratloser Rabenhorst.
In der 36. Minute stellten die Gäste mit ihrem allerersten Vorstoß das Geschehen komplett auf den Kopf. Jaques Rodrigues de Oliveira bediente Maurizio d’Urso von rechts und letzterer vollendete von halblinks im Strafraum mit der rechten Innenseite halbhoch ins lange Eck – 0:1! „Das, was Cordi in der ersten Halbzeit abgeliefert hat, das geht ja fast nicht schlimmer“, erkannte selbst Rabenhorst. „Und trotzdem haben sie effektiv gespielt und machen mit ihrer einzigen Aktion das Tor.“ Währenddessen machte Cordi-Coach Florian Gossow bei seiner Elf nach den fehlenden Erfolgserlebnissen der letzten Wochen eine große Portion „Verunsicherung“ aus. „Es ist viel Kopfsache momentan.“
Rabenhorst: "Kein richtiges Aufbäumen und hintenraus hat man sich ergeben"
Nach der Pause wurde es für die Hausherren dann ganz bitter. „Wenn man die vier, fünf Hundertprozentigen in der ersten Halbzeit nicht nutzt und dann auch noch mit 0:1 in die Pause geht, dann brauchst du dich nicht zu beschweren, wenn du am Ende keine Punkte holst“, bilanzierte Rabenhorst ganz nüchtern. Spätestens nach dem 0:2, als Böse mit einem weggefausteten Yasar-Freistoß den Gegenzug einleitete und Rodrigues de Oliveira nach Stafette über Bambur, Zschimmer und einem Pfostenschuss von d’Urso abstaubte (58.), stimmte auch die Körpersprache beim „Kellerkind“ nicht mehr. „Das war auch so ein bisschen der Eindruck, den ich hatte. Kein richtiges Aufbäumen und hintenraus hat man sich ergeben. Wenn man Pech hat, bekommst du am Ende noch mehr“, bemängelte Rabenhorst. „So ist es dann insgesamt zu wenig. Gerade in der zweiten Halbzeit. Da war der Auftritt katastrophal!“
Gossow: "Das Ergebnis ist gut, es muss aber auch so weitergehen"
Vor und während des Spiels gedachten die HSV III-Anhänger dem verstorbenen Thorsten Runge. Ruhe in Frieden! Foto: Heiden
Timo Stegmann, der einen von Ulbricht an Bambur verursachten Freistoß aus 18 Metern herrlich in den rechten Knick „streichelte“ (66.), und Bambur, der nach einem Angriff über Stegmann und Rodrigues de Oliveira finalisierte (89.), schraubten das Resultat auf 4:0 für Cordi in die Höhe. „Ein Spieler sagte eben: ‚Warum spielen wir nicht immer so, wie in der zweiten Halbzeit? ‘ Da habe ich gesagt, dass es alles reine Kopfsache ist“, so Gossow, der mit Ersatztorwart Tim Burgemeister und Jan Kämpfer nur zwei Mann auf der Bank sitzen hatte. „Die Personaldecke ist natürlich echt hart. Heute haben sich nochmal drei Spieler krankheitsbedingt abgemeldet“, verriet der Cordi-Coach hinterher. Sein Fazit: „Ich finde das Ergebnis zu hoch. Eigentlich hat der HSV, gerade in der ersten Halbzeit, ein gutes Spiel gemacht. Aber sie waren nachher zu fixiert auf die langen Bälle. Durch das 2:0 hatten wir dann auch den Raum, den wir nutzen konnten. Das Ergebnis ist okay und gut – auch für die Stimmung, es muss aber auch so weitergehen.“
Und was macht einem Marcus Rabenhorst nach dieser Partie noch Hoffnung? „Die fünf glasklaren Torchancen, die machen Hoffnung. Wenn man sich da mal belohnt, kann so ein Spiel auch ganz anders laufen. Dann will ich Cordi mal sehen, wie sie das Spiel machen – weil in der ersten Halbzeit haben die sich ja nur aufs Verteidigen konzentriert.“ Und weiter: „Grundsätzlich ist da ja noch alles drin – im Gegensatz zu anderen Ligen.“ Eine Anspielung auf den „großen HSV“?