Henning-Hammer zum Einstand: Bramfelds halbes Derby-Dutzend!

Berne-Coach Neben "irritiert und überrascht"

24. September 2017, 19:11 Uhr

Ausgelassene Stimmung beim Bramfelder SV nach dem Derby-Kantersieg beim TuS Berne. Foto: Kormanjos

Achteinhalb Jahre lang schnürte Carsten Henning seine Fußball-Buffer für den Bramfelder SV, ehe er im Sommer seine aktive Laufbahn beendete. Doch nun ist der 35-Jährige zurück – nicht als Spieler, dafür aber als Trainer der Liga-Mannschaft. „Da es ‚mein Verein‘ ist, helfe ich gerne“, so Henning nach seinem allerersten Spiel als Herren-Chefcoach. Und um es vorweg zu nehmen: Viel erfolgreicher hätte das Debüt für den „Ur-Bramfelder“, der in die Fußstapfen von Florian Neumann tritt, kaum laufen können. Ein Henning-Hammer zum Einstand!

Carsten Henning (Mi.) sprach seinen Jungs in seinem ersten Spiel als Bramfelder Cheftrainer viel Mut zu. Foto: Kormanjos

Erst richtete er noch einige Worte an die Mannschaft, dann ließ er seine Jungs den Derbysieg gebührend feiern und seinerseits die 90 Minuten mit Co-Trainer Mirko Schulz noch einmal in Windeseile – abseits des Siegerkreises – Revue passieren, ehe uns Carsten Henning Rede und Antwort stand. „Wir hatten einen klaren Plan“, verriet der Neucoach des BSV und ging dann ins Detail. „Wir wollten erstmal defensiv kompakt stehen und Berne im Aufbauspiel zu Fehlern zwingen“, erklärte Henning – und führte aus: „Da sie in der Offensive sehr schnelle Spieler haben, wollten wir ihnen den Raum zum Kontern nicht geben.“ Sämtliche Vorgaben setzten seine Schüttlinge, die zuletzt nicht gerade vor Selbstvertrauen strotzten, in die Tat um. Dass der neue BSV-Übungsleiter ausgerechnet im Derby beim TuS Berne seinen Einstand feierte, sei für die Hausherren „natürlich alles andere als ein Vorteil“ gewesen, wie TuS-Trainer Frank Neben anschließend gestand. „Ich habe sie schon dreimal beobachtet und so gut fand ich sie nie.“

Bramfeld fegt über Berne hinweg

Nach dem Spiel richtete er noch einige Worte an seine Mannschaft...

Wie ein Orkan fegte Bramfeld über die Mannen aus dem „Berner Beu“ hinweg. Der erste Niederschlag brach bereits nach acht Zeigerumdrehungen über die Hausherren herein, weil diese einen Skalnik-Eckball nur unzureichend klären konnten – und der starke Milos Ljubisavljevic von der Strafraumgrenze staubtrocken per Linksschuss ins rechte untere Toreck einschweißte! Auch in der Folge spielte nur schwarz und weiß. Berne-Fänger Luca Latendorf verhinderte zunächst sowohl gegen Marko Sumic (21.) als auch gegen Ljubisavljevic (28.) einen weiteren Gegentreffer – doch nach einer halben Stunde war auch er machtlos, als Robin Polzin eine Lüth-Hereingabe von der linken Grundlinie spielend Licht über die Linie drückte (30.)! Zu diesem Zeitpunkt hätte es kaum besser laufen können für die Gäste, die dann aber zweimal aufpassen mussten: Erst parierte Patrick Möller stark gegen Matteo Evers, ehe Kilian Oelrich, der im Abschluss oft unbeholfen wirkte, aus guter Position verzog (32.). Ein kurzes Aufblitzen der „Berner Boys“, die sich wenig später schon den nächsten Angriffsstürmen der Bramfelder gegenübersahen. Marko Sumic startete noch in der eigenen Hälfte zu einem unwiderstehlichen Solo – doch die Krönung blieb diesem verwehrt, weil Latendorf auf seinem Posten war (38.).

In der Pause schien Carsten Henning erneut die richtigen Worte gefunden zu haben. Denn seine Spieler legten auch nach Wiederanpfiff los wie die Feuerwehr. Nick Mohr bediente Polzin auf links und dieser startete von Höhe der Mittellinie zu einem Spurt, dem kein Berner Verteidiger gewachsen war. Schließlich veredelte der Angreifer seinen Lauf mit dem coolen Abschluss in die lange Ecke (47.)! Bramfeld veranstaltete nun ein regelrechtes Powerplay auf das TuS-Tor. Und um den Liga-Neuling konnte einem nun Angst und Abgänge werden. Vor allem, als Luis Honig nach seiner Notbremse gegen den heranstürmenden Ljubisavljevic mit glatt Rot des Feldes verwiesen wurde (59.). Die Mannen von der Ellernreihe erspielten sich nun Chance um Chance. Sumic setzte einen Freistoß an den Querbalken (60.) und verzog nur einige Augenblicke darauf haarscharf (65.), während es Ljubisavljevic ganz lässig per Lop probierte – und den vierten Torerfolg nur um Zentimeter verpasste (64.). Nichtsdestotrotz war das 4:0 für die Gäste nur eine Frage der Zeit und fiel dann auch wenige Sekunden später, als der sehr emsige Marcel Perz einen traumhaften Pass auf den durchstartenden Patrick Lüth spielte. Dieser machte es ähnlich wie Polzin zuvor, war auf dem linken Flügel nicht mehr zu halten, lief André Fernandes Mendes davon, zog nach innen und vollendete durch die Hosenträger von Latendorf (66.)!

Hoff macht das halbe Dutzend voll - "Unser Plan ist gut aufgegangen"

... dann ließ er die 90 Minuten mit Co-Trainer Mirko Schulz (li.) noch einmal Revue passieren.

Im weiteren Verlauf wollte beim BSV jeder mal ein Tor schießen – zumindest hatte es den Anschein. Denn hinten offenbarte man nun Lücken, die Berne zweimal zu nutzen wusste. Beide Male war es der ansonsten blasse Marco Theis, der in jenen Situationen jedoch seine außergewöhnlichen Fähigkeiten demonstrierte – und erst nach starker Ballannahme aus halbrechter Position zum 1:4 traf (68.). Dann nach einem langen Pass per Heber über Möller hinweg zum 2:5 (75.). Zwischenzeitlich war Ljubisavljevic auf der anderen Seite ein weiteres Mal zur Stelle – diesmal nach herrlichem Diagonalpass des gerade eingewechselten Justin Sadownik (72.). Sechs Minuten vor Ultimo machte Bramfeld das halbe Dutzend voll: Der ebenfalls in die Begegnung gekommene Christopher Hoff stand goldrichtig, nachdem Nick Mohr – wurde vom dritten Joker Matthias Müller in Aktion gebracht – an Latendorf hängenblieb. 6:2 BSV (84.)!

"Hätte Berne mit mehr Herzblut erwartet"

„Unser Plan ist ganz gut aufgegangen“, stellte Henning nach Spielschluss fest, „weil sie einerseits viele Fehler im Aufbau hatten und wir andererseits nach vorne richtig stark gespielt haben.“ Während der langjährige Kapitän des Vereins allen Grund zur Freude hatte, stand Berne-Coach Frank Neben auch einige Zeit nach Abpfiff noch mit Liga-Obmann Michael Kraft zusammen und analysierte das Gesehene. „Das fragen wir uns auch…“, entgegnete Neben auf die Frage, was mit seinem Team am heutigen Nachmittag los war. „Wir haben keinen Zugriff gefunden, weil wir gedanklich nicht da waren. Und wenn du so ein Spiel gewinnen willst, dann musst du natürlich auch eine andere Bereitschaft zeigen. Ich bin selbst noch immer etwas überrascht, da wir sowohl am Dienstag als auch am Donnerstag richtig gut trainiert haben und dort eine ganz andere Körpersprache hatten. Deshalb ist es für mich ein wenig irritierend. Eigentlich waren wir voller Optimismus“, so Neben, der aber auch gleichzeitig anfügte: „Mir war schon vor Beginn der Saison klar, dass die Spiele gegen Meiendorf, Dersimspor und Bramfeld die drei schwierigsten werden. Das ist auch eingetreten.“

Die abschließenden Worte gehören Carsten Henning, der vor dem Derby von einem heißblütigen Duell ausging. „Natürlich hätte ich ein engeres Spiel erwartet. Aber allen voran, da es ja auch ein Derby ist, hätte ich Berne mit mehr Herzblut erwartet“, gestand er – und verriet, wie er seine Truppe unter der Woche angepackt und diese Leistung rausgekitzelt hat: „Wir haben viele Gespräche mit den Jungs geführt und ihnen gesagt, dass wir mutig spielen und viel miteinander reden müssen. Das haben sie heute gut umgesetzt. Wir wissen, dass wir gute Einzelspieler haben, aber wir wollen als Mannschaft noch enger zusammenwachsen und uns stabilisieren.“ Ein erster Schritt ist schon mal gemacht.

Autor: Dennis Kormanjos