Gallig-geile „Geffi“-Kicker: Fünf Volltreffer, Vereinsrekord ausgebaut

Altengamme besiegt SVNA und Ex-Coach Andrade-Granados 5:1

12. Mai 2018, 21:05 Uhr

Jannis Reinhardt bot eine bärenstarke Partie im Trikot des SV Altengamme. Archivfoto: noveski.com

Das letzte Heimspiel, obendrein  Wiedersehen mit dem Ex-Trainer – da braucht es eigentlich kaum noch zusätzliche Motivation. „Wir wollten unbedingt gewinnen, um sicher Dritter zu werden“; erklärte Jörn Geffert, der Coach des SV Altengamme dann auch nach dem Spiel gegen den SV Nettelnburg-Allermöhe. Doch das war nur die halbe Wahrheit. Ein bisschen mehr hatte „Geffi“ seine Equipe schon „gekitzelt“: „Ich habe die Jungs gebeten, dass wir mal eine neue Entwicklung aufzeigen könnten. Es gab da in unserer Stadionzeitung ein Interview mit meinem Vorgänger, der die SVA-Spieler immer noch als seine Jungs tituliert hat und meint, er hätte die Entwicklung so vorausgesagt. Das ist sieben Monate her...“ Das wollte Geffert nicht auf sich sitzen lassen...

Seine Mannschaft, die von Beginn an enorm gallig auftrat, gab auf dem Feld die passende Antwort – und so saßen Oliver Franz, der Kapitän des SVNA, und Keeper Kai Erschens noch lange nach dem Abpfiff der Partie am Gammer Weg auf dem grünen Rasen. Ganz hinten, am Ende des Platzes im Strafraum. Keine Frage: Die beiden hatten Einiges zu besprechen. Einiges Revue passieren zu lassen. Denn die Rückkehr von SVNA-Coach Daniel Andrade-Granados an seine alte Wirkungsstätte hatte jede Menge zu bieten – nur eben keine Freude auf Seiten der Gäste. Und so antwortete Andrade-Granados auf die Frage, wie er denn den Auftritt seines „neuen“ gegen sein „altes“ Team mit nur einem Wort zusammenfassen würde, entwaffnend ehrlich: „Erschreckend!“

Geffert: „Eine Top-Mentalität hatte diese Truppe schon immer, jetzt bieten wir auch feinen Fußball“

Philip Alpen traf kurz vor der Pause zum 3:1 für den SVA. Archivfoto: noveski.com

Der Schrecken für die Gäste begann schon in der fünften Minute: Sandro Schraub legte im Fallen aus spitzem Winkel im Strafraum die Kugel nach innen, vorm Tor musste Max Böttcher nur noch einschieben. Der SVNA konterte diesen Treffer zwar mit dem Ausgleich durch Oliver Franz, der eine Hereingabe von rechts verwertete (13.), doch nur elf Minuten später führte dann wieder der Gastgeber: Jannis Reinhardt flankte nach innen, Farhad Ali und Philipp Sander schafften es in der Mitte beide nicht, das Leder aus der Gefahrenzone verschwinden zu lassen. Schraub zog als Nutznießer dessen ab – 2:1 (34.). Und noch vor dem Seitenwechsel legte die Mannschaft von Jörn Geffert nach: Reinhardt, der ein bärenstarkes Spiel machte, eroberte auf der linken Außenbahn an der Mittellinie im Zweikampf die Kugel, passte dann kurz vor der Box mit Übersicht ins Zentrum, wo Philip Alpen das Spielgerät annahm, einige Schritte machte und dann zum 3:1 einnetzte. „Das sah“ so sollte Geffert später sagen, „schon geil aus.“ Zuvor hatte Alpen nach 35 Minuten bereits die Latte getroffen.

Nach dem Pausentee gab es in der 53. Minute zunächst einen Foulelfmeter für die Hausherren, nachdem Leon Trothe im Anschluss an einen Freistoß zu Fall kam. Patrick Bierwagen schnappte sich den Ball, zielte ins von ihm aus gesehen linkte, untere Eck – und scheiterte an Erschens. Doch der nächste SVA-Jubel sollte nicht lange auf sich warten lassen: Alpen gewann am eigenen Strafraum den Ball, passte zu Schraub, der wiederum Reinhardt bediente. Und der schob an Erschens vorbei zum 4:1 ein (59.). Auf der anderen Seite deutete Referee Dennis Voß (TuS Dassendorf) dann ebenfalls auf den Punkt, nachdem Muizz Saqib zu Fall gebracht wurde. Altengammes Schlussmann Alexander Golinskie konnte mit Unterstützung des Pfostens den Einschlag des Balles im Netz verhindern, auch im Nachschuss hatte Ebadi kein Glück (68.). So blieb es Schraub vorbehalten, den letzten Treffer der Partie zu erzielen, als er nach Reinhardts Hereingabe von rechts erfolgreich war (79.).

Andrade-Granados: „Wir haben immer die falsche Entscheidung getroffen“

SVNA-Coach Daniel Andrade-Granados fand den Auftritt seiner Mannschaft erschreckend. Archivfoto: noveski.com

„Die Ansage war, alles rein fußballerisch zu lösen. Wir haben solche Spiele in der Rückrunde schon viele gemacht. Meine Team ist eine richtig gute Fußball-Mannschaft. Eine Top-Mentalität hat diese Truppe schon immer gehabt, jetzt bieten wir auch ein feines Fußball-Spiel“, lobte Jörn Geffert nach dem Schlusspfiff. „Bereits zur Halbzeit hätte alles klar sein können, bis dahin hätten wir vier oder fünf Treffer machen können. Aber so haben wir sie halt auf das gesamte Spiel verteilt“, analysierte der SVA-Coach und erklärte: „Im Grunde hatten weder ich, noch die Jungs vom SVNA was damit zu tun, wir waren raus aus der Nummer, aber ich denke schon, dass bei meinen Jungs der eine oder andere Anflug von Nervosität oder aber der Gedanke, es dem Ex-Trainer zu zeigen, da war. Ich habe im Abschlusstraining extra nochmal darauf hingewiesen, dass wir unsere Energie aufs Fußballspielen konzentrieren sollten. Das hat hervorragend geklappt – und das nicht zum ersten Mal.“

Aus Sicht seines Gegenübers „geht es völlig in Ordnung, dass wir verloren haben. Wenn man die Anzahl der Chancen sieht, dann ist auch die Höhe der Niederlage in Ordnung. Man muss dazu sagen, dass Altengamme in der ersten Halbzeit trotz des Lattentreffers eine starke Quote hatte“, bilanzierte Daniel Andrade-Granados. Der vergebene Elfmeter für den SVA sei „normalerweise ein Wachmacher. Aber nur, wenn du komplett im Spiel bist – das ist uns heute gar nicht gelungen“, so der SVNA-Übungsleiter weiter. Seine Equipe habe „heute alles dafür getan, dass Altengamme einen schönen Tag hat. Immer, wenn es einen Moment gab, in dem wir hätten zurückkommen können, haben wir das Tempo rausgenommen. Wir haben immer die falsche Entscheidung getroffen. Alle Gegentreffer aus der ersten Halbzeit resultieren aus Ballverlusten im Spielaufbau, weil wir zu viel Klein-Klein spielen wollten. Wir haben uns das Leben selbst schwer gemacht, während der Gegner die richtige Einstellung mitgebracht hat.“ Und seinem Vereinsrekord (49 Punkte) noch drei weitere hinzufügte...

Jan Knötzsch 

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