Erster Regionalliga-Dreier: AFC siegt gegen Tabellenführer LSK

Zwei Chancen, zwei Tore - die vollkommene Altona-Effizienz!

06. August 2017, 21:50 Uhr

Der erste Regionalliga-Dreier ist im Sack! Jan Novotny (oben) brachte den AFC-Sieg auf den Weg. Foto: KBS-Picture.de

Nach dem Saison-Highlight am vergangenen Dienstag, wo der AFC ein starkes Remis (3:3) im Testspiel gegen West Ham United erzielen konnte, reiste die Algan-Bande mit einer großen Tasche Selbstbewusstsein in die Hansestadt Lüneburg zum Tabellenführer der Regionalliga. Der LSK, mit zwei Siegen den perfekten Saisonstart erwischt, hatte in den letzten Wochen jedoch mindestens genauso viel Selbstvertrauen getankt und so war ein spannender Schlagabtausch gewiss.

Erste Chance, erstes Tor!

Und das merkten die 1410 Zuschauer an den Lüneburger Sülzwiesen vom Anpfiff an: Die Gastgeber schoben weit nach vorne, störten die Hamburger früh im Spielaufbau und ließen dem Aufsteiger so kaum eine Chance in die Partie zu finden. So bekam der Tabellenprimus nach drei Minuten die erste kleinere Chance: Kunze, der immer wieder Anspielstation der Weiß-Schwarzen war, gelang über die Außenbahn bis zur Grundlinie, passte flach in die Mitte, wo gerade noch ein Altonaer Fuß zur Ecke klären konnte. Hatten die Lüneburger den Spielbeginn weitestgehend in der Hand, sah man in den Folgeminuten von beiden Teams wenig. Es wirkte fast schon einschläfernd: Der AFC verlor nach wenigen Stationen oftmals den Ball und auch beim Gastgeber fehlte der entscheidende letzte Pass. Gut 20 Minuten dauerte es, bis der LSK die erste richtige Torchance der Partie auf seinem Konto verbuchen konnte: Nach einer Ecke von Ridel Varela Monteiro stieg Hunold am zweiten Pfosten in die Luft und drückte das Leder in Richtung Torwinkel – der Ball landete allerdings auf dem Tornetz (23.).
Fünf Zeigerumdrehungen später kamen auch die Gäste das erste Mal gefährlich vor das gegnerische Tor – und wie! AFC-Kapitän Brisevac zog einen scharfen Freistoß aus dem linken Halbfeld in den Fünfmeterraum, wo Novotny hochsprang, das Luftduell gegen LSK-Keeper Springer gewann, den Ball über die Linie drückte und den Schlussmann alles andere als glücklich aussehen ließ – 0:1 (29.)! Nach dem Führungstreffer der Algan-Elf verflachte die Partie erneut und so sahen die Zuschauer in der Salzstadt - bis auf eine schöne Aktion von Brisevac und Edeling, die sich in den gegnerischen Sechzehner kombinierten (40.) - wenig nennenswerte Strafraumszenen. 

Ein Tor, ein Assist: Auf AFC-Kapitän Nick Brisevac (re.) war mal wieder Verlass. Foto: KBS-Picture.de

Wirkten die Gäste in der Anfangsphase der Partie etwas unsortiert, zeigten sie in Durchgang Zwei wie es anders geht. Mit einem Freistoß aus 30 Meter, bei dem Brisevac es direkt versuchte und deutlich verzog (48.), läutete der Aufsteiger eine gut organisierte Phase ein. Hinten stabil und auf Konter lauernd, gab die Algan-Elf dem Gegner wenig Torchancen. „Wir haben keinen Zugriff mehr auf das Spiel bekommen und die nötige Entschlossenheit sowie Zielstrebigkeit in Richtung gegnerisches Tor hat gefehlt“, bilanzierte LSK-Coach Achim Otte. Erst eine Viertelstunde nach Wiederanpfiff kam der Gastgeber erneut gefährlich vor das Altonaer Gehäuse: Mit einem starken Ball aus dem Mittelfeld, direkt in den Lauf von Kunze, tauchte der 21-Jährige Angreifer vor Schlussmann du Preez auf, nahm sich allen Mut zusammen und hatte bei seiner Direktabnahme Pech, dass er den Ball nicht richtig traf und diesen deutlich in Richtung Eckfahne schickte. Ein lautes Stöhnen der Fans hallte über die Sülzwiesen (61.).
Hätte es auf der einen Seiten der Ausgleichstreffer sein können, wurde es auf der anderen Seite der Führungsausbau! Der Tabellenführer ließ den Gegner im eigenen Strafraum gewähren und dieser nutze es eiskalt aus! Über Kunter gelangte der Ball zu Brisevac, der aus zehn Metern locker einschieben konnte und vor den rund 400 mitgereisten Hamburger Fans zum feiern einlud (67.)! „Das 2:0 war die Vorentscheidung“, musste LSK-Trainer Achim Otte eingestehen. 

Altonas Yilmaz in Torhüter-Manier

Aus zwei guten Torchancen, zwei Tore erzielt – die volle AFC-Effizienz! Und es hätte noch deutlicher werden können: Keine zehn Minuten später, nach einem Brisevac-Freistoß von der rechten Strafraumgrenze, kam das Leder zu dem im Rückraum wartenden Hosseini, der es aus 20 Meter einfach mal versuchte und abdrückte. Mit voller Wucht sauste das Runde in Richtung Torwinkel und wäre womöglich unhaltbar im Netz eingeschlagen, doch Yilmaz blockte den Schuss seines Mitspielers drei Meter vor dem Tor und verhinderte so den endgültigen Dolchstoß (76.)!

Ein Letzter Ruck geht durch die Mannschaft, jedoch zu spät!

Altona-Coach Berkan Algan durfte sich über den ersten Regio-Dreier der Saison freuen. Foto: KBS-Picture.de

Schien es so als hätte der Gastgeber sich schon ergeben gehabt, kam das Team von Achim Otte durch Ilgner noch einmal zum Anschlusstreffer! Mit einem direkt verwandelten Freistoß aus 20 Meter, bei dem sich der Ex-Norderstedter ein Herz fasste und den Ball mit voller Kraft, unhaltbar gegen den rechten Innenpfosten hämmerte, von wo aus er ins Netz sprang, ging ein letzter Ruck durch die Salzstädter-Mannschaft (90.+1)! „Das war unnötig!“, ärgerte sich Altona-Coach Algan kurz nach dem Schlusspfiff, aber hob wenig später die positiven Dinge des Sieges hervor: „Im Großen und Ganzen standen wir kompakt und haben verdient gewonnen. Wir haben das Spiel über die meiste Zeit kontrolliert und einen guten Auftritt gezeigt.“ Sein Gegenüber, Achim Otte, sah ebenfalls einen verdienten Sieg des AFC: „Altona war abgezockter, hat gut geordnet agiert und eine leidenschaftliche Truppe zusammen.“ Der Neu-Coach sah jedoch vor allem „die eigene Leistung als entscheidenden Punkt, der zur Niederlage führte“. Außerdem „habe das nötige Etwas gefehlt und Altona hatte genau dieses an den Tag gelegt“, so der 49-Jährige.
„Den Schwung, den wir beim 2:1-Anschlusstreffer bekommen haben, hätten wir einen Tick früher entwickeln sollen“, bilanzierte Otte abschließend und zeigte sich schlussendlich enttäuscht: „Wir haben uns das anders vorgestellt. Wir wussten, dass es nach den beiden Siegen nicht so weitergehen kann. Heute war mehr unsere Leistung entscheiden, dass wir das Spiel verloren haben.“

„Der Pokal ist eine ganz komische Nummer."

Nun heißt es für beide Teams, sich voll auf den Pokal-Wettbewerb zu konzentrieren. Während die Lüneburger am kommenden Samstag in der ersten Runde des DFB-Pokal den FSV Mainz 05 empfangen, müssen die Altonaer zum Bezirksligisten SC Hansa 11 reisen. „Wir müssen hochkonzentriert sein“, mahnt Algan und fügt an: „Der Pokal ist eine ganz komische Nummer, da habe ich auch als Spieler schon merkwürdige Sachen erfahren. Da dürfen wir uns nichts erlauben.“

Autor: Daniel Meyer