Oberliga

Erst Wackel-Wedel, dann fast der Wahnsinn: “Dürfen uns nicht selbst töten oder tot reden lassen”

Nach Curslack-Führung kommt Wedel zurück, verpasst aber den Sieg

22. April 2019, 15:50 Uhr

Jaques Rodrigues e Oliveira (li.) hatte Wedels Siegtreffer auf dem Fuß, konnte SVCN-Keeper Gianluca Babuschkin aber nicht überwinden. Foto: KBS-Picture.de

Manchmal kann man es gar nicht mehr aushalten. Ein bisschen Masochismus ist schon dabei”, sagte Andelko Ivanko und konnte sich ein kleines Grinsen zum Abschluss seines Statements nach dem Spiel zwischen dem Wedeler TSV und dem SV Curslack-Neuengamme (Hier gibt's den Live-Ticker zum Nachlesen) nicht verkneifen. Der Bstiegskampf zehrt an den Kräften des Wedeler Coaches, ganz klar. Dabei war dem Übungsleiter der Hausherren doch eigentlich nach dem Abpfiff alles andere als zum Lachen zumute. “Wir hätten die drei Punkte gebraucht”, ärgerte Ivanko sich nach dem Match, das beim 2:2-Endstand mit einer Punkteteilung endete.

Beinahe hätte es tatsächlich sogar noch zum vom Trainer angesprochenen “Dreier” gelangt, wenn, ja wenn Jaques Rodrigues de Oliveira wenige Augenblicke vor dem Ende der Partie doch nur etwas mehr Zielwasser getrunken gehabt hätte: Nach einer Ecke, die Jannick Wilckens hereinbrachte, segelte der Ball erst einmal quer durch die Box in Richtung zweiter Pfosten, kam von dort dann über Umwege zu Rodrigues de Oliveira und der hätte aus zwei Metern am linken, kurzen Pfosten eigentlich nur noch einschieben müssen. Doch dieses Unterfangen misslang. Der Ball ging daneben, die Chance war dahin. Nachdem Wedel erst gewackelt hatte, verpasste das Team den Wahnsinn, das Spiel komplett zu drehen, knapp. “Wir dürfen uns nicht selbst töten oder tot reden lassen”, gab Andelko Ivanko nach dem Match zu Protokoll, als es um die Frage ging, ob dieser eine Punkt für Wedel denn nun zum Leben zu wenig und zum Sterben zu viel sei.

Wulff: "Wir hätten den Sack einfach früher zumachen müssen”

Unter Druck gesetzt: Der Curslacker Jan-Hendrik Bannasch (Nummer fünf) attackiert Wedels Christian Dirksen bei der Ballannahme. Foto: KBS-Picture.de

“Ich habe die Szene selbst gar nicht so richtig gesehen, weil der Ball aus dem Gewühl kam und mir die Sicht verdeckt war”, verriet Ivanko nach dem Schlusspfiff in Bezug auf die ungenutzte Chance zum Siegtreffer. Dass seine Elf zu diesem Zeitpunkt überhaupt wieder der im Spiel war, verdankt sie den beiden Treffern von Kjell Ellerbrock (38.), der einen Elfmeter verwandelte, und Marlo Steinecke, der fünf Minuten nach der Pause erfolgreich war, und mit seinem Torerfolg das Resultat vor den 137 Zuschauern im Elbestadion egalisierte. Denn: So stark, wie Wedel kurz vor und nach der Pause agierte und zu seinem Treffern kam, so schwach präsentierten sich die Hausherren in der Anfangsphase des Spiels. Und das mit Folgen.

Mit zwei Treffern in der zehnten und 14. Minute hatten Florian Rogge, der sich in starkes Spiel machte, und Timo Lenz, der zur Pause dann mit einer Platzwunde am Kopf in der Kabine bleiben musste, obwohl er nach Auskunft von SVCN-Coach Matthias Wulff gerne weitergespielt hätte, dafür gesorgt, dass die Gäste sich schon sicher auf der Siegerstraße wähnen durften. Beinahe wäre die ganze Sache sogar noch deutlicher geworden. Doch das war der Haken: eben nur beinahe. Denn der Gast vom Gramkowweg vergab vorm Seitenwechsel die frühzeitige und klare Entscheidung - allen voran Lenz nach 16 Minuten. 

Ivanko: "Das reibt mich so dermaßen auf, dass man es gar nicht beschreiben kann"

Nervenaufreibend: Für Coach Andelko Ivanko (vo.) und den Wedeler TSV bleibt es im Abstiegskampf weiterhin enorm eng. Foto: KBS-Picture.de

“Am Anfang hatten wir genau das vor: Wir wollten Wedel überraschen und überfallen. Das ist uns gelungen. Wir sind extrem gut ins Spiel hereingekommen”, hatte auch Matthias Wulff zunächst Positives von seiner Mannschaft gesehen, musste dann aber die beiden Nackenschläge hinnehmen. “Der Konter vor dem zweiten Tor nach einer Ecke für uns darf so niemals passieren”, konstatierte Curslacks Coach mit Blick auf den Ausgleich, bei dem Wedels Keeper André Alves Lopez mit einem weiten Abwurf Marcus Richter bediente und dieser für Steinecke auflegte. Und auch der Strafstoß vorm 1:2 erregte Wulffs Gemüt: “Der Wedeler Spieler dribbelt aus dem Strafraum heraus. Den muss man nicht pfeifen”, befand Wulff, dessen Elf kurz vorm Ende Sebastian Spiewak durch eine Gelb-Rote Karte (88.) verlor.

Auf der anderen Seite ließ Schiri Martin Ghafury (BU) bei einem rüden Foul von Steinecke, der einen Konter unterband, unverständlicher Weise die Rote Karte stecken (90.). Andelko Ivanko war’s letztlich egal. “Gegen Pinneberg am nächsten Sonntag kann man drei Punkte einplanen”, stellte der Wedeler Übungsleiter mit dem Wissen, dass selbst der ebenfalls vom Abstieg bedrohte SC Condor den VfL heute mit 10:0 schlug, fest. “Wir brauchen endlich mal ein Spiel wo wir aus dem Nichts Glück haben. Bisher müssen wir uns alles hart erarbeiten. Das reibt mich so dermaßen auf, dass man es gar nicht beschreiben kann. Ich bin so aufgewühlt, dass ich nicht schlafen kann”, verriet Ivanko. Seinen Gegenüber nahm derweil etwas anderes mit: “Wir hätten den Sack einfach früher zumachen müssen. Die beiden Gegentreffer waren bitter”, so Curslack-Coach Matthias Wulff abschließend.

Jan Knötzsch

Mehr zum Thema