„Einige wären wohl lieber zum Frühshoppen gegangen!“

Trotz Sieg: Richter unzufrieden – Paloma im Pech

25. April 2016, 11:29 Uhr

Jean-Pierre Richter hätte sich eine andere Einstellung seiner Jungs gewünscht und war trotz des Sieges nur bedingt zufrieden. Foto: KBS-Picture.de

Erst hast du kein Glück und dann kommt auch noch Pech hinzu! Der USC Paloma hat in dieser Saison wahrlich keine Bäume ausgerissen – ganz im Gegenteil sogar. Aber der Heimauftritt gegen den FC Süderelbe gehörte noch zu den besseren Spielen dieser insgesamt trostlosen Spielzeit – und dennoch stand man am Ende erneut mit leeren Händen dar. „Irgendwann kotzt es einen an, immer Glückwünsche und Komplimente zu verteilen. Heute bin ich über den Ausgang wirklich maßlos enttäuscht, da die Truppe trotz aller Rückschläge eine tolle Moral gezeigt hat“, gab Interimstrainer Carsten Gerdey auf der Pressekonferenz nach der Partie zu Protokoll.

Klaas Kohpeiß (r.) erzielte die frühe Führung, musste kurz vor der Pause aber verletzt raus. Foto: KBS-Picture.de

Weniger glücklich war hingegen Gäste-Coach Jean-Pierre Richter, der trotz des Sieges kritische Worte fand: „Wir haben heute ein Gesicht an den Tag gelegt, das nicht unsere Performance widerspiegelt. Das war sowohl läuferisch als auch zweikampftechnisch ein schwaches Spiel von uns. Einige wären wohl lieber zum Frühshoppen gegangen – zumindest hatte ich den Eindruck. Da muss ich auch mal große Kritik an meiner Mannschaft üben!“ Dabei hätte es vor gerade einmal 70 Schaulustigen an der Brucknerstraße kaum besser losgehen können für die „Kiesbargler“: Es waren noch nicht einmal 120 Sekunden vorüber, als ein Fehlpass der Uhlenhorster im Aufbau gnadenlos bestraft wurde, Yannick Petzschke den durchstartenden Klaas Kohpeiß frei spielte und dieser aus halblinker Position ganz eiskalt ins rechte untere Toreck einschob! Kurz darauf vergab Matteo Evers die große Ausgleichschance, als er eine Flanke von Mladen Tunjic unbehelligt am linken Pfosten vorbei köpfte (10.). Zum Abschlusspech gesellte sich folglich auch noch das Verletzungspech: Kapitän Mladen Tunjic blieb nach einem Pressschlag im Mittelkreis gegen Dennis Richter verletzt liegen und musste früh mit einem Pferdekuss ausgewechselt werden (19.).

Evers zuerst eigensinnig, dann leichtfertig

Rihards Depers ließ sein Team wieder auf etwas Zählbares hoffen. Foto: KBS-Picture.de

Nachdem Kohpeiß wenige Augenblicke zuvor mit seinem Kopfball nach einem Freistoß von Dennis Bergmann das 2:0 noch haarscharf verpasste, konnte Samuel Louca kurze Zeit später das Ergebnis verdoppeln, als er sich nach einem Eckball von Mirco Bergmann keiner großen Gegenwehr ausgesetzt sah und locker einschädelte (25.)! Doch auch davon ließ Paloma sich nicht beirren und schlug postwendend zurück: Petzschke verlor das Leder – Max Krause marschierte auf rechts bis zur Grundlinie herunter und fand im Zentrum Rihards Depers, der per Direktabnahme und mit Hilfe des linken Innenpfostens verkürzte (28.)! In Minute 36 hätte Evers wieder alles auf null stellen können, wenn er eine Unkonzentriertheit von Anton Lasko konsequenter genutzt hätte – doch der Youngster verzog deutlich. Der ehemalige A-Jugendliche des Rahlstedter SC demonstrierte zu Beginn des zweiten Abschnitts auch, weshalb es bei den „Tauben“ in dieser Saison überhaupt nichts zusammenläuft. Nachdem der starke Jannik Dreyer am gegnerischen Sechzehner von Lasko gelegt wurde, legte sich der 20-Jährige den Ball zu einem Freistoß zurecht – entgegen des Willens seiner Mitspieler. Drei Mann standen um Evers herum, der sich nichts sagen lassen wollte. Der eigentlich vorgesehene Schütze Jean Phillipe Gnanzou ließ diese Egoismus-Aktion des talentierten Jungspundes ebenso über sich ergehen wie Florim Osmani, der sich nur ins Gesicht fasste und abdrehte. Evers versuchte also sein Glück und blieb mit seinem Versuch in der Mauer hängen. Zu allem Überfluss traf er bei seinem Schuss aus 18 Metern auch noch einen Mitspieler, weshalb es nur Abstoß gab.

Große Vorwürfe konnte sich der USC auch in der Folge nicht machen. Dreyer nickte einen Gnanzou-Eckball nur knapp am zweiten Pfosten vorbei (69.), ehe Evers seinen Fehler wieder wettmachen wollte, stattdessen aber erneut die völlig falsche Entscheidung traf. Von Dreyer und Kamé Ekué in Szene gesetzt, marschierte er auf halbrechts blank auf Dennis Lohmann zu und versuchte nochmal den Querpass auf Gnanzou – doch drei Süderelbe-Verteidiger stellten diesen zu, so dass dieses Vorhaben misslang. Dieses Mal hätte er wohl selbst den Abschluss suchen müssen (75.). Auch in der Nachspielzeit war Paloma nicht gerade vom Glück verfolgt, als ein Abwehrbein des FCS im Verbund mit Dreyer ein tolles Couybes-Solo über links aufs Gäste-Tor brachten – Lohmann klärte mit dem Fuß zur Ecke. Auch diese sollte nochmal für ein wenig Gefahr sorgen, doch am langen Pfosten kamen sich gleich zwei Mann der Uhlenhorster gegenseitig in die Quere (90. +2). Von Süderelbe ging nach der Pause keinerlei Torgefahr mehr aus. Man konnte den Eindruck gewinnen, dass man sich nach dem frühen 2:0 auf der sicheren Seite sah und das Fußballspielen komplett einstellte.

„Bin wirklich stolz auf die Jungs!“

Carsten Gerdey lobte die Einstellung seiner Mannen. Foto: KBS-Picture.de

„Mit solchen Auftritten riskieren wir unsere gute Saison und einen guten Abschluss. Wir hatten heute wahnsinnig viel Glück, als Sieger vom Platz zu gehen“, befand Richter, der kurz vor der Pause auch noch den Ausfall von Klaas Kohpeiß verkraften musste. Zum Glück handelt es sich wohl nur um eine Zerrung beim Schützen des 1:0. Gerdey bilanzierte unterdessen: „Zu Beginn waren wir sehr träge und haben durch katastrophale Fehler das 0:2 hergeschenkt. Aber danach hat die Mannschaft wirklich alles reingeschmissen, mit Kampf und der nötigen Bissigkeit gespielt. Deshalb bin auch absolut stolz auf die Jungs, weil wir zwar abgestiegen sind, aber nichtsdestotrotz den Verein repräsentieren und uns mit Anstand verabschieden wollen.“