ODDSET-Pokal

Ein reaktivierter Held im Tor, ein Prince mit dem „königlichen Ausrufezeichen“!

In der Nachspielzeit: Osdorf kegelt BU raus - und feiert einen „Comebacker“

31. März 2019, 18:47 Uhr

Überschwänglicher Jubel bei Spielern und Fans des TuS Osdorf nach dem „Last-Minute-Treffer“ durch Prince Hüttner. Foto: Heiden

Es lief alles auf eine Verlängerung hinaus. Die letzte von drei angezeigten Minuten Nachspielzeit war bereits angebrochen, als der HSV Barmbek-Uhlenhorst nochmal einen letzten Freistoß zugesprochen bekam. Sollten die Stier-Schützlinge doch noch den „Luckypunch“ setzen, einer „Overtime“ entkommen, und die 592 Zuschauer an der Dieselstraße in Jubelstürme versetzen? Von wegen! Der Ball wurde vom TuS Osdorf abgefangen und von Felix Spranger aus der Gefahrenzone gejagt. Der vermeintliche Befreiungsschlag wurde zu einer mustergültigen Vorlage für Prince Hüttner, der auf Höhe der Mittellinie den Turbo zündete, seinem Gegenspieler nur die Hacken zeigte, BU-Fänger Oliver Gaedtke umkurvte, das naive Abwehrverhalten der Barmbeker bestrafte, und zum 2:1 für den Außenseiter einschob!

Tim Jobmann köpfte den Gast in Front. Foto: Heiden

Mit jener Aktion ließ Hüttner den prall gefüllten Osdorfer Block auf der Tribüne schier ausflippen. Die ganze Mannschaft spurtete in Richtung des Siegtorschützen und feierte den „Last-Minute-Treffer“ überschwänglich. Der Prince avancierte damit zum Osdorfer Pokal-König – doch die Geschichte des ODDSET-Pokal-Viertelfinals (alle Highlights im LIVE-Ticker) war einer ganz anderen Person vorbehalten: Sascha Imbusch. Der 37-Jährige hatte nach dem Pokal-Coup mit seinen Emotionen zu kämpfen. Vor sieben Jahren verletzte sich Imbusch vor dem Pokal-Halbfinale gegen Germania Schnelsen beim Warmmachen und müsste somit von der Bank aus zusehen, wie sein TuS mit 0:2 den Kürzeren zog und den Einzug ins Finale verpasste. „Die Geschichte war einfach noch nicht zu Ende erzählt“, hoffte der Torhüter auf ein „Happyend“ – und sollte es tatsächlich bekommen. „Ich wusste, irgendwann wird es nochmal so weit sein – und dann holen sie mich für so ein Spiel hierher.“ Der Grund für das Comeback des eigentlich schon in (Fußball-)Pension befindlichen Imbusch: Claus Hencke musste verletzungsbedingt passen, Nick Schmidt sah am letzten Wochenende in Dassendorf die Rote Karte. Osdorf stand also ohne Schlussmann da!

„Es ist schwer, das alles in Worte zu fassen“

Prince Hüttner (re.) - hier gegen Chris Pfeifer - gelang der „königliche“ Luckypunch. Foto: Heiden

„Ich danke Cemil (Manager Yavas; Anm. d. Red.), der gleich an mich gedacht hat“, so Imbusch mit leicht brüchiger Stimme, ehe er seine Reaktion auf die Anfrage kundtat: „Ich habe ihn erstmal gefragt, ob er den richtigen Sascha angehauen hat.“ Als ihm Yavas dies bestätigte, „musste ich nicht lange überlegen. Das ist mein Verein. Wenn der mich braucht, dann bin ich auch da!“ Vor einem halben Jahr habe er „nochmal kurz bei Flottbek angefangen“, wie er verriet, „aber das ging wegen der Arbeit nicht so richtig. Wenn man’s genau nimmt, dann habe ich jetzt sieben Jahre nicht mehr gespielt.“ Davon war jedoch nur wenig zu sehen. Im Gegenteil. Imbusch spielte gut mit, war mutig, lautstark – und zur Stelle, wenn er gebraucht wurde. So auch in der 96. (!) Minute, als Tim Jeske urplötzlich komplett blank vor ihm auftauchte – aber Imbusch sich ihm mit vollem Einsatz und jeglichem Risiko in den Weg schmiss und parierte. Dass Jeske bei jener Aktion im Abseits stand und der Treffer ohnehin nicht gezählt hatte, war da nur Makulatur. „Es ist schwer gerade, das alles in Worte zu fassen. Die Emotionen kochen über. Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll. Ein besseres Gefühl gibt es für einen Fußballer nicht“, erklärte der umjubelte Matchwinner – nachdem ihn seine Mannschaft vor den Fans hochleben ließ.

„Habe mir beim Warmmachen die Rippe verknackst“

Die Mannschaft wusste, bei wem sie sich zu bedanken hatte: Sascha Imbusch zeigte bei seinem Comeback eine tadellose Leistung. Foto: Heiden

Nur einmal war er komplett machtlos, als Niklas Sabas eine flache Hereingabe von Ronny Buchholz direkt nahm – und der leicht abgefälschte Schuss aus kurzer Distanz hinter ihm einschlug (68.)! Dies war unmittelbar nach der Osdorfer Führung durch Tim Jobmann, der eine Freistoß-Flanke von Mehmet Eren mit dem Hinterkopf ins lange Eck verlängerte (64.)! Die Hausherren hatten zwar mehr vom Spiel, aber es fehlen die zündenden Ideen. Osdorf stand kompakt, gut – und setzte in der Nachspielzeit das „königliche“ Ausrufezeichen durch den „Prinzen“, was vor allem den Mann zwischen den Pfosten freute: „Ich habe mir die ganze Zeit gedacht: Bitte keine Verlängerung oder Elfmeterschießen.“ Nicht etwa aus Furcht, sondern aufgrund der Tatsache, dass Imbusch beinahe ein Déjà-vu erlebt hätte: „Ich habe mir beim Warmmachen die Rippe ein bisschen verknackst. Das passt irgendwie zu mir“, witzelte er – und biss auf die Zähne. Am Montag stieg er ins Training ein, machte „eine Umstellung von 180 Grad“ durch – und am Ende einer turbulenten Woche feierte er mit „einer richtig geilen Truppe“ den Einzug ins ODDSET-Pokal-Halbfinale. „Mehr geht nicht!“, jubelte Sascha Imbusch – während er seinen Sohnemann auf den Armen trug. Ein Nachmittag, den der 37-jährige Torsteher so schnell sicher nicht vergessen wird.. 

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