Dersim-Dilemma: Gut gespielt, nicht getroffen – Bramfeld behält die Ruhe

Gastgeber verlieren gegen den BSV zwei Spieler und das Spiel mit 0:2

12. August 2018, 19:05 Uhr

Der Moment kurz vor der Entscheidung: Milos Ljubisavljevic (re.) auf dem Weg zum 2:0. Foto: Brussolo

Als alles vorbei war, nahmen die Spieler von Dersimspor größtenteils auf der Ersatzbank Platz, ein anderer Teil stand im Halbkreis davor. Dazwischen saß Roberto D'Urso auf dem Boden. Der Mittelfeldspieler ergriff nach der 0:2-Heimniederlage gegen den Bramfelder SV das Wort. Und auch, wenn sich etliche Akteure zuvor nach dem Abpfiff von Schiedsrichter Janik Möller (SV Lieth) geärgert hatten, waren es positive Töne, die D'Urso anschlug. Nicht zu Unrecht. Denn trotz der Pleite hatte die Mannschaft von Coach Sven Siebert einen Auftritt hingelegt, der aller Ehren wert war – zumindest, was das Spielerische anging.

Dem musste auch Mirko Schulz beipflichten. „Man muss anerkennen: In der ersten Halbzeit war Dersimspor klar überlegen, hat gut gespielt und war vor allem bei den Standardsituationen brandgefährlich“, konstatierte der Mann, der neben Carsten Henning als BSV-Coach an der Seitenlinie stand. „Diese Standards haben wir nicht in den Griff bekommen und in zwei, drei Situationen mit Geschick und Glück geklärt. Wir haben unsere Führung so in die zweite Halbzeit retten können und da spielen wir das Ganze dann stark runter“, analysierte Schulz das Duell vor den rund 80 Zuschauern auf dem Kunstrasen an der Baererstraße. Und Schulz kam auch nicht umhin, zuzugeben, dass man den Verlauf der ersten 45 Minuten wie folgt hätte zusammenfassen können: Dersim spielt, schenkt Bramfeld eine Chance und der BSV nutzt sie.

Schulz: „Unsere Jungs sind cool geblieben – alles andere ist nicht wichtig“

Robin Polzin (re., hier gegen Umut Yildiz) erzielte nach sechs Minuten das 1:0 für Bramfeld. Foto: Brussolo

Denn genau das passierte nach sechs Minuten. Der erste gefährlichen BSV-Angriff ergab sich unter freundlicher Mithilfe der Hausherren, die Robin Polzin im Strafraum gewähren ließen, sodass dieser seinen Gegenspieler stehen lassen konnte und zur Führung für den BSV verwandelte. „Nach sechs Minuten so ein Geschenk zu machen, ist ein mehr als blöder Zeitpunkt“, ärgerte sich Dersims Coach Sven Siebert, der anschließend bis zum Pausenpfiff eigentlich nur seine Mannschaft im Angriff sah. Zunächst zielte D'Urso drüber (10.), dann wurde ein Schuss von Rafat Waseq im Anschluss an eine Ecke auf der Linie geblockt. Die große Frage: Mit der Hand oder nicht? Dersim intervenierte und wollte einen Strafstoß, Schiri Möller ließ weiterspielen (15.).

Ebenso verhielt er sich eine Minute später, als ein Kopfball von D'Urso von der Unterkante der Latte nach unten sprang. Über die Linie? Dersim sagte ja, Möller nicht (16.). Die nächste Chance ließ dann Marco Löffke aus, der nach 21 Minuten einen Pass von Umut Yildiz erlief, die Kugel dann aber über das Gebälk setzte. Kurz vor dem Pausenpfiff gab es den nächsten Aufreger: Lamin Jawla fand mit einem Schuss seinen Meister in BSV-Keeper Sascha Kleinschmidt, der abwehrte. Der Ball kam anschließend beim Nachschuss erneut aufs Tor, abermals wurde er geblockt und wieder wollte die Dersim-Belegschaft – anders als der Unparteiische – ein Handspiel gesehen haben (45.). Es sollte nicht die letzte Unstimmigkeit zwischen diesen beiden Parteien bleiben.

Düring und Topuzovic fliegen vom Platz, Ljubisavljevic hat Glück

Feuer frei: Dersimspors Marco Löffke (re.) setzt zum Torschuss an. Foto: Brussolo

Denn: Die zweite Halbzeit war keine zehn Minuten alt, als Spielleiter Möller Dersim-Coach Siebert nach wiederholtem Reklamieren von der Trainerbank verwies (54.). Fortan stand der Trainer der Hausherren unter den Zuschauern und tigerte dort bisweilen nervös auf und ab. Von seinem neuen Platz aus bekam er zumindest eine weitere richtige Einschussmöglichkeit seiner Equipe zu sehen: Nach einem Foul zentral vorm Strafraum brachte Atef Zakerwal den anschließenden Freistoß Richtung Tor. Doch Kleinschmidt lag quer in der Luft und machte die Gelegenheit zunichte (63.). Mehr als zwei kleinere „Halbchancen“ durch Zakerwal (67.) und Jawla (73.) kam von Dersimspor nicht mehr. Ganz anders die Gäste: Der erst kurz zuvor eingewechselte Shadrak Müller spielte in der 78. Minute die Kugel aus dem Gewühl auf Milos Ljubisavljevic, der vorm Kasten cool blieb und auf 2:0 für seine Farben erhöhte.

Sechs Minuten vor dem Ende hatte er sogar noch den dritten Treffer auf dem Fuß, scheiterte aber an Dersim-Schlussmann Mark Osnowski. Zu diesem Zeitpunkt spielten die Gastgeber bereits mit einem Mann weniger: Giovanni Düring hatte nach 80 Minuten die „Ampelkarte“ gesehen. „Gelb“ hatte sich Dersims Nummer 99 zuvor in einem Duell mit Ljubisavljevic abgeholt, wobei der Bramfelder in jener Szene nachgetreten haben soll. Doch Spielleiter Möller ließ dies ungeahndet. Dafür aber reagierte der Referee fünf Minuten vor Ultimo, als er Dersims Samed Topuzovic wegen Beleidigung den roten Karton unter die Nase hielt. „ Bei der Aktion von Milos muss ich ganz ehrlich sagen: Ich habe sie nicht gesehen, kann das null einordnen. Wenn er unsportlich gewesen sein sollte, würde ich das zugeben, wenn ich es gesehen hätte“, so Bramfeld-Coach Schulz.

Siebert: „Man kann zwei Elfmeter für uns pfeifen – das sind die Knackpunkte“

Zweikampf im Mittelfeld: Der Bramfelder Ali Zadfar (re.) duelliert sich mit Dersims Roberto D'Urso. Foto: Brussolo

Dass die Gegenseite nach dem Match ob der Schiedsrichter-Leistung erzürnt war, konnte Schulz nachvollziehen. „Ich glaube, dass Dersim sich ausgerechnet hat, uns zu stürzen. Sie waren auch kurz davor. Dann zu akzeptieren, dass man als Verlierer den Platz verlässt, bekommt nicht jeder hin. Das ist keine Kritik. Manchmal gehen einem die Nerven durch. Das ist halt so. Unsere Jungs sind cool geblieben. Alles andere ist für uns nicht wichtig“, gab er im Anschluss an die Begegnung zu Protokoll, zu und freute sich: „Außer dem einen Freistoß, den Sascha Kleinschmidt halten muss, lassen wir nach der Pause nichts mehr zu. Aufgrund der zweiten Halbzeit ist unser Sieg nicht unverdient.“

„Ich kann meiner Mannschaft keinen Vorwurf machen, wir haben in der ersten Hälfte wirklich guten Fußball gespielt, unglaublich viel investiert und mindestens ein Tor verdient“, so Schulz' Wiederpart Sven Siebert. „Ich gratuliere Bramfeld zum Sieg, zu dem wir den BSV allerdings einladen. Der Schiri tut dann sein Übriges dazu“, sagte Dersimspors Trainer und präzisierte: „Das Gespann hatte einen ganz, ganz großen Einfluss. Ich möchte kein Schiri sein, das gebe ich gerne zu. Aber: Man kann zwei Elfmeter für uns pfeifen, bei beiden Handspielen wird die Körperfläche verbreitert. Das sind die Knackpunkte. Dass wir danach Undiszipliniertheiten reinbringen und Platzverweise bekommen, kennt man von uns inzwischen nicht mehr. Es muss also schon einiges vorgefallen sein. Und dass ich selbst von der Linie verwiesen werde – übrigens ohne, dass der Schiri mich vorher ermahnt hat –, hat es seit mindestens zehn Jahren nicht gegeben.“

Jan Knötzsch   

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