Der SV Lurup schlägt den Spitzenreiter und macht die Welle

Farbiges Spiel am Vorhornweg

11. September 2017, 10:20 Uhr

In der Schlussphase ging es heiß her. Für jenes Einsteigen sah Nienstedtens Papa Ndiaye die Ampelkarte. Foto: Klaas Dierks

Bei herbstlichem Regenwetter und schwierigen Sichtbedingungen durch die silberfarbenen Rückennummern des Gastes, die für die Zuschauer unter Flutlicht nur schwer auszumachen waren, empfing der SV Lurup den Spitzenreiter SC Nienstedten. Die Trainer beider Teams waren aufgrund von Personalausfällen gezwungen, die jeweiligen Mannschaften im Vergleich zur Vorwoche neu aufzustellen. Vielleicht erklärte das den relativ kontrolliert-vorsichtigen Beginn.

Allerdings gelang es der Heimmannschaft auch in der Anfangsphase durch Aktionen von Philipp Turan, Khaled Belkhodja und Haji Jamal Akzente zu setzen. In der 15. Minute passte Martin Bushaj auf Höhe der Mittellinie zu Fatih Bayraktar, der rechts in den Strafraum des Spitzenreiters vorstieß und aus 15 Metern – bedrängt von Filip-Andre Barbarez – mit einem sehenswerten Heber über Torwart Niklas Schwarz das 1:0 für Lurup erzielte.

Ex-Altonaer Drinkuth erzielt zehntes Saisontor

Foto: Klaas Dierks

Nienstedten zeigte sich davon kaum beeindruckt und hatte in der 21. Minute durch den engagierten Papa Mousse Ndiaye eine Halbchance und zwei Minuten später durch Daniel Frercksen eine gute Möglichkeit, als dieser von links im Sechzehner auf Höhe des Fünfmeter-Raumes knapp verzog. Außer einer Gelben Karte gegen einen Spieler der Gäste in der 33. Minute und einer Ecke in der 43. Minute für Lurup, die nichts einbrachte, gab es aus der ersten Halbzeit nichts Erwähnenswertes mehr zu berichten. Dafür sollte es die zweite Halbzeit in sich haben!

Nienstedten kam wacher und entschlossener aus der Pause. Direkt nach Wiederanpfiff bekam Dominic Goos den Ball. Er drang in den Strafraum ein und zimmerte den Ball aus etwa sieben Metern am rechten Knick vorbei. In der 51. Minute startete Jakob Drinkuth, der vor der Saison von Regionalliga-Aufsteiger Altona 93 ins Quellental wechselte und mit bereits neun erzielten Treffern die Torschützenliste der Bezirksliga West anführt, ein schönes Solo, das ihn in den Sechzehner der Heimmannschaft führte. Aus halbrechter Position ließ er Keeper Ernst aus sechs Metern keine Chance und glich mit seinem zehnten Saisontor aus. Einer der wenigen Momente, in denen die Luruper Abwehr nicht ganz auf der Höhe war. Ansonsten verrichtete die Viererkette mit Konstantin Ockasov, Hüsnü Turan, Thorben Dahlgrün und „Oldie“ Haris Junuzovic nicht erst in dieser Partie gute Arbeit. Ein neues Gefühl für Lurups Defensive.

„Wäre, wäre Fahrradkette!“

Ein freudestrahlender Siegtorschütze: Haji Jamal. Foto: Klaas Dierks

Allerdings scheint sich die Mannschaft des Absteigers nach Rückständen noch verunsichern zu lassen. Denn nun kamen die starken 15 Minuten des Spitzenreiters, der jetzt Druck machte und sich mehrere gute Möglichkeiten erspielte. Die beste davon in der 64. Minute: Malte Seemann setzte sich auf seinem rechten Flügel durch, marschierte fast bis zur Grundlinie durch und legte dann scharf quer an allen vorbei auf den am linken Pfosten völlig freistehenden Nicklas Hendrik Dühring, der um eine Fußspitze zu spät in den Ball grätschte und das Spielgerät an den linken Außenpfosten bugsierte. Das hätte das 1:2 sein müssen. Aber wie sagte der unsterbliche Lothar Matthäus so schön: „Wäre, wäre Fahrradkette!“

Lurup nahm den Schock als Impuls selbst wieder aktiv zu werden. Dabei stach besonders Mittelfeldmotor Roberto Estevez Rodriguez ins Auge, der an den nächsten vier Hochkarätern für Lurup maßgeblich beteiligt war. In der 68. und 71. Minute bereitete er zwei Luruper Großchancen durch Sololäufe vor und passte jeweils im richtigen Moment auf die blank stehenden Jamal und Karimi, die aber beide den Ball nicht am gut reagierenden Schlussmann Niklas Schwarz vorbeibringen konnten. Dann hörte Rodriguez jedoch auf seinen Trainer. „Trau dich!“, rief der ihm während des Spiels zu. Und das tat er in der 79. Minute auch. Aus gut 20 Metern halbrechter Position packte er den Hammer aus. Schwarz im Kasten des Gastes konnte dem Ball nur hinterherschauen und wird erleichtert registriert haben, dass der Ball an die Latte klatschte. In der 82. Minute veredelte schließlich Haji Jamal das nächste Anspiel von Rodriguez. Kapitän Seemann warf sich vergeblich in den Weg des Balles, der herausstürmende Schwarz war diesmal machtlos. Jamal erzielet den Siegtreffer aus 14 Metern halblinker Position.

Farbenfrohe Angelegenheit: Drei Platzverweise für Nienstedten

Jetzt wurde es hektisch. Die schon in der ersten Halbzeit durch Unzufriedenheit mit den Schiedsrichterentscheidungen aufgefallenen Spieler des SC Nienstedten entluden ihren Frust. Ab der 86. Minute erhielten die Mannen von Chefcoach Lewe Timm zwei Gelbe und zwei Gelb-Rote Karten sowie eine glatt Rote Karte. Davon eine Gelb-Rote und eine Rote Karte nach dem Abpfiff. Soweit sich der Berichterstatter erinnert, war davon eine Ampelkarte für Foulspiel, die anderen wegen Meckerns beziehungsweise Schiedsrichter-Beleidigung. Die Übeltäter waren Ndiaye, Barbarez und Goos, der den glatt roten Karton sah. Auch wenn die Aufregung aus Sicht der Nienstedtener vielleicht nachvollziehbar erschien, hatte sich das junge Team um Trainer Lewe Timm für die anstehenden Aufgaben unnötig selbst geschwächt. Lurup machte nach dem Abpfiff vor den Lurup-Supporters ausgelassen die Welle und wird nun mit breiter Brust zum Spitzenspiel gegen Hansa 11 reisen. Wer hätte das vor der Saison für möglich gehalten?

Klaas Dierks

Fotogalerie

Aufstellungen

SV Lurup

Noch keine Aufstellung angelegt.

SC Nienstedten

Noch keine Aufstellung angelegt.