Testspiel

Fünf Cordi-Kunstschüsse treffen Türkiye: "Bei einem 5:0 hält man lieber die Klappe!"

12. September 2020, 18:34 Uhr

Auch vier Gegenspieler können Danijel Suntic (Mi.) nicht vom Ball trennen. Foto: Kormanjos

Während Sascha de la Cuesta mit Kunstschütze Umut Kocin bei dessen Freistoß-Qualitäten schon Wetten abschließen wollte, monierte Frederic Böse die aus seiner Sicht zu wenig vorhandenen Bälle am Bekkamp. Zwischen Concordia Hamburg und dem FC Türkiye ging es im Testkick sehr freundschaftlich zu (alle Highlights im LIVE-Ticker). Ex-Concorde "Dela" hätte seine Wette gegen Kocin, dessen ruhende Bälle im Umkreis von 20 oder auch 25 Metern eigentlich einem Elfmeter gleichen, zumindest im ersten Anlauf verloren. Denn der einstige Türkiye-Akteur beförderte das Spielgerät aus gut 19 Metern in die Mauer - und Böse bekam nach seiner lautstarken Forderung nicht nur neue Spielbälle, sondern auch den einen oder anderen Spruch von Cordi-Co-Trainer Jens Schadewaldt gedrückt.

Damian Ilic (re.) zeigte eine starke Leistung - und krönte diese mit einem Traumtor. Foto: Kormanjos

Er lief, er ackerte, er setzte seine Mitspieler in Szene - und er traf selbst: Michel Netzbandt war eine der prägenden Figuren beim deutlichen 5:0-Erfolg des Oberligisten gegen den klassentieferen Hansa-Landesligisten. Den frühen Führungstreffer durch Vincent Boock hatte Netzbandt - nach einem schnell ausgeführten Einwurf von Lorenz Lahmann-Lammert - mustergültig vorbereitet (10.). Das zwischenzeitliche 3:0 erzielte er nach tollem Zuspiel von Edin Tanovic mit einem strammen unter die Latte höchstselbst (71.). Die weiteren Treffer der Jenfelder würden sich ein Hauen und Stechen um das "Tor des Monats" liefern. Den Anfang in jener Kategorie machte der nicht minder auffällige Damian Ilic. Nach Ablage von Boock jagte dieser das Spielgerät aus 19 Metern haargenau in den linken Giebel und ließ dem ein ums andere Mal allein gelassenen und herausragend parierenden Frederic Böse chancenlos zurück (57.).

"Mir hat besonders gefallen, welche Kollegialität die Mannschaft an den Tag legt"

Michel Netzbandt (re.) zeigte eine ganz starke Vorstellung. Foto: Kormanjos

Unmittelbar nachdem er den dritten Streich markiert hatte, bediente Netzbandt, der von halblinks nach innen zog, im rechten Halbfeld den lange verletzten und auf Comeback-Tour befindlichen Necati Agdan. Der einstige Niendorfer legte sich die Kugel mit rechts zurecht, um sie aus 22 Metern mit links in eben jenen Winkel zu hämmern- welch ein Strahl (73.)! Den Schlusspunkt setzte derweil der bereits eingangs erwähnte Kocin - und zwar per Freistoß. Nachdem es im ersten Anlauf noch nicht klappte, machte es der Ex-Profi beim zweiten Mal - nach vorigem Foul an Ilic - deutlich besser und zirkelte das Runde aus 17 Metern halbhoch links ins Eckige (78.). 


Seinem Trainer, der ebenfalls mit weit aufgerissenen Augen am Spielfeldrand stand, gefielen aber nicht nur die äußerst sehenswerten Tore, sondern auch "das Ergebnis besonders gut", so Frank Pieper-von Valtier nach dem Abpfiff. "Wir haben nochmal das gezeigt, was wir auch in den anderen Vorbereitungsspielen gezeigt haben - unter anderem, dass wir unwahrscheinlich viele Spieler auf dem Platz haben, die Tore schießen können." Zudem habe ihm "gefallen, mit welcher Spielfreude und mit welchem Mut und Fleiß die Jungs spielen - und vor allem, welche Kollegialität die Mannschaft an den Tag legt. Sie präsentiert sich als tolle Einheit und als richtig gute Mannschaft. Alle sind füreinander da - sowohl läuferisch als auch mental", bilanzierte Pieper-von Valtier. "Natürlich gibt's auch an der einen oder anderen Stelle noch etwas zu meckern, aber bei einem 5:0 hält man da lieber mal die Klappe."

"Du darfst hier keine fünf Stück kriegen!"

Satte fünf Tore durfte Concordia im Test gegen Türkiye bejubeln. Foto: Kormanjos

Sein Gegenüber konstatierte: "Wenn man 0:5 verliert, ist das natürlich ganz schön bitter. Wir haben einen anderen Anspruch an uns - auch wenn der eine oder andere Spieler gefehlt hat." Bis zur Halbzeit sei er "eigentlich noch recht einverstanden" gewesen, so Jörn Großkopf, dessen Schützlinge vor der Pause mit einer Dreierkette agierten. Das änderte sich nach Wiederanpfiff, als der Übungsleiter der Wilhelmsburger auf eine Viererkette umstellte. Doch dann "hat das alte Türkiye-Problem leider wieder gegriffen", monierte Großkopf. "Wir haben weniger Schritte gemacht, weniger Bereitschaft gezeigt, einfach insgesamt weniger gemacht. - und die Tore fallen viel zu einfach. Da muss man deutlich besser gegen den Ball arbeiten." Natürlich sei "Concordia eine gute Mannschaft. Aber du darfst hier keine fünf Stück kriegen. Das ist einfach zu viel! Trotz allem müssen wir ja auch ein oder zwei Dinger machen. Da fehlt uns ein Stück weit die Kaltschnäuzigkeit." Dennoch sei er "positiv gestimmt, weil die Mannschaft super mitzieht", erklärte der Türkiye-Trainer abschließend.

Autor: Dennis Kormanjos