„Bayern-Flatter“? „Manchmal kann’s in die Hose gehen - das Gefühl hatte ich heute gar nicht“

Dassendorfer Pokal-Stimmen nach dem Double-Coup

21. Mai 2018, 20:36 Uhr

Das Double - ein krönender Abschluss für das Dassendorfer Erfolgsgespann Thomas Hoffmann (vorne) und Peter Martens. Foto: KBS-Picture.de

„Ich habe natürlich schon vor weitaus mehr Zuschauern spielen dürfen, aber das hier heute, die Atmosphäre, der Rahmen – einfach nur genial. Eine gelungene Veranstaltung. Überragend!“, geriet Marcel von Walsleben-Schied ins Schwärmen. Und wenn selbst der 34-Jährige, der auf vier Bundesliga-Einsätze für Hansa Rostock und stattliche 178 (!) Zweitliga-Partien zurückblicken kann, derart aus dem Häuschen ist, wird da etwas dran sein müssen. „Definitiv war das etwas Besonderes“, fügt er freudestrahlend an – und hatte allen Grund dazu. Schließlich machten seine Dassendorfer soeben das „Double“ aus Meisterschaft und Pokalsieg perfekt. In die Rolle des Marcel von Walsleben-Schied schlüpfte aber ein Teamkollege…

Der Führungstreffer durch Karikari, der am Boden liegend vor Agdan (li.) einköpft. Foto: KBS-Picture.de

Genau ein Jahr ist es her, da war der Pokal-Traum für Jeremy Karikari ausgeträumt, bevor es überhaupt so richtig losging. Nach nicht einmal 20 Minuten musste er aufgrund einer schweren Ellbogenverletzung, damals noch in Diensten von Eintracht Norderstedt, ausgewechselt werden. Zwar holte sein damaliges Team am Ende des Tages auf äußerst umstrittene Art und Weise die begehrte Trophäe, bei Karikari hielt sich die Freude darüber aber in Grenzen. „Ich habe heute von der ersten Minute an daran gedacht“, gestand er, „deshalb ist das Gefühl jetzt natürlich umso schöner.“ Der damals zugezogene Ellbogenbruch setzte ihn über vier Monate außer Gefecht. „Das war eine lange Zeit“, erinnert er sich. Nun ist der Innenverteidiger jedoch zurück – und zwar in neuer Rolle. Zwar ist die Hauptaufgabe des inzwischen 30-Jährigen, der in seiner Laufbahn schon für den FC St. Pauli, Jahn Regensburg oder auch VfL Osnabrück, um nur einige zu nennen, die Buffer schnürte, nach wie vor das Verhindern von Toren. Im Pokalfinale gegen den Niendorfer TSV mutierte er nun aber mit zwei eigenen Treffern zum Matchwinner und „Double-Garanten“. „Den Pokal habe ich schon einige Male gewonnen, aber ich habe noch nie ein Tor geschossen. Heute gleich zwei, das ist natürlich besonders und wunderschön“, so Karikari hinterher.

Von Walsleben-Schied: „Ein überragender Abschluss für das Trainerteam“

Der Platz an der Hoheluft stand quasi unter Kork, was bei Marcel von Walsleben-Schied (re.) und den Trainern für reichlich Kritik sorgte. Foto: KBS-Picture.de

Der Mann, der beim Meister eigentlich fürs Toreschießen zuständig ist, hatte im ersten Abschnitt Pech mit dem Aluminium. „Das war ein bisschen Pech. Schade, ich hätte den natürlich gerne gemacht. Denn in so einem Finale will man als Stürmer auch treffen“, so von Walsleben-Schied, für den das Team aber an erster Stelle steht: „Ich habe es ja immer gesagt: Mir ist es eigentlich scheißegal, wer die Tore macht. Aber dass Jerry meinen Job übernimmt und einen Doppelpack macht, hätte ich natürlich nie gedacht“, gestand er. „Ich freue mich für ihn, für die ganze Mannschaft, aber vor allem fürs Trainerteam. Das ist mit Sicherheit ein überragender Abschluss!“ Und das im wahrsten Sinne des Wortes. Denn Thomas Hoffmann und Peter Martens verabschieden sich auf dem Höhepunkt und mit dem Maximalen, was man als Amateurtrainer erreichen kann. „Das war ein sehr enges Spiel über eine ganz lange Zeit. Wir hatten extrem viel Spielkontrolle, haben keine nennenswerte Torchance zugelassen und hatten selbst in der ersten Halbzeit zweimal Lattenpech. Wir haben schon gesagt, dass es durchaus sein könnte – und es wäre nicht das erste Mal –, dass eine Standardsituation für uns das Spiel entscheidet. Genau so kam es dann auch. Dass ausgerechnet Jeremy Karikari beide Tore macht, nachdem er sich im letzten Jahr sehr früh den Arm gebrochen hat, ist natürlich auch so eine Geschichte für sich. Es freut mich für den Jungen, der dadurch fast ein halbes Jahr bei uns verloren hat“, befand Hoffmann.

„Manchmal kann’s in die Hose gehen - das Gefühl hatte ich heute gar nicht“

Dasse-Keeper Christian Gruhne vor der Niendorfer Fankurve. Foto: KBS-Picture.de

Für von Walsleben-Schied gab es, obwohl es 71 Minuten lang torlos stand, keinen Zweifel daran, dass seine Equipe das Feld am Ende als Sieger verlässt. „Wir haben das verdiene Ende bekommen, weil Niendorf einfach zu passiv war. Letztendlich konnte es uns ja nur recht sein. Aber ich bin ganz ehrlich: Manchmal habe ich das Gefühl, heute kann es in die Hose gehen. Das Gefühl hatte ich heute von Anfang an nicht – auch wenn ich sagen muss, dass es zwischendrin schon mal den Gedanken gab: Vielleicht wird es am Ende so wie bei Bayern gegen Frankfurt, dass der Favorit die Flatter bekommt. Aber das war überhaupt nicht der Fall.“ Abschließend meinte der Ex-Profi, angesprochen auf den Rahmen mit 4183 Zuschauern im Stadion Hoheluft: „Wer heute keine Lust hatte, der sollte sich etwas anderes suchen und braucht keinen Fußball zu spielen.“ Den wird die TuS Dassendorf allerdings schon in Kürze wieder zum Besten geben, wenn’s in der ersten DFB-Pokalrunde gegen einen „ganz Großen“ gehen wird. „Ich will einen Gegner, bei dem man ein bisschen mitspielen kann. Von Bayern hab‘ ich nichts, wenn die uns 10:0 wegschießen. Es soll ein schönes Los gegen einen machbaren Gegner sein“, hofft Karikari.

Funk: „Das Blöde am Pokal ist, dass eine Mannschaft wie ein geprügelter Hund vom Platz geht“

Der Moment des Abpfiffs... Emotionen pur! Foto: KBS-Picture.de

Ein Wunsch, den auch TuS-Sponsor Michael „Kobra“ Funk teilt: „Ich hoffe auf einen schlechten oder mittelmäßigen Zweitligisten“, ehe er ausführte: „Mein Traumlos wäre Union Berlin, weil wir da auch sehr gute Freunde haben, oder Erzgebirge Aue – und dann der VfL Bochum. Die anderen sollen und können sich dann über die Bayern freuen. Das hätte ja nur einen Freundschaftsspiel-Charakter, weil man da chancenlos bist. Ich würde gerne weiterkommen“, steckt sich Funk weiter hohe Ziele – und meinte unmittelbar nach dem Triumph mit einem großen Schmunzeln: „Der Pokal ist so hässlich, den werden wir heute bei Kalle unter die Streckbank stellen.“ In Anlehnung an die Dassendorfer Feierlichkeiten, die bei Kiez-Größe Kalle Schwensen im Verlies steigen. „Das Ding hat ja auch masochistische Züge. Aber im Ernst: Realisieren kann man das erst morgen. Ich habe immer gesagt, dass die Meisterschaft mehr wert ist, das ist sie auch – aber das Besondere am Pokal ist das ganze Drumherum. Vor über 4000 Leuten zu spielen, das ist schon mal eine große Nummer. Aber das Blöde am Pokal ist, dass eine Mannschaft am Ende wie ein geprügelter Hund vom Platz geht. Das waren Gott sei Dank nicht wir. Und ich denke auch, dass es ein verdienter Sieg war. Trotzdem ist es immer gefährlich, wenn eine Mannschaft überhaupt nicht aufs Tor schießt und dann doch irgendwann mal durchkommt und einen reinhaut. Das ist uns glücklicherweise erspart geblieben.“ Auf die Frage, ob’s die Krönung seines Lebenswerks bei der TuS sei, konterte Funk: „Nein, das sind meine Kinder. Für die Spieler ist es was Tolles. Für uns beginnt jetzt bald viel Arbeit.“

Hoffmann: „Schalke oder Gladbach wären schön“

TuS-Captain Amando Aust reckt die Trophäe in die Höhe. Foto: KBS-Picture.de

Arbeit, die dann nicht mehr Thomas Hoffmann betreffen wird. Dennoch äußerte auch er noch einen Wunschgegner für seinen schon bald Ex-Verein, den er sieben Jahre lang geprägt hat: „Schalke 04 oder Gladbach wären doch schön. Vereine, die auch ein bisschen was mitbringen“, so Hoffi, ehe er abschließend noch eine kleine Anekdote ans Tageslicht brachte: „Ich erinnere mich, als ich noch aktiv war, an unser damaliges Spiel gegen Unterhaching. Da ist ein einziger Bus mitgekommen – und die Leute haben am Morgen noch unseren Präsidenten angerufen, um zu fragen, wo denn der Platz sei. Wir haben damals an den Sander Tannen gespielt und die wussten nicht, wie sie da hinkommen. Da hat unser Präsident die erstmal eingeladen und dann haben sie morgens bei ihm auf der Terrasse gefrühstückt.“ Apropos Frühstück: Die Feierlichkeiten des Double-Siegers werden mit Sicherheit ähnlich lange andauern…

Auf die Plätze, fertig, los... Die TuS Dassendorf bekommt den ODDSET-Pokal überreicht

Autor: Dennis Kormanjos

Fotogalerie