Oberliga

Aus 0:1 mach' 4:1, doch „Rechenmaschine“ Rinckens weiß: „Das war nur ein erster kleiner Schritt“

HEBC im Abstiegskampf mit einem Lebenszeichen gegen Meiendorf

05. Mai 2019, 18:46 Uhr

Ein Bild, das Bände spricht: Der HEBC jubelt, die Meiendorfer Michael Sara (li.) und MArcin Hercog (re.) sind konsterniert. Foto: Uta Jerasch

Einen Augenblick überlegte er, dann grinste Janosch Rinckens und schließlich bejahte er: „Ja, wir können rechnen. Und deswegen wissen wir, dass das nur ein kleiner erster Schritt war. Wir haben in der Rückrunde auf jeden Fall zu wenig Punkte geholt. Es ist schon was Besonderes, dass wir trotz der wenigen Punkte jetzt noch die Chance in den letzten beiden Spielen haben, über den Strich zu rutschen“ In der Tat: Hätte der HEBC in der Begegnung gegen den Meiendorfer SV (Hier gibt’s die Partie im Live-Ticker zum Nachlesen) nicht dreifach gepunktet – es wäre für die Eimsbütteler noch enger, noch unangenehmer im Abstiegskampf geworden, als die Lage eh schon ist. So aber konnte auch Trainer Jörn Großkopf nach dem Abpfiff erstmal durchatmen: „Wir leben noch!“

Dass dies der Fall ist, lag zum einen gewiss am starken Auftritt der Gastgeber, zum anderen aber auch am Widersacher. Und an dessen Pech. „Wir hatten es nicht eingeplant, dass wir so früh wechseln mussten. Vielleicht hat uns das durcheinander gebracht und dem HEBC in die Karten gespielt“, mutmaßte MSV-Trainer Baris Saglam, der bereits nach 21 Minuten den angeschlagenen Can Düzel durch Bazier Sharifi ersetzen musste, dennoch aber den Führungstreffer seiner Elf bejubeln konnte, als Andrej Blum nach 37 Minuten einnetzte. Dem vorausgegangen war aus HEBC-Sicht ein Unglück: Chris Flick schoss beim Versuch, den Ball aus dem Strafraum zu schlagen, Dren Hoti an. Von dessen Bein prallte die Kugel zu Blum. „Die beiden stehen da, wo sie zu stehen haben – nämlich goldrichtig“, freute sich Saglam, „wir haben uns das Tor durch den Ballgewinn, das Umschaltspiel und die Flanke von Lawrence Schön erarbeitet.“ So weit, so gut, so richtig – doch das große „Aber“ folgte auf dem Fuße: „Andrej macht mit seiner dritten Chance das Tor, aber die Situationen davor, wo er Eins-gegen-Eins auf den Torwart zu geht oder den Pfosten trifft – das was nicht Andrej-like. Vielleicht war das uhrzeitbedingt. Es ist nicht so seine Zeit“, sagte Saglam.

Saglam: „Wir haben den Gegner besser ins Spiel kommen lassen und sind zu passiv geworden“

In den Weg geworfen: Ephrahim Asante versucht, die Flanke von Ilias Ide zu verhindern. Foto: Uta Jerasch

Die danach sollte dann nicht zur Zeit des Meiendorfer SV werden, obwohl der zum Anpfiff wach war. „Wir sind gut in die Partie gestartet, dann haben wir allerdings den Gegner immer besser ins Spiel kommen lassen und sind selbst zu passiv geworden. Das ist überraschend. Normalerweise ist der HEBC immer in den Anfangsminuten gut und lässt gegen Ende nach“, ärgerte und wunderte sich Baris Saglam, dass nach der Führung nichts mehr nach Plan lief. Denn nicht der MSV mit dem Vorsprung im Rücken, sondern der dem Rückstand hinterherlaufende HEBC hatte anschließend irgendwie mehr vom Spiel – zumindest die erfolgreichen Torabschlüsse auf seinen Seiten. Einen davon zum immer wieder gern zitierten psychologisch günstigen Zeitpunkt kurz vorm Pausenpfiff, als Rinckens erst einen Schuss andeutete, dann aber doch quer zu Janek Bundt passte und dieser zum 1:1 vollendete (45.+2). Die anderen drei nach dem Seitenwechsel.

„Ich denke, das ist relativ normal, wenn du gefühlt 3:0 oder 4:0 führen musst“, räumte Baris Saglam nach dem Spiel ein, dass seine Equipe mit den vergebenen Chancen „automatisch Selbstbewusstsein verloren“ habe: „Das ist so, wenn du die Dinger vorne einfach nicht machst.“ Ob beim „einen oder anderen die Luft raus ist“, so Saglam in seiner Analyse, „kann ich nicht beurteilen. Ich stecke ja nicht in den Spielern drin.“ Was der Meiendorfer Übungsleiter allerdings beurteilen konnte: „Wir haben die zweiten Bälle nicht mehr gewonnen, auch die gute Staffelung war damit dahin, weil wir die Pass-Staffetten verloren haben. Die finalen Bälle kamen einfach nicht mehr an“, fasste Saglam das Unheil, das über den MSV hereingebrochen war, aus seiner Sicht zusammen.

Großkopf: „Niemand hatte uns vor dem Spiel auf dem Zettel, ich hab' uns immer noch auf dem Zettel“

Unter Druck gesetzt: MSV-Kapitän Michael Sara (Dritter v. li.) attackiert seinen Gegenspieler. Foto: Uta Jerasch

Sein Gegenüber Jörn Großkopf hingegen brachte auf der anderen Seite das Kunststück fertig, die gesamten 90 Minuten in eine kurze, knackige und verdammt prägnante Zusammenfassung zu packen. Exakt 37 Sekunden benötigte der HEBC-Übungsleiter dafür, festzustellen, dass „jetzt noch zwei heiße Spiele gegen Dassendorf und in Niendorf für uns folgen. Uns hat vor diesem Spiel keiner mehr auf dem Zettel gehabt. Ich hab' uns immer noch auf dem Zettel. Am Ende wird abgerechnet, Wir sind schwierig ins Spiel gekommen und hatten mangelndes Selbstvertrauen, Aber nach dem 1:1 hast du schon zur Pause in der Kabine gemerkt: Die Jungs wollen unbedingt! Und so haben sie in der zweiten Halbzeit dann auch gespielt und sind entsprechend aufgetreten. Das lässt mich hoffen.“

Und auch Janosch Rinckens blickte optimistisch in die Zukunft. „Jetzt müssen wir alles reinwerfen“, erklärte der Stürmer der Gastgeber und kündigte mit Blick auf das Heimspiel am kommenden Sonntag an: „Gegen Dassendorf müssen wir das zeigen, was wir am Reinmüller drauf haben.“ In der Woche danach gegen Niendorf sei dann „ein Sieg Pflicht. Es geht nicht anders.“ Im Match gegen Meiendorf, so Rinckens, „hatten wir von Anfang an ein gutes Gefühl. Das 0:1 war ein riesiger Bock hinten, aber jeder macht mal Fehler. Die Mannschaft gibt ne auf. Wir wissen, dass wir immer in der Lage sind, ein Tor zu machen.“ Auch der Rückstand hätte ihm und seiner Elf keine Angst gemacht. „Die müssen wir aus der Erfahrung eher haben, wenn wir in Führung gehen“, lachte Rinckens und dachte dabei wohl auch an die 2:4-Niederlage nach 2:0-Führung ausgerechnet gegen den Abstiegskampf-Kontrahenten Wedeler TSV...

Jan Knötzsch