Auch ohne Knöll knallt’s: Ito bringt den Stein(mann) ins Rollen!

Berauschende „Rothöschen“ stürzen Lübeck

16. September 2017, 17:20 Uhr

Matti Steinmann (re.) bejubelt seinen Treffer zum 2:0. Kapitän Sebastian Haut (li.) eilt als erster Gratulant heran. Foto: KBS-Picture

Auf dem Platz konnte Törles Knöll diesmal nicht mitwirken. Der Grund dafür war jedoch ein äußerst erfreulicher für den Knipser vom Dienst, der am Freitagabend sein Bundesligadebüt für den HSV feiern durfte. Auch wenn Knöll seinen „Rothöschen“ deshalb im Regionalliga-Spitzenspiel gegen den VfB Lübeck fehlte, nahm er unter den Zuschauern Platz. Gleiches galt für Lewis Holtby und Gotoku Sakai. Doch zurück zu Knöll. Denn am Ende hatte er doch noch seine Aktion, zwar nicht vor dem gegnerischen Tor – dafür aber nach Schlusspfiff.

Tatsuya Ito (re.) war von nichts und niemandem zu bremsen und zeigte eine überragende Vorstellung. Foto: KBS-Picture

Beide Mannschaften verließen den Platz. Nur ein Akteur musste dies nicht auf seinen eigenen Füßen tun, sondern schwebte – wie fast die gesamten 90 Minuten – in Richtung Kabine: Tatsuya Ito. Der Japaner, der in der Vorwoche zusammen mit Knöll bei den Profis mittrainieren durfte, wurde vom Torjäger der HSV-U21 auf dem Rücken gen Umkleide getragen. „Der macht heute keinen Schritt mehr“, scherzte Knöll und setzte den wieselflinken „Flügelflitzer“ in der Mannschaftskabine ab. Kurz darauf Schritt Kapitän Matti Steinmann zur wartenden Pressebelegschaft und meinte: „Tatsu spielt seit Wochen überragend. Er ist ein Spieler mit außergewöhnlichen Qualitäten. Man kann seine Leistung gar nicht hoch genug hervorheben.“ Apropos Leistung: Die von Steinmann selbst geriet da schon fast in den Hintergrund. Dabei war er es, der den Spitzenreiter mit zwei Toren vom Thron stürzte. Beide Male hatte der alles überragende Ito jedoch seinen eigenen Beitrag dazu geleistet.

"Wenn Törles wieder dabei ist, wird er die Buden machen"

Matti Steinmann (re.) jubelt über seinen Führungstreffer vom Punkt. Foto: KBS-Picture

Erst war der kleine Japaner von Henrik Sirmais, der wahrscheinlich noch die ganze nächste Woche Alpträume haben wird, nur durch ein Foulspiel zu stoppen. Da dieses Vergehen im Lübecker Strafraum – auf Höhe der linken Grundlinie – stattfand, war die einzig logische Konsequenz: Elfmeter für die Titz-Kicker. Steinmann lief an und verwandelte ganz cool und abgezockt zum 1:0 (21.)! Ein Treffer, der längst überfällig war. Denn der VfB schwamm gehörig, kam kaum aus der eigenen Hälfte raus und wurde vom HSV II phasenweise vorgeführt. Keine acht Zeigerumdrehungen nach dem Führungstor legten die Hausherren vor 840 Zuschauern nach. Wieder war es Ito, der seinen Gegenspieler auf der linken Seite ganz böse düpierte, ihn tunnelte und dann auch noch die Übersicht für Steinmann hatte, der die punktgenauen Hereingabe nur noch über die Linie drücken musste (29.)! Ein neuer Torjäger bei den „Rothöschen“? Ein Nachfolger für Törles Knöll? „Nein, das würde ich jetzt nicht sagen“, musste auch Steinmann ein wenig schmunzeln. „Da Törles heute nicht dabei war, musste jemand anderes die Tore machen. Wenn er wieder da ist, wird er sicherlich wieder die Buden machen.“

Ito macht mit den Gästen was er will

Stephan Ambrosius (re.) stellte nicht nur Gary Noel kalt, sondern zeigte eine insgesamt betrachtet bärenstarke Darbietung. Foto: KBS-Picture

Mit dem 0:2 waren die Landerl-Mannen zur Pause bestens bedient. „Die erste Halbzeit war sehr gut. Genau so haben wir uns das vorgestellt“, strahlte Doppeltorschütze Steinmann. Während Doppelvorbereiter Ito meinte: „Es war ein Spitzenspiel und ein besonders wichtiges noch dazu. Wir waren sehr motiviert und haben richtig gut gespielt – aber wir können noch besser.“ Dabei waren die ersten 45 Minuten aus Sicht des Heimteams kaum zu toppen. Nach vorne war man stets gefährlich und hinten ließ man nichts anbrennen. Dies lag vor allem auch an der ganz starken Abwehrzentrale um Henrik Giese und Youngster Stephan Ambrosius, die nahezu alle Zweikämpfe gewannen, fast immer die richtigen Entscheidungen trafen, einen blitzsauberen und tadellosen Job verrichteten – und das über die gesamte Spieldauer. Denn: „In der zweiten Halbzeit haben wir gut verwaltet und nichts mehr anbrennen lassen“, befand Steinmann. Zwar kam Lübeck deutlich aggressiver aus der Pause und hatte nun auch zwei Abschlüsse durch Gary Noel zu verzeichnen. Wirklich zwingend oder gefährlich waren die Gäste aber weiterhin nicht. Stattdessen hätten die Nachwuchskicker des HSV das Ergebnis weiter in die Höhe schrauben können, wenn man die Konter denn zu einem besseren Abschluss gebracht hätte. Knöll-Ersatz Christian Stark, der sich nahtlos in die Rolle einfügte und voll in den Dienst der Mannschaft stellte, als auch Ito selbst hatten noch gute Chancen auf das dritte Tor. Fallen sollte dieses aber nicht mehr – und dennoch hatte Ito einen letzten großen Auftritt, als er eine Pirouette drehte und währenddessen den Ball über den fast schon bemitleidenswerten Sirmais lupfte. Da der nachfolgende Pass misslang, war die Aktion zwar nicht von Erfolg gekrönt – aber die Zuschauer spendeten trotzdem tosenden Beifall. 

"Möchte mit ihm zusammen dort spielen"

Der Ex-HSVer und jetzige Lübeck-Sportchef Stefan Schnoor blickte nach Schluspfiff total bedient drein. Foto: KBS-Picture

„Wir müssen den Ball flachhalten und dürfen es nicht überbewerten“, warnte Steinmann nach Schlusspfiff. Auch wenn aktuell scheinbar vieles stimmt. „Wir haben einen guten Teamgeist, gute Spieler und es bringt zurzeit einfach Spaß.“ Letzteres versprühte auch Tatsuya Ito am heutigen Nachmittag zu Genüge. Doch der 20-Jährige sah auch bei sich noch Verbesserungspotenziwl und war sehr selbstkritisch: „Mit der ersten Halbzeit war ich zufrieden, das war vielleicht das beste Spiel in dieser Saison – aber mit der zweiten Halbzeit bin nicht ganz so zufrieden. Ich muss noch mehr Tore machen und Vorlagen geben.“ Allerdings konstatierte er auch: „Momentan läuft es richtig gut. Aber ich muss weiter Gas geben.“ Um dann vielleicht auch in naher Zukunft – wie sein U21-„Buddy“ Törles Knöll – den Sprung nach ganz oben zu schaffen. „Wir haben ja zusammen bei den Profis mittrainiert und verstehen und richtig gut. Für ihn war gestern vielleicht der schönste Tag und irgendwann möchte ich auch mit ihm zusammen dort oben spielen.“


Der LIVE-Ticker zum Spiel mit allen Höhepunkten zum Nachlesen

Die Pressekonferenz mit beiden Trainern im Video: Lübeck-Coach Landerl findet deutliche Worte und verrät, ob der HSV-Nachwuchs für ihn ein Titelkandidat ist. HSV II-Trainer Titz lobt seine Mannschaft und hebt auch einen Spieler hervor...


Autor: Dennis Kormanjos