Landesliga Hansa

Andrade-Granados in Rage: Zwei Fehlentscheidungen und ein Rassismus-Vorwurf an den RSC

29. Februar 2020, 00:32 Uhr

Hallo, Schiedsrichter – bitte ein Mal herhören: SVNA-Trainer Daniel Andrade-Granados sorgte für eine Unterbrechung des Spiels. Foto: Bode

Mo Wahdwa war nach dem Spiel um versöhnliche Töne bemüht. „Sowas ist in Rahlstedt bislang nicht vorgefallen. Keiner hat das gehört. Ich habe dem Schiedsrichter zu verstehen gegeben, dass ich es nicht gehört habe. Der Schiri selbst hat es auch nicht gehört. Falls das Wort so gefallen ist, habe ich mich dafür klar entschuldigt. Jeder kennt meine Hautfarbe, jeder kennt meine Spieler. Wenn das wirklich so vorgefallen ist, dann werden wir das aufarbeiten. Dann werde ich gucken, dass intern etwas passiert“, sagte der Coach des Rahlstedter SC nach dem Auswärts-Auftritt seiner Elf beim SV Nettelnburg-Allermöhe, bei dem das Fußballerische zwischenzeitlich ins Hintertreffen geriet, weil es eine Situation gab, die Wadhwas Gegenüber – SVNA-Coach Daniel Andrade-Granados – auch nach dem Spiel „schockiert und sprachlos macht, dass wir in der heutigen Zeit bei den Geschehnissen sowas erleben.“

Was genau passiert war? Aus Sicht von Andrade-Granados hört es sich wie folgt an: „Ich habe eine Spielunterbrechung herbeigeführt und den Schiedsrichter zu mir gebeten, weil ich eine rassistische Beleidigung meines Spielers Nathaniel Antwi-Schade zu melden hatte. Mein Spieler hat sich dagegen verwehrt, das Spiel abzubrechen, nachdem er als Nigger bezeichnet wurde. Er wollte einem Menschen mit so wenig Intellekt und Bildung keine Plattform in Form eines Spielabbruchs geben. Der Schiri hat das Ganze vermerkt. Bei Rahlstedt gab es keinen, der das Gegenteil behauptet hat.“ Auf Seiten des RSC erklärte Wadhwa nach dem Match: „Der Schiri hat mir gesagt, er könne das nur im Konjunktiv aufschreiben, weil es keiner gehört hat. Ich habe mich bei Nathaniel Antwi-Schade entschuldigt, der in der Szene zuvor Yannick Hess anspuckt – auch das ist ein No-Go, aber auch das hat der Schiedsrichter nicht gesehen. Wir haben es nicht an die große Fahne gehangen. Hinter der Bank haben die Zuschauer Ausdrücke an den Tag gelegt, die nicht schön waren. Ich glaube, wir tun alle gut daran, wenn wir das Thema sein lassen und uns aufs Sportliche konzentrieren.“

Wadhwa: „Man kann das Ganze als Arbeitssieg betiteln“

Rahlstedts Joel Osei Szillat schnürte einen Doppelpack für sein Team – und sorgte so für den Sieg. Foto: timelash.de

Was das anbetrifft, so der Trainer der Gäste „fand ich den SVNA in der ersten Hälfte einen Tick besser, aggressiver und griffiger als wir es waren. Sie haben uns den Schneid abgekauft, auch wenn es auf beiden Seiten keine großen Gelegenheiten gab. Das Chancenverhältnis betrug vielleicht 3:3.“ Es sei, so Wadhwa weiter, aus seiner Sicht „ein qualitativ schlechtes Spiel“ gewesen. „Man hat gemerkt, dass es für den SVNA um viel geht. Wir sind nicht gut reingekommen. Für mich war klar, dass das ein ekliges Spiel wird, weil die Zuschauer Stimmung machen. Ob positiv oder negatv – das kann jeder auffassen, wie er will. Joel Osei Szillat vergibt Chancen für uns, dann macht der SVNA aus dem Nichts das 1:0. Da haben sie sich gut durch kombiniert und schließen flach ins Eck ab“, konstatierte der Rahlstedter Übungsleiter mit Blick auf den Verlauf des Spiels und das Tor der Gastgeber durch Philip Stefaniuk nach 60 Minuten. „Wir haben weitergemacht, kommen dann durch einen Einwurf in die Szene, wo Gerrit Betzin den Ball auf Joel spielt und der zum Ausgleich einschiebt. Danach waren wir viel am Drücker und machen am Ende nach einem Mega-Pass von Alexandros Vamvakidis auf Szillat, der am Torhüter vorbeigeht, den Siegtreffer“, bilanzierte Wadhwa und schloss sein Fazit: „Man kann das Ganze als Arbeitssieg betiteln. Jetzt geht’s für uns weiter – und gegen Ohe wollen wir am nächsten Wochenende die nächsten drei Punkte holen.“

Andrade: „Ich glaube, ich kann zurecht sagen, dass die bessere Mannschaft verloren hat“

SVNA-Akteur Nathaniel Antwi-Schade soll rassistisch beleidigt worden sein. Foto: Bode

Wadhwas Gegenüber Daniel Andrade-Granados sprach derweil von einem „merkwürdigen und schwierigen Spiel. Ich glaube, ich kann zurecht sagen, dass die bessere Mannschaft verloren hat. Es gab zwei spielentscheidende Situationen, die ich nicht nachvollziehen kann.“ Zunächst aber, so „DAG“ „müssen wir zur Halbzeit führen, haben aber die Vielzahl an Hochkarätern nicht genutzt.“ Dann „ist Tobias Czech frei durch, wird gefoult und es gibt keinen Pfiff. Das ist eine Notbremse, die nicht gepfiffen wird“, so Andrade-Granados, „nach unserem 1:0 machen wir vor dem 1:1 einen Fehler. Beim 1:2 wird dann eine Abseitssituation vom Schiedsrichtergespann falsch bewertet, die zum Tor führt. Selbst mein Trainerkollege sagt, dass es Abseits war. Man muss es leider Gottes so deutlich sagen: Zwei eklatante Fehlentscheidungen.“ Seine Elf habe es „versäumt, rechtzeitig Tore zu erzielen. Wir sind leider nicht in der Lage, unsere Hochkaräter zu nutzen. Glückwunsch an Rahlstedt, die uns für unsere Naivität bestraft haben. Damit ist die Niederlage nicht unverdient. Wir haben die Niederlage selbst verschuldet, aber die doppelte Fehlentscheidung ist die Krönung. Das ist bitter. Neben unserem Unvermögen haben wir zwei Mal ein spielentscheidendes negatives Erlebnis machen dürfen“, sagte „DAG“ deutlich bedient...

Jan Knötzsch