Oberliga
AFC hält den Druck hoch: „Wir geben alles – aber mit Lust und Freude und nicht mit erzeugtem Druck!“
Bujar Sejdija (li.) glänzte als Doppeltorschütze beim 4:1-Sieg von Altona 93 über Rugenbergen. Archivfoto: Bode
Droht am Ostermontag im Spitzenspiel bei der TuS Dassendorf auszufallen: AFC-Stürmer Kevin Prinz von Anhalt verletzte sich am Knie und musste nach nicht mal zehn Minuten raus. Archivfoto: Bode
Gegen einen nur auf Konter lauernden und bei Ballbesitz des Gegners unglaublich tief – in einem 5-4-1-System – agierenden Kontrahenten aus Bönningstedt schien das Tor für den AFC allerdings auch ohne von Anhalt nur eine Frage der Zeit. Bis zur 37. Spielminute mussten die sage und schreibe 1046 zahlenden Zuschauer aber warten. Dann war es Bujar Sejdija, der eine blitzschnell vorgetragene Stafette über Michael Gries und Narek Abrahamyan überlegt mit der linken Innenseite zum krönenden Abschluss brachte! „Die haben Qualität, die wir momentan nicht stoppen können“, gestand Rugenbergen-Trainer Nils Hachmann ganz offen – und deutete damit auf die überschaubare Personaldecke hin. „Wir haben aktuell noch 14 Feldspieler zur Verfügung.“
Rugenbergen nimmt Geschenk an - verteilt aber auch genügend
Michael Ambrosius (Mi.) bewies per Kopf die Lufthoheit und schädelte seinen AFC nur kurz nach dem Ausgleich wieder in Front. Archivfoto: KBS-Picture.de
Auch deshalb müsse „man immer ein bisschen auf dem Boden der Tatsachen bleiben“, so Hachmann. „Wir sind nicht mit dem Ziel nach Altona gefahren, drei Punkte mitnehmen zu müssen. Wir wollten sicher stehen, uns ein wenig Selbstvertrauen holen und auch ein bisschen auf die Kräfte gucken“, habe man „maximal auf ein 1:1“ geschielt, dass wenige Sekunden nach der Pause auch fallen sollte. Weil Moritz Grosche einen kapitalen Querpass tief in der eigenen Hälfte spielte und Patrick Hoppe anschließend Steffen Neelsen düpierte und nach nicht mal 45 Sekunden zum Ausgleich einschoss (46.).
Die Hoffnungen auf etwas Zählbares hatten aber keine 180 Sekunden bestand. Dann nämlich legte Neelsen einen lang gezogenen Grosche-Freistoß für Michael Ambrosius quer, der innerhalb des Fünfers keine Mühe mehr hatte und das Leder unter die Latte nickte (49.)! Die zweite Führung ließen sich die „Bergmänner“ nicht mehr nehmen, sondern hatten nun leichtes Spiel. Der für von Anhalt in die Partie gekommene Marcus Borgmann, der am vergangenen Wochenende die „Zweite“ mit zwei Treffern zum Landesliga-Aufstieg geschossen hat, profitierte von einem Lapsus von Denis Urdin und schob von halblinks cool ins lange Eck ein (65.), ehe Sejdija seinen Doppelpack und den 4:1-Endstand perfekt machte (73.). Der Mittelfeldspieler war nach einer Abrahamyan-Flanke, die Gries an den Innenpfosten köpfte, für den Abstauber zur Stelle!
Hachmann übt Kritik am Verband: "Das ist eine Katastrophe!"
Erst die "Zweite" zum Derbysieg und zum Aufstieg geschossen - nun auch für die Liga erfolgreich: Marcus Borgmann. Archivfoto: noveski.com
„Die Gegentore ärgern mich trotzdem, weil die zum Teil vermeidbar waren“, befand Hachmann. Während Bergmanns Wunsch, „dass das eine oder andere Ding von ‚Jerry‘ (Jeremy Wachter, Anm. d. Red.) mal reingegangen wäre“, unerhört blieb. Aber: „Es war gut, wie wir vor allem in der zweiten Halbzeit die Geduld bewahrt und die Tore gemacht haben“, bilanzierte der AFC-Coach, der am Ende mit Michel Philipp (eigene Zweite) und Bruno Gyurkovics (eigene A-Jugend) auch noch zwei Talenten aus den eigenen Reihen reinschnuppern ließ (82.). „Das zeigt die Verzahnung, die wir vorhaben.“
Während Altona 93 nun bis Montag durchschnaufen kann, wartet auf den SVR ein straffes Programm. Sehr zum Unmut von Hachmann: „Das ist natürlich eine Katastrophe für uns, in fünf Tagen drei Spiele machen zu müssen! Das finde ich absolut nicht richtig. Ich kann den Verband verstehen, dass die ihre Termine und Spiele durchkriegen wollen. Aber man kann ja nicht die Rasenvereine bestrafen, denn die haben das nicht mit Absicht gemacht. Da muss man eine andere Regelung finden – zum Beispiel, dass Rasenspiele in diesen Monaten nicht stattfinden können. Hamm und Türkiye trifft das genauso. Das ist für mich ein riesiger Kritikpunkt“, vertrat der Übungsleiter der Bönningstedter eine klare Meinung – und fügte an: „In der Corona-Saison hat man die Oberliga geteilt, um weniger Spiele zu haben, weil man von ‚gesundheitsgefährdend‘ sprach. Und jetzt sollen wir drei Spiele in fünf Tagen bestreiten.“
"Wäre am meisten sauer gewesen, wenn wir nicht gemeldet hätten"
Rugenbergen-Coach Nils Hachmann fand nach der Partie deutliche Worte und kritisierte den Verband für die Ansetzungen von drei Spielen in fünf Tagen. Archivfoto: KBS-Picture.de
Und das im Abstiegskampf. Davon ist Altona 93 ganz weit weg. Vielmehr schielt man weiter in Richtung Regionalliga-Kontrahent Eimsbütteler TV und erhöhte mit dem Sieg den Druck auf den Rivalen. Apropos Druck: „Ich wäre einer, der am meisten sauer gewesen wäre, wenn wir nicht gemeldet hätten. Ich will ein sportliches Ziel haben. Und die Jungs sollen das auch wollen. Aber mit Lust und Freude – und nicht mit Druck oder dem Gedanken, wenn es nicht klappen sollte, dass das dann eine Katastrophe wäre. Wir wollen hier kontinuierlich und behutsam etwas langfristig und stabil aufbauen. Für unsere Entwicklung wäre es auch geil, die Aufstiegsspiele zu erleben. Von daher: Wir geben alles – aber mit Lust und Freude und nicht mit erzeugtem Druck!“