Achterbahnfahrt der Gefühle: „Wir brauchen uns für ein 3:3 bei Vicky nicht zu entschuldigen“
Sasel kontert „Last-Minute-Tor“ der Hausherren in der Nachspielzeit
Doch nochmal aufs Kreuz gelegt: De TSV Sasel konterte Vickys spätes 3:2 mit dem noch späteren Ausgleich. Foto: Gettschat
„Für ein 3:3 bei Vicky oder dafür, dass wir nicht gewonnen haben, müssen wir uns nicht entschuldigen. Wir waren zwischenzeitlich ein, zwei Mal auf dem Weg, das 3:1 zu machen, aber morgen werden wir uns über den einen Punkt freuen, weil er spät, aber nicht unverdient zustande gekommen ist“, konstatierte Zankl im Anschluss an die Begegnung. Für seinen Jubellauf aber wollte sich der TSV-Trainer dann aber entschuldigen. „Es gab in der ersten Hälfte eine Szene, als Vicky einen Elfmeter wollte, wo ich keinen gesehen habe. Dafür hab ich einen ziemlich klaren für uns gesehen, habe mich beschwert und wurde dafür aus Vickys Coaching-Zone kritisiert. Beim 3:2 steht deren Co-Trainer jubelnd in unserer Zone. Und ich eben beim 3:3 da drüben bei denen. Das muss man nicht machen. Das war doof, das sollte ich nicht tun. Ich hoffe, wir können uns jetzt gleich wieder die Hand geben“, erklärte Zankl, dass er um Versöhnung mit SCV-„Co“ Benjamin Kruk bemüht sei. Lobenswert beruhigende Wort nach einem Spiel, in dem erst in der zweiten Hälfte richtig hoch her ging.
Richter: „Wir belohnen uns nach der Pause auf glückliche Art und Weise“
Achtung Hindernis: Vickys Felix Schuhmann (li.) stellt sich Lukas-Gabriel Kourkis in den Weg. Foto: Gettschat
Einen Aufreger aber hatte Jean-Pierre Richter in den ersten 45 Minuten dennoch ausgemacht. Den von Schiri Luca Jürgensen (Eintracht Norderstedt) nicht gegebenen Elfmeter aus der dritten Minute als Schmid gegen Tolga Celikten zu Fall kam. „Julian fällt nicht einfach so um. Das hat er mir auch bestätigt“, gab Vickys Trainer nach dem Schlusspfiff zu Protokoll und erklärte darüber hinaus: „Wir haben vieles von dem, was ich der Mannschaft seit längerem mit auf den Weg gebe, umgesetzt. In der Anfangsphase waren wir sehr zielstrebig und haben Fußball gespielt, den wir spielen können – trotz der Umstände, dass wir nicht alle Mann an Bord haben. Hinten raus „hatten wir ein bisschen weniger Zugriff, aber wir belohnen uns nach der Pause auf glückliche Art und Weise.“
Zankl: „Wenn der Schiri so lange nachspielen lässt, nehmen wir das dankend mit“
Verfolgerrolle: Benjamin Nadjem (li.) hat sich an die Fersen von Vickys Alexander Borck geheftet. Foto: Gettschat
Immerhin: Lange musste Tuffour nicht trauern, denn Sasel zeigte sich vom kapitalen Bock seines Keepers nur wenig beeindruckt und drehte mit zwei Treffern das Spiel – vorerst! „Das Spiel ist total gekippt, Sasel kommt durch die zwei Treffer besser ins Match“, ärgerte sich SCV-Übungsleiter Richter. „Wir hatten nicht gut angefangen. Vicky hat unser System gespiegelt, für uns war es in den Eins-zu-Eins-Situationen schwer. Dann kommen wir richtig gut aus der Pause, laufen aber in das 0:1 rein. Allerdings kommen wir super zurück. Danach ist es nicht so, dass Vicky aufs Gaspedal gedrückt hat, aber wir waren nicht mehr gut in der Raumaufteilung, haben Platz zugelassen und waren in den Zweikämpfen nicht stabil genug und nicht gut abgesichert. Es ist mega bitter, dass wir dadurch so ins Hintertreffen geraten“, bilanzierte derweil Zankl mit Blick auf den Ausgleich durch Bibie Njie und das 3:2 der Gastgeber durch Schmid.
„Wir haben unorganisiert gespielt und die Partie aus der Hand gegeben. Trotzdem waren wir dem 3:1 nahe“, sagte Zankl. Zum Beispiel in der Situation als Manasse Fionouke in der 62. Minute Timo Adomat in der Box foulte. „Das ist für mich ein klarer Elfmeter und auch Rot! Das Foul passiert fünf Meter vorm Tor. Er trifft den Ball gar nicht. Das wäre der Deckel aufs Spiel gewesen“, so Zankl. Allerdings: Auch auf der anderen Seite hätte Referee Jürgensen noch einmal auf den Punkt zeigen können, tat dies aber nicht, weil er nur Augenblicke später bei zwei Fouls an Luca Ernst das erste wertete – und das war außerhalb des Strafraums. „Ich bin mir ziemlich sicher, dass man das zweite Foul pfeifen muss, weil er nach dem ersten noch die volle Ballkontrolle hatte“, ärgerte sich Jean-Pierre Richter, „wir belohnen uns aber am Ende mit dem Mega-Tor von Julian Schmid, der eine überragende Partie gespielt hat.“ Aber da sollte ja noch dieses eine „aber“ sein: Das 3:3 in der 94. Minute. Richter: „Sasel macht den Lucky Punch, den wir zuvor eigentlich schon gesetzt haben, weil wir den zweiten und dritten Ball nach der Ecke nicht verteidigt bekommen.“
Richter: „Wir waren für Sasel schwer in den Griff zu bekommen“
In die Mitte genommen: Sasels Yannis Büge (Mi.) gegen Jan Luka Segedi (li.) und Timo Stegmann. Foto: Gettschat
Das, so Richter weiter, sei „sehr schade für die Jungs. Wir haben ebenso wie Sasel einen hohen Aufwand betrieben. Unterm Strich bin ich zufrieden. Wir waren für Sasel schwer in den Griff zu bekommen, haben in der Anfangsphase sehr mutig und spielstark agiert.“ Die lange Nachspielzeit war dem Vicky-Coach derweil ein Dorn im Auge: „Als es 2:2 stand, hab ich gedacht, es ist okay, wenn er nach 90 Minuten abpfeift. In England hätte es vielleicht sechs Minuten oben drauf gegeben, anderswo vielleicht noch mehr. Mir hat es nicht gefallen, dass wir dem Gegner nochmal die Möglichkeit geben nach unserem 3:2. Für die Zuschauer ist das eine geile Geschichte, für uns ist es wichtig, dass wir nochmal Moral gezeigt haben. Solche Spiele können auch anders ausgehen, wenn man sich nach dem 0:1 direkt zwei Tore fängt.“ Das Schlusswort gebührt jedoch Danny Zankl: „Wenn der Schiri so lange nachspielen lässt, dann nehmen wir das dankend mit. Egal, ob es drei, dreieinhalb oder vier Minuten sind.“
Jan Knötzsch