Landesliga 03

14 Stationen, ein „genialer Moment“ – und ein krönender Jubilar!

26. Februar 2022, 09:38 Uhr

Emotionen pur zum Jubiläum: Ersin Cavus (re.) erzielte das goldene Tor am Freitagabend im Derby für "Lokke". Archivfoto: noveski.com

Der 22. Februar 2012 war der Beginn einer langjährigen Ära an der Döhrntwiete. An jenem Tag wurde Ersin Cavus ein Teil von Eintracht Lokstedt – und prägte die erfolgreichste Dekade des Vereins. Am Freitagabend feierte der Kapitän sein zehnjähriges Jubiläum im Eintracht-Trikot – und das mit einem speziell für ihn angefertigten Dress. Nicht nur das. Für den Tabellenzweiten der Dreier-Staffel in der Landesliga ging es an diesem ganz besonderen Tag ausgerechnet zum Derby beim SC Victoria II…

Seit nunmehr zehn Jahren hält Cavus (li.) seine Knochen für die Eintracht hin, geht keinem Zweikampf aus dem Weg und ist Vorbild in der Mannschaft. Archivfoto: noveski.com

Zehn Jahre lang vergoss Ersin Cavus jede Menge Blut, Schweiß und Tränen für seine Eintracht. „Er ist ein riesen Vorbild für die Jungs“, huldigt Erfolgscoach Anto Josipovic seinen Captain. „Er geht kämpferisch immer voran, haut sich in jeden Zweikampf und zieht die Jungs mit. Respekt und einen riesengroßen Dank an Ersin, dass er neben seiner Tätigkeit als Arzt am UKE seine Knochen für uns hinhält.“

Seine Knochen schonte er auch am Freitagabend im alt-ehrwürdigen Stadion Hoheluft – quasi am Fuße des Universitätsklinikums – nicht. Als die 28. Spielminute anbrach, ließ „Lokke“ den Ball durch die eigenen Reihen rotieren. 14 Stationen – und am Ende der Kette waren es Josip Pajcic sowie Luis Gleich, der das Spielgerät genau im richtigen Moment durchsteckte. Eine kurze Drehung, ein trockener Abschluss – drin! Doch wer war der Torschütze? Sie ahnen es bereits. Es konnte eigentlich nur Mittelfeld-Kämpfer und Jubilar Ersin Cavus gewesen sein – und so war es dann auch!

"Vicky hat wirklich eine starke Mannschaft und betreibt hohen Aufwand"

Hatte nach dem Derbysieg und seinem goldenen Tor gut lachen: Ersin Cavus. Foto: privat

„Im Prinzip war das unser einziger guter Angriff in der gesamten Partie“, bilanzierte Josipovic. „Damit gewinnen wir 1:0!“ Und ausgerechnet „das Vorbild unserer Mannschaft“ machte das goldene Tor des Tages für die Gäste, die sich über weite Strecken sehr schwertaten. „Wir mussten uns etwas einfallen lassen, da wir aus verschiedensten Gründen keine richtige Vorbereitung hatten und nur wenig trainiert haben“, erklärte Josipovic. Der Matchplan: „Vicky spielen lassen und den Ballbesitz geben. Wir wollten über Balleroberungen und Umschaltsituationen das Spiel entscheiden. Das ist vollkommen aufgegangen.“

Und der Angriff, der das Derby entschied, war ein echtes Sahnestück: Nach einem Einwurf der Hausherren auf Höhe der Mittellinie eroberte Lokstedt den Ball – und Cavus leitete den blitzsauberen Vortrag selbst ein, um ihn dann krönend abzuschließen. „Vicky hat wirklich eine sehr starke Mannschaft und betreibt jede Menge Aufwand“, lobte Josipovic einen „richtig starken“ Gegner. „Das kann aber auch immer mal ein Nachteil sein, wenn man so jung ist, viel vorhat und investiert. Denn am Ende des Tages kann eine einzige Situation so ein Spiel entscheiden. Und genau das ist passiert.“

"Da hätte der Ausgleich fallen können, vielleicht sogar müssen"

Der "Captain" der Eintracht markierte in der 28. Minute den 1:0-Siegtreffer zum Zehnjährigen. Archivfoto: noveski.com

Die gefährlichste und brenzligste Phase des Spiels überstand die Eintracht unmittelbar nach der Pause, als man durch eine Verletzung von Mario Beslic einige Zeit in Unterzahl agieren musste. „Da hatten sie die größten Möglichkeiten. Und da hätte auch der Ausgleich fallen können, vielleicht sogar müssen“, gestand Josipovic. „Danach haben wir uns wieder gefangen und Vicky von unserem Tor ferngehalten, obwohl sie gefühlt 80 Prozent Ballbesitz hatten und immer wieder angelaufen sind“, bekundete der Eintracht-Übungsleiter seinen „Respekt, wie sie gegen uns aufgetreten sind“.

"Wissen genau, warum wir das Spiel gewonnen haben"

Schlussendlich war der Fußballgott aber auf Seiten von „Lokke“ und Jubilar Cavus. „Es wird sicherlich Stimmen geben, die sagen: ‚Lokstedt weiß nicht, warum man das Spiel gewonnen hat.‘ Aber wir wissen ganz genau, weshalb wir gewonnen haben! Weil wir in der Entwicklung einen Schritt weiter sind. Es reicht dieser eine geniale Moment“, konstatierte Josipovic – und fügte an: „Ich habe den Jungs gesagt, dass wir als Mannschaft zeigen und beweisen müssen, dass wir in der Entwicklung in dem Sinne weiter sind, zu wissen, worauf es im Fußball ankommt. Und am Ende des Tages kommt es nur darauf an, ein Tor mehr als der Gegner zu schießen und sein Tor möglichst sauber zu halten. Letztlich ist das eine Qualitätsfrage, aus einer gewissen Situation das Beste zu machen und Spiele zu gewinnen. Deshalb kann ich meiner Mannschaft nur ein riesen Kompliment aussprechen, dass sie immer wieder Hürden überwindet, die jeweilige Situation annimmt – und das Beste daraus macht.“

Autor: Dennis Kormanjos