Oberliga

Zwei Leistungsträger weg: Droht FCS durch Etat-Lücke weiteres Ungemach?

19. März 2020, 12:36 Uhr

Zwei Leistungsträger sind bereits weg, droht dem FC Süderelbe nun weiteres Ungemach? Foto. Bode

Die Aussagen waren nahezu deckungsleich, als Marcel Rodrigues und Martin Sobczyk am vergangenen Wochenende jeweils via FussiFreunde verkündeten, dass sie in der kommenden Saison nicht mehr für den FC Süderelbe auflaufen wollen und werden. „Sportlich gesehen habe ich keine Lust mehr, diese Umbrüche mitzumachen. Es ist Jahr für Jahr das Gleiche: Wir fangen immer wieder bei Null an, keine Saison baut auf der anderen auf“, erklärte „Cello“, während „Sobby“ sagte: „Ich glaube, dass der Umbruch, den der FC Süderelbe vor der neuen Saison vollziehen wird, noch einmal extremer wird als bisher.“ Und letzteres soll offenbar einen ernsteren Hintergrund haben, als man bisher annehmen durfte: Geht es nach den Gerüchten, die derzeit vom Kiesbarg durch Hamburgs Amateurfußballszene schwappen, dann dann soll es hinter den Kulissen des FCS eine Art Machtkampf gegeben haben, in dessen Konsequenz durch den Rückzug des bisherigen Ersten Vorsitzenden Joachim Stoltzenberg eine Lücke im Etat der Ligamannschaft entstanden sein soll. 

Nach unseren Informationen gab es zunächst im Herbst des vergangenen jahres eine außerordentliche Jahreshauptversammlung, bei der es auch Wahlen geben sollte. Dabei wollten sich Akteure in den Vorstand wählen lassen, von denen es heißt, dass Stoltzenberg eine Zusammenarbeit mit ihnen nicht eingehen wollte. Gerüchten zufolge entwickelten sich infolge dessen nicht nur Diskussionen, sondern auch zwei verschiedene Lager, die dafür gesorgt haben sollen, dass der Verein quasi entzweit wurde. Nachdem die Versammlung im Herbst ergebnislos blieb, was die Wahlen angeht, wurde im Januar nochmal getagt und gewählt – mit dem Ergebnis, dass sich die Zusamensetzung des Vorstandes geändert hat. Joachim Stoltzenberg ist nicht mehr Erster Vorsitzender, diesen Posten hat nun der langjährige Zweite Vorsitzende und Ligamanager Matthias Nehls inne. Außerdem im Gremium: einer der Vertreter, mit denen Stoltzenberg den Gerüchten zufolge nicht gern zusammenarbeiten wollte.

Nehls: „Das hat keinerlei Auswirkungen – weder auf die jetzige, noch auf die neue Saison“

Trainer Timucin Gürsan hat seinen Vertrag am Kiesbarg bislang nicht verlängert. Foto: KBS-Picture.de

Interessant an der Thematik: Stoltzenberg, das ist in der Szene ein offenes Geheimnis und wird auch von Nehls im Gespräch mit uns nicht dementiert, finanziert auch einen gewissen, angeblich nicht unwesentlichen Teil des Etats der Ligamannschaft. Nach seinem Rückzug sei der Spielbetrieb bis zum Ende der aktuellen Saison zwar gesichert, in der neuen Spielzeit aber soll es diese Finanzierung seitens des jetzt Ex-Vorsitzenden nicht mehr geben, hört man. „Joachim hat aus gesundheitlichen Gründen aufgehört“, sagt Matthias Nehls, als wir ihn mit der Frage konfrontieren, warum es im Vorstand an erster Stelle einen Wechsel gegeben habe. „Dieser Schritt stand schon lange fest“, erklärt Nehls, der – mit der Frage konfrontiert, ob es den gerüchteweise kolportierten Machtkampf denn wirklich gegeben habe, erläutert: „Das kann ich so nicht sagen. Joachims Schritt hatte gesundheitliche Gründe.“ Was aber ist infolge des Stoltzenberg-Rücktritts mit der Finanzierung der Liga-Mannschaft? Ist sie gesichtert? Steht sie in den Sternen?

„Das hat keinerlei Auswirkungen. Weder auf die jetzige, noch auf die neue Saison. Aber wer weiß, was alles noch passiert“, sagt Nehls und will den letzten Satz ausdrücklich auf die aktuelle Saison mit der Corona-Krise bezogen wissen: „ Wer weiß denn, was übermorgen ist? Die Profis haben Probleme dadurch, dass sie wegen des Virus nicht spielen. Die Amateure auch. Zudem: Was machen wir denn, wenn unsere Mitglieder jetzt auf Monate hinaus keinen Sport machen können und sich sagen, dass sie dann eben austreten? Dann fehlen uns Mitgliedsbeiträge. Das ist momentan ein Thema, das für die Vereine wichtig ist. Hier muss es ganz viel Solidarität geben.“ Eine weitere Frage sei, was beispielsweise die mögliche Zahlung von Aufwandentschädigungen für Spieler angehe, so Nehls: „Das wird uns aber mit Sicherheit weniger betreffen als andere Vereine, die mit Geld um sich werfen.“ Beim FCS, so lässt uns Nehls wissen, sei derzeit „alles im grünen Bereich. Das wichtigste ist, dass wir alle die Phase jetzt gesund überstehen.“ 

Auch das Trainerteam um Timucin Gürsan hat bislang noch nicht verlängert

Auch die eingangs erwähnten Abschiede von Leistungsträgern wie Marcel Rodrigues und Martin Sobczyk will der Erste Vorsitzende des Kiesbarg-Clubs nicht als Anzeichen dafür gewertet wissen, dass beim FCS irgendetwas im Argen liegen könnte. „Das sind individuelle Entscheidungen, die die Spieler für sich so getroffen haben. Das sind Spieler, die bislang Stammspieler waren. Wer weiß, ob sie das in der nächsten Saiso auch noch wären? Ich will nicht sagen, dass mit ihnen nicht mehr geplant wurde, aber irgendwann ist die Zeit der Leistungen vorbei“, gibt Nehls zu Protokoll, während es hinter vorgehaltener Hand in der Gerüchteküche heißt, dass Sobczyk und Rodrigues nicht die letzten Leistungsträger gewesen sein sollen, die ihre Zelte am Kiesbarg am 30. Juni 2020 abbrechen. Auch das Trainerteam um Coach Timucin Gürsan hat bislang noch nicht für eine weitere Saison zugesagt und soll sich dem Vernehmen nach durchaus mit dem Gedanken beschäftigt haben, in der kommenden Saison ebenfalls nicht mehr beim FCS tätig zu sein.

Jan Knötzsch