Oberliga
Zankl: „Eine durchdachte und klare Entscheidung“ - ohne „etwas in petto zu haben“
Nach neun Jahren wird Danny Zankl dem TSV Sasel am Saisonende den Rücken kehren. Mit uns hat er erstmals über seine Entscheidung gesprochen. Foto: Bode
Am vergangenen Wochenende nach dem 3:0-Sieg seiner "Parkwegler" beim USC Paloma nahm sich Zankl die Zeit, um seinen Entschluss zu erörtern. Foto: Küch
„Es gibt dazu nicht viel zu erzählen“, entgegnet Zankl auf die Fragen aller Fragen, was zu seiner Entscheidung, dem Verein nach neun überaus erfolgreichen Jahren am Ende der Saison den Rücken zu kehren, geführt habe. „Es ist auch nicht so, dass sich das alles schon gesetzt hat“, machte er keinen Hehl daraus, dass der in ihm gereifte Entschluss auch noch viel Wehmut parat hält.
"Ein Schritt aus der vollen Verantwortung"
„Für mich ist es eine ganz persönliche Entscheidung. Ich habe das jetzt 24 Jahre lang gemacht und das immer mit 1000-prozentiger Hingabe. Ich bin auch wirklich sehr zufrieden, wie es läuft - und es bringt mir auch sehr viel Spaß. Aber es gibt jetzt einfach auch zwei, drei Sachen, die mal wieder angepackt werden müssen - auch ganz persönlich, um meinen eigenen Ansprüchen zu genügen. Das wird sehr viel Arbeit sein und man muss extrem viel investieren. Deshalb ist es für mich jetzt mal ein Schritt raus aus der vollen Verantwortung. Das ist einer der Gründe, warum ich sage: Ich bin nächste Saison nicht mehr mit dabei“, berichtet Zankl - und das ohne jeden Groll. Denn: „Der Verein hat sich sehr darum bemüht, dass ich das weitermache. Die Reaktionen waren auch für mich persönlich sehr positiv, da ich viel Akzeptanz bekommen habe. Es ist alles sehr harmonisch und ruhig abgelaufen.“
"Die Entscheidung ist aus rein persönlichen Gründen gefallen"
Neben Zankl wird auch dessen kongenialer Trainer-Partner Finn Apel (re.) den Parkweg verlassen. Dazu gibt's nochmal gesondert eine Meldung. Foto: Bode
Jetzt alles auf eine Karte zu setzen und nochmal sportlich höher hinaus zu wollen, sei sowohl für Finn Apel als auch für ihn selbst schwierig, wie Zankl erklärt. „Sagen wir es mal so: Die Entscheidung ist nicht gefallen, weil wir schon irgendwo einen Vertrag unterschrieben oder geschweige denn überhaupt irgendwas in petto haben, sondern die Entscheidung ist aus rein persönlichen Gründen gefallen - im Gesamtpaket mit dem TSV Sasel. Alles weitere werden wir uns angucken.“
"Wir haben nicht zweigleisig geplant"
Man beschäftige sich aktuell mit der laufenden Saison und habe „auch nirgendwo irgendetwas unterschrieben“, untermauert Zankl. „Das war auch nicht der Beweggrund, zu gehen, weil wir ein höherklassiges Angebot haben oder hatten. Natürlich gibt es mal die eine oder andere Anfrage. Aber der volle Fokus liegt auf Sasel und darauf, die Saison erfolgreich zu Ende zu bringen. Da haben wir nicht zweigleisig geplant. Das ist einerseits nicht unsere Art und Weise und andererseits war und ist Sasel unser erster Ansprechpartner.“ An exakt den Ablauf habe man sich gehalten, so Zankl. „Und jetzt gucken wir, dass wir unseren Job bestmöglich machen.“ Zudem sei man auch „nicht so verbissen, um etwas zu erzwingen. Wir sind gerne Fußballtrainer, haben aber auch gerne unser Gesamtpaket aus Privatleben und Beruf im Blick. Deshalb haben wir eine sehr durchdachte und klare Entscheidung getroffen. Das werden wir auch in Zukunft so machen.“
"Das ist unser Baby!"
In neun Jahren hat Zankl (re.) aus einem mittelmäßigen Landesliga-Team den aktuellen Spitzenreiter der Oberliga und ein nachhaltiges Gebilde geformt. Foto: Bode
Wohin die Reise auch gehen mag - all das ist derzeit noch Zukunftsmusik. „Das ist unser Baby!“, hinterlässt Zankl ein Konstrukt, das er selbst geschaffen hat. „Als wir angefangen haben, waren wir eine durchschnittliche Landesliga-Mannschaft“, erinnert er sich. „Wir haben es über die letzten Jahre geschafft, die Abgänge vieler Top-Spieler zu kompensieren. Wir sind einen nachhaltigen Weg gegangen und haben uns den earbeitet. Dabei haben wir immer versucht, attraktiven Fußball zu spielen. Mittlerweile entwickelt es sich sogar dahin, auch Ergebnis-orientierten Fußball zu spielen. Wir sind professioneller geworden.“
"Was ich den Spielern versprochen habe - das wurde eingehalten"
Womit man beim nächsten möglichen Super-GAU aus Saseler Sicht wäre: Dass nicht nur das Trainerteam den Abgang macht, sondern auch die erfolgreich und mühsam auf die Beine gestellte und aktuell an der Spitze in ganz Hamburg thronende Mannschaft auseinanderbrechen könnte. Angst? „Ich sage es ganz ehrlich: Das sind Spieler, die beim Tabellenführer der Oberliga spielen, die im Pokal-Viertelfinale stehen und sich untereinander super verstehen. Die Harmonie ist sowohl auf als auch abseits des Platzes groß und die Jungs haben eine sehr große Komfortzone beim TSV Sasel - mit Training, Klamotten und dem Gesamtpaket. Deshalb wissen viele Spieler auch, dass es oftmals unnötig ist, das einfach aufzugeben, weil sie schon bei anderen Vereinen gespielt haben, wo nicht immer das versprochene Wort zählt oder gezählt hat. Ich kann für meinen Teil sagen, dass ich jetzt seit neun Jahren bei Sasel bin - und das, was ich den Spielern vor der Saison gesagt und versprochen habe, wofür ich auch meine Hand ins Feuer gelegt habe, das wurde eingehalten!“
"Sasel hat eine riesen Chance, die Truppe im Kern zu halten"
Seine Entscheidung habe nichts mit einem anderen Verein zu tun, so Zankl, der sich bis Saisonende voll auf die Ziele mit dem TSV Sasel konzentriert. Foto: Bode
Darauf legt Zankl einen besonders großen Wert, dass man einen „sehr nachhaltigen, zuverlässigen und fairen Job gemacht“ habe. „Und das bin ja nicht nur ich, sondern das sind vor allem auch der Verein und das gesamte Funktionsteam. Ich weiß auch, dass unsere Spieler das zu schätzen wissen. Deshalb hat Sasel eine riesen Chance, diese Truppe im Kern - natürlich auch so, wie man das dann selbst will - zusammenzuhalten. Das liegt natürlich aber auch an der neuen Sportlichen Führung. Denn es ist auch eine riesen Chance für die neue Sportliche Führung, diese Substanz zu nutzen, eigene Ideen einzubringen und auch neue Spieler mit reinzubringen. Denn das haben wir auch Jahr für Jahr gemacht“, spricht Zankl darauf an, dass man Leistungsträger wie Sirlord Conteh (inzwischen Profi beim SC Paderborn), Bünyamin Balat (Profi in der Türkei) oder Michael Meyer (mittlerweile Spielertrainer bei den Futsalern der HSV-Panthers) ersetzen musste. „Das ist ja auch nicht einfach mal so gemacht.“
"Es geht um die Wucht und Qualität, die Sasel entwickelt hat"
Auf die Angst, dass sein "Baby" auseinanderbrechen könnte, reagiert Zankl (li.) mit "der Wucht und Qualität, die Sasel als Gesamtpaket entwickelt hat". Foto: Bode
Man habe „immer wieder neue Akzente gesetzt, um die Mannschaft zu entwickeln und das auch als Chance zu sehen, obwohl ein guter Spieler gegangen ist. Auch ich habe mich mit 26 Jahren an die Linie gestellt und alle dachten: ‚Was ist denn das für ein Geisteskranker?‘ Natürlich hatte ich ein, zwei Spieler, die mich kannten. Aber viele mussten mich auch kennen- und vielleicht auch schätzen lernen.“