Kreisliga 5

„Wir würden uns nicht dagegen wehren, wenn wir aufsteigen“

22. September 2020, 11:00 Uhr

Da geht's lang: Florian Brandt ist beim VfL Hammonia vom Spielfeld auf den Trainerstuhl gewechselt und gibt den Weg vor. Foto: noveski.com

Die wegen Corona abgebrochene Saison 2019/2020 beendete der VfL Hammonia in seiner Staffel, der Kreisliga 5, als Vierter der Tabelle. Mit dem Sprung in die Bezirkliga hatte der Club aus dem Sternschanzen-Park letztlich nichts mehr zu tun – dieser wurde knapp verpasst. Der VfL 93 ging hoch in die Bezirksliga. Doch mit einer Empfehlung konnten die Hammonia-Kicker aufwarten: Gegen die oberen Teams des Klassements wurde nur ein Spiel verloren, teils standen hohe Siege gegen die direkte Konkurrenz im Kampf um den Aufstieg zu Buche. Eine Bilanz, die für die neue Spielzeit nun ein wenig die Aufbruchstimmung trägt.

Denn eines ist klar: „Wenn du in der vergangenen Serie Vierter wirst und gegen die anderen Teams von oben Siege einfährst, dann möchtest du in der neuen Saison sicherlich nicht schlechter abschneiden, sondern dich noch verbessern“, sagt Florian Brandt. Der 40-Jährige steht seit diesem Sommer gemeinsm mit Nils Fellenberg als Coach an der Seitenlinie. In der vergangenen Spielzeit war „Brando“, wie Brandt mit Spitznamen genannt wird, noch Spieler beim VfL Hammonia. Als solcher kann er auf eine interessante und erfolgreiche Vita zurückblicken und trug während seiner aktiven Karriere das Trikot des Barsbütteler SV, des TuS Aumühle-Wohltorf, des VfL 93 und zu guter Letzt eben den Hammonia-Dress. Die Trainerstation beim VfL Hammonia ist nun seine erste.

„Wenn du Vierter wirst, möchtest du in der neuen Saison sicher nicht schlechter abschneiden“

Beim LOTTO-Pokalspiel gegen den SC Hansa 11 feierte der 40-Jährige seine Pflichtspielpremiere als Hammonia-Trainer. Foto: noveski.com

Zumindest die erste langfristiger Art. „Ich war in Aumühle schon mal Interimstrainer. Da haben wir als Spielerrat nach dem Aus des damaligen Trainers mal für Spieltage übernommen“, kramt Brandt in seinen Erinnerungen. So gesehen also war das LOTTO-Pokalspiel vom vergangenen Wochenende gegen den Landesligisten SC Hansa 11 der erste „richtige“ Pflichtspiel-Auftritt Brandts als Chefcoach. „Die erste Halbzeit war nicht so gut, in der zweiten haben wir es dann besser gemacht. Wir haben uns ein bisschen auf das besonnen, was wir eigentlich machen wollten. Ich glaube, dass der Doppelpack von Hansa 11 zum 3:0 und 4:0 kurz vor der Pause entscheidend war“, bilanziert der 40-Jährige rückblickend und erklärt erst einmal, dass die Entscheidung, das Traineramt beim VfL Hammonia zu übernehmen „ein langer Prozess“ gewesen sei: „Ich bin im Winter angesprochen worden, ob ich mir das vorstellen könnte. Viele von uns sind ja seinerzeit vom VfL 93 gekommen – ich auch. Damals hatte ich mich im letzten Spiel für den VfL 93 verletzt, hatte ein dickes Knie und war quasi ein halbes Jahr lang raus. Ich habe dann die Vorbereitung mitgemacht und im November nocmal gespielt. Dann kam Corona dazwischen und ich habe mir gedacht: irgendwie ist 40 Jahre vielleicht das richtige Alter, um aufzuhören“, erzählt Brandt.

„Ich habe mir gedacht: irgendwie ist 40 Jahre vielleicht das richtige Alter, um aufzuhören“

Pausenansprache: Coach Brandt (hi.) gibt seinen Spielern Instruktionen mit auf den Weg, Jan-Hendrik Rathmann (re.) und Felix Haas hören zu. Foto: noveski.com

Gesagt, getan. Dass er weiterhin beim VfL Hammonia bleiben würde, war irgendwie aber vorgezeichnet. „Der Verein wird familiär geführt. In der Mannschaft spielen viele Jungs, die sich recht lange kennen. Wir sind ein kleiner Verein, bieten nur Fußball und haben drei Herren-Teams. Da läuft man sich zwangsläufig immer über den Weg. In meiner Truppe gibt’s einen Kern, der über Jahre zusammenspielt – und das auch schon in anderen Vereinen. Wir haben eine gute, homogene Truppe und einen großen Zusammenhalt“, berichtet „Brando“. Dieser Zusammenhalt „hilft und zeichnet uns aus. Das ist das Pfund, mit dem wir wuchern können“, fügt er mit Blick darauf an, dass beim VfL Hammonia auch die „dritte Halbzeit“, die im Amateurfußball mehr und mehr schwindet, noch ein fester Bestandteil ist. „Ich kenne es nicht anders, als dass man nach dem Spiel noch mit der Mannschaft lange zusammensitzt, was trinkt, diskutiert und sich unterhält“, sagt der ehemalige Defensivmann, der nach eigener Aussage „lange überlegt“ hat, ob er bei dem Verein, bei dem er zuletzt gekickt hat, die Trainerposition übernehmen wolle. Schließlich ist es „schon ein Schritt, wenn du statt Mitspieler plötzlich Trainer bist. Das war einer der Hauptaspekte, über die ich nachgedacht habe. Aber im Endeffekt war dieses Bedenken von der ersten Einheit an wie weggeweht. Die Rückmeldung aus der Mannschaft war, dass das kein Problem sei“, erzählt der Neu-Übungsleiter, der nicht nur von Nils Fellenbach, sondern auch von Julian-Denis Höger (Betreuer) und Achim Urbschat als weiteres Mitglied des Funktionstam tatkräftig unterstützt wird.

„Unser Pfund ist die Homogenität – in der Truppe gibt es keinen, der sich versteckt“

Emotionen an der Linie: Florian Brandt (li.) beim Pokalspiel gegen Hansa 11, rechts neben ihm die Funktionsteams-Mitglieder Achim Urbschat und Julian-Denis Höger. Foto: noveski.com

Urbschat, einst Ligamanager beim Hansa-Landesligisten FC Voan Ohe, kam über seinen Sohn Dennis zum VfL Hammonia. „Er kennt dort ein paar Jungs, die eine Fußball-Vergangenheit in Ohe haben, ist dann dorthin gewechselt. Wir haben uns über den Verein unterhalten und wie es eben so ist, hat er irgendwann gefragt, ob ich mir nicht vorstellen könnte, ein bisschen was dort zu machen“, verrät Achim Urbschat und lobt genau das, was auch Brandt als Pluspunkt des Clubs und des Teams bezeichnet: „Hier herrscht ein unglaublicher Spirit. Die Mischung stimmt. Mit vielen jungen talentierten Spielern bilden einige erfahrene Akteure, die teilweise Landesliga- und Bezirksliga Erfahrung vorweisen können, das Gerüst.“ Gemeint sind damit Kicker wie Jan-Hendrik Rathmann, Jonas Fiedler oder Nico Pommerenke, die auch Brandt als Führungsspieler nennt („Das sind drei Charaktere, die unsere Säulen darstellen“), aber zugleich auch noch einmal betont: „Unser Pfund ist die Homogenität. In der Truppe gibt es keinen, der sich versteckt.“ Und weil eben alledem so ist, die Truppe also sowohl über „Leader“ und „Youngster“ als auch den nötigen Teamgeist verfügt und in der Vorsaison schon aufhorchen ließ, findet der Coach bei der Frage nach dem Saisonziel klare Worte: „Wir wollen auf jeden Fall die Aufstiegsrunde erreichen und dann mal gucken, was kommt“, sagt Brandt zunächst vorsichtig, doch dann schiebt „Brando“ nach: „„Wir würden uns nicht dagegen wehren, wenn wir aufsteigen.“ Es würde kurz vorm 100. Geburtstags des Vereins im Jahr 2022 irgendwie passen...