Bezirksliga Süd

„Wir wollen der SC Freiburg der Landesliga sein“

Altenwerder-Trainer Daniel Rossa spricht über den Aufstieg und blickt voraus

06. Juni 2019, 12:23 Uhr

So sieht der Meister der Bezirksliga Süd aus: Der FTSV Altenwerder. Foto: Brussolo

Die Zahlen sind beeindruckend: 28 Spieltage lang stand der FTSV Altenwerder in der Bezirksliga Süd auf dem ersten  Platz. Insgesamt traf die Equipe von Daniel Rossa 93 Mal ins Schwarze, kassierte 27 Treffer. 21 Siege standen am Ende fünf Remis und vier Niederlagen gegenüber. Vor eigenem Publikum fuhr der FTSV 40 von 45 möglichen Punkten ein, in der Tabelle standen am Ende insgesamt 68 Zähler zu Buche – macht unterm Strich den Meistertitel und den Aufstieg in die Landesliga. Trotzdem musste das beste Hinrunden-Team zwischenzeitlich  kurz zittern. Wir haben mit dem Coach über die abgelaufene Spielzeit gesprochen und auf die neue Saison vorausgeblickt.

Irgendwann gab es da diesen einen Moment. Eine Schwächephase. Erst verlor der FTSV Altenwerder am 24. März mit 0:1 gegen den TSV Neuland, dann gab es ein kleines Zwischenhoch mit dem 1:0-Sieg gegen RW Wilhelmsburg am 7. April, doch es folgten zwei weitere Niederlagen. Erst gegen die Reserve des TSV Buchholz 08 am 14. April mit 0:2 und 14 Tage später, am 28. April ein 0:1 gegen Inter Eidelstedt. Ausgerechnet gegen den direkten Konkurrenten im Kampf um den Aufstieg. Insgesamt also drei Spiele, die man verlor – und in denen man kein Tor schoss. Genau in dem Augenblick also, wo man eine solche Schwächephase eigentlich gar nicht gebrauchen konnte.

„Es ist nicht die qualitative beste Mannschaft Meister geworden, sondern das beste Team“

Ein Prost auf den Titel: FTSV-Coach Daniel Rossa (re.) und sein Assistent Florian Meier. Foto: Brussolo

„Sicherlich hätte es für uns etwas entspannter laufen können, wenn wir die wichtigen Spiele gewonnen und nicht gegen Eidelstedt auch noch verloren hätten. So wurde es hinten raus unnötig spannend, weil wir einen kleinen Knick hatten“, sagt Daniel Rossa und berichtet: „Wir wussten, dass so eine Phase, in der es nicht läuft, vielleicht irgendwann kommen würde. Ich habe meinen Jungs in dieser Zeit gesagt: Jetzt zeigt sich, ob ihr ein Team seid.“ Der „Knackpunkt zurück zum Guten“ sei dann, so der Trainer des FTSV weiter, der 3:1-Auswärtssieg beim FC St. Pauli IV am 3. Mai gewesen. Danach lief es wieder und die Mannschaft blieb bis zum Ende der Saison siegreich. „Ich wusste, dass die Truppe stark genug ist und war in keiner Minute unruhig. Wir hatten uns ja nicht den Rucksack aufgesetzt, dass wir unbedingt aufsteigen müssen“, gibt Rossa zu Protokoll. 

Und am Ende gelang eben doch genau das. „Das Wichtigste ist, dass wir es geschafft haben, Meister zu werden und aufzusteigen – wie uns das gelungen ist, ist egal. Das dann auch noch am letzten Spieltag im Derby gegen Finkenwerder klar zu machen, war geil – eine bessere Geschichte hätte der Fußball gar nicht schreiben können“, konstatiert Rossa und erläutert: „Unser Teamspirit war ein ganz wichtiger Grund für den Aufstieg. Wir haben zwar Qualität in unserer Mannschaft und ich kann nicht in die anderen Mannschaften reinschauen, aber ich glaube: Letztlich ist nicht die qualitativ beste Mannschaft Meister geworden, sondern das beste Team.“ Seine Equipe habe, so der Übungsleiter, „auch außerhalb des Platzes oft was zusammen gemacht, wir haben Bock aufeinander. Selbst nach Niederlagen haben über 20 Mann noch lange zusammengesessen und geredet, gegessen und getrunken.“

„Ich traue meiner Mannschaft den Schritt in die Landesliga zu – so wie sie ist“

Nach dem Abpfiff des letzten Saisonspiels gegen Finkenwerder feierten die Altenwerder-Spieler lautstark und ausgelassen ihren Aufstieg und die Meisterschaft. Foto: Brussolo

Ein weiterer Baustein, der sicherlich hilfreich war: die Erfahrung. Aber reicht allein das aus, um auch in der Landesliga bestehen zu können? Das kickende Personal wird schließlich nicht jünger – und das Tempo in der Landesliga wird schneller. „Wir müssen nicht sofort einen radikalen Umbruch einleiten. Ich traue meiner Mannschaft den Schritt in die Landesliga zu – so wie sie ist. Die, die in diesem Jahr den Aufstieg geschafft haben, sind in der Lage, Paroli zu bieten“, befindet Daniel Rossa, der aber auch weiß: „Wir werden jetzt in der Landesliga nicht völlig durchstarten.“ Und so ist das Ziel ein ganz anderes, wie der 32-Jährige verrät: „Wir wollen der SC Freiburg der Landesliga sein.“ Soll heißen? „Wir werden sicher ein paar junge Leute ins Boot holen. Aber wir sind nicht in der Lage, Spieler aus Hamburg mit finanziellen Mitteln zu locken. Wir wollen junge Leute holen, sie weiterentwickeln und zu besseren Spielern machen“, so Rossa. Eben so wie der SC Freiburg. Und so lautet auch das Saisonziel so wie im Breisgau in der Bundesliga: „Wir wollen drinbleiben!“ 

Dass in der Landesliga auf den FTSV ein „Kampf ums Überleben“ wartet, weiß auch Rossa. „Anderswo in Hamburg bekommen die Spieler ein dickes Taschengeld. Das können wir nicht bieten. Wir werden nicht mit dem Hammer draufhauen und jeden älteren Spieler durch einen jungen ersetzen, aber es muss uns gelingen, Jungs mit Potenzial zu finden, die mit ihrem Spiel unser Tempo bereichern“, blickt der Coach auf die Aufgabe voraus, die in der Sommerpause bei der Kaderzusammenstellung wartet. „Der Aufstieg“, sagt Rossa, der unter anderem nach Ingo Brussolo und Thorsten Bettin der nächste Trainer ist, dem es gelungen ist, den FTSV in die Landesliga zu führen („Das ist ein mega Gefühl, ein ganz besonderer Moment“), „ist der richtige Zeitpunkt, um auch mal danke zu sagen an alle, die mich in den letzten Wochen und Monaten ertragen haben. Zum einen zuhause, weil ich immer viel mit dem FTSV beschäftigt war und auch bei den Leuten im Verein. Den Aufstieg habe nicht nur ich geschafft, sondern die Mannschaft. Und da zähle ich auch die Leute drumherum zu – wie zum Beispiel meinen Co-Trainer Florian Meier.“
 
Jan Knötzsch