Regionalliga Nord

„Wir sind in einem Loch – das haben die Spiele gegen Altona und den LSK gezeigt“

St. Pauli II steht in der Regionalliga vorm „Kellerkick“ in Heide

19. September 2019, 11:08 Uhr

St. Pauli II-Coach Joachim Philipkowski verlor zuletzt mit seinem Team zwei Mal in Folge. Foto: KBS-Picture.de

Die Stimmung bei Niklas Hoffmann war irgendwo kurz vor dem Nullpunkt. Nicht nur, dass der 22-Jährige, der beim FC St. Pauli auch Bestandteil des Profi-Kaders ist, in der „Zweiten“ in der Regionalliga Nord antreten musste, während seine Kollegen am Tag darauf das Zweitliga-Derby gegen den Hamburger SV bestreiten würden. Nein, bei „Hoffe“ war am vergangenen Sonntag im Anschluss an die 0:1-Niederlage gegen den Lüneburger SK auch aufgrund einer anderen Tatsache die Laune im Keller: weil die „Kiezkickerchen“ in der Regionalliga Nord eben genau dort stehen – im Keller der Tabelle. 

Vorletzter ist die Mannschaft von Trainer Joachim Philipkowski inzwischen – und ausgerechnet jetzt geht’s am Samstag zum Schlusslicht. „Wir werden auch da versuchen, Gas zu geben. Wenn man unten drin steht, dann hakt's einfach. Vielleicht brauchen wir ein Tor, damit es wieder läuft“, probierte sich Hoffmann nach der Partie im Norderstedter Edmund-Plambeck-Stadion als Optimist. „Die Situation ist nicht gut. Wir haben uns etwas anderes vorgenommen. Das müssen wir auf dem Platz zeigen. Wir brauchen einen Sieg, dann kommt das Selbstvertrauen wieder zurück“, ist er sich sicher und will das Spiel am Samstag beim Heider SV (Anstoß: 14 Uhr) in seiner Wichtigkeit nicht überbewerten: „Es ist ein Spiel wie jedes andere. So gehen wir es auch an und wollen es gewinnen.“

„Da kommen wir nur mit Arbeit raus, nicht mit Spielerei“

Cemal Sezer (li.) fehlte dem Coach am vergangenen Wochenende in der Startelf gegen Lüneburg. Foto: KBS-Picture.de

Doch ist der Kick im Nachbar-Bundesland Schleswig-Holstein wirklich einer wie jeder andere? „Bei mir brennt der Baum nicht. Und bei der Mannschaft auch nich. Es ist noch gar nichts los. Wir haben gerade mal neun Spiele gespielt und noch richtig viele Partien vor uns. Und wir sind ja auch nicht so viele Punkte weg“, schlägt auch Joachim Philipkowski in die gleiche Kerbe wie Hoffmann. „Wenn wir jetzt sieben Spieltage vor Schluss wären, wäre das etwas anderes“, fügt der Coach der Kiezclub-Reserve hinzu, weiß aber als „alter Hase“ eben auch: „Auf uns kommen jetzt harte Wochen zu. Man merkt, dass es der Mannschaft an Selbstvertrauen fehlt und es jetzt immer schwieriger wird, mit der jungen Truppe den Bock umzustoßen. Aber die Jungs glauben an sich.“

Das tut auch der Coach. „Ich denke, dass wir wieder zurückkommen werden“, sagte „Piepel“ am vergangenen Sonntag trotz der 0:1-Niederlage gegen den LSK im Brustton der Überzeugung – und das, wo ihm doch in diesem Spiel mit Cemal Sezer und Jannes Wieckhoff auch noch zwei Spieler aufgrund von gesundheitlichen Problemen für die Startelf wegbrachen: „Das ist so. Nicht nur wir, sondern auch andere Mannschaften müssen damit umgehen, wenn Spieler ausfallen, die man gerne dabei hätte“, so Philipkowski, der damit aber beim kritischen Teil seiner Ausführungen angekommen war: „Wenn einer fehlt, bekommt ein anderer die Chance. Bei uns haben die, die die Chance bekommen haben, sie nicht genutzt.“

„Die wollen alle nach oben zu den Profis, dann müssen sie es zeigen“

Ebenso wie sein Coach sieht Niklas Hoffmann (li.) die Situation bei der Kiezclub-Reserve noch nicht allzu dramatisch. Foto: KBS-Picture.de

Klare Worte vom erfahrenen Coach, der sich derzeit also irgendwo zwischen den Linien als Kritiker, Mahner, Aufrütteler und Hoffnungsgeber befindet. Das klingt in Worte ausgedrückt dann so: „Man darf nicht vergessen: Das ist eine junge Mannschaft. Ich bin sicher: Sie wird sich stabilisieren. Wir sind in einem Loch – das haben die Spiele gegen Altona (1:2-Niederlage, Anm. d. Red.) und Lüneburg gezeigt. Da kommen wir nur durch Arbeit raus. Nicht durch Spielerei. Es wird malocht.“ Den Kick in Heide will „Piepel“ dabei explizit nicht als „Endspiel“ werten: „Wenn wir da verlieren, dann sind wir nochmal gefragt. Aber das Spiel müssen wir erst mal spielen, warten wir mal ab. Klar wird das schwer. Da kommen 2000 Zuschauer bei denen zuhause, die Heide anfeuern. Meine junge Mannschaft muss dagegenhalten. Die wollen alle nach oben zu den Profis, dann müssen sie es zeigen. Bis jetzt haben sie es teilweise gezeigt, aber die Tor- und Punktausbeute ist einfach nicht gut.“

Eine Folge dessen, dass seine Mannschaft an der einen oder anderen Stelle zu spüren bekommen habe, dass „das eben Männerfußball ist. Da hat uns teilweise was gefehlt. Aber das ist ein Teil der Ausbildung. Da müssen wir durch. Wir dürfen nicht die Nerven und die Geduld verlieren. Wir müssen einfach weiter arbeiten und gute Spiele machen und diese guten Spiele in Punkte umwandeln. Das ist in der Theorie einfach...“, sagt „Piepel“ – in der Praxis aber stehen vorm Erfolg immer noch der Schweiß und ein Gegner. Und die teilweise Überlegenheit der Widersacher an Körperlichkeit und vor allem Erfahrung. „Wir sind ein Ausbildungsverein. Wir wollen Spieler ausbilden. Wenn sie uns in der Vorbereitung oder im Training gezeigt haben, dass sie auf einer Position etwas haben, dann probieren wir das aus. Jetzt sind wir in einer Situation, in der kann ich noch probieren. Sechs Spieltage vor Schluss geht sowas nicht mehr“, so Philipkowski.

Jan Knötzsch