NTSV

„Wir reden nicht nur über die Regionalliga, wir möchten da früher oder später auch spielen“

Niendorfs Co-Trainer Hubertus Reinecke im Interview

29. Dezember 2018, 10:00 Uhr

Der Mann im Hintrgrund – und das „Brain“ beim Niendorfer TSV? Co-Trainer Hubertus Reinecke (re.) Seite an Seite mit Coach Ali Farhadi

Zum Abschluss des Fußballjahres 2018 steht der Niendorfer TSV in der Oberliga auf dem neunten Platz. Angesichts des vierten Ranges aus dem Vorjahr und dem Erreichen des ODDSET-Pokalfinales eine eher durchwachsene Bilanz. Wir haben uns mit Co-Trainer Hubertus Reinecke darüber unterhalten, was dem NTSV aktuell fehlt, um in der Tabelle noch besser dazustehen. Zudem verrät uns „Hubi“, was der Club vom Sachsenweg in der Restserie vorhat und wohin der langfristige Blick geht. 

Hubertus, lass uns direkt in die Vollen gehen: Ist ein neunter Platz gemessen an der Qualität, die der Kader des NTSV besitzt, zu wenig?

Hubertus Reinecke: Natürlich hätten wir uns gewünscht, dass wir zur Winterpause noch etwas weiter oben in der Tabelle angesiedelt sind. Aber wir haben in den eineinhalb Jahren, die ich jetzt in Niendorf mitarbeite, viel bewegt. Dass wir jetzt eine Übergangssaison oder -situation haben, ist normal. Wir wissen das einzuschätzen. Wir hatten in der Hinrunde vielfach nicht die Effektivität, die du in dieser Liga brauchst. Die Qualität in der Liga hat sich nochmal zugespitzt. Es ist essentiell, in einem Spiel das erste Tor zu schießen. Das ist uns nicht immer gelungen. Wenn man einem Rückstand hinterherlaufen muss, ist es schwer, zu punkten. Ali (Farhadi, Niendorfs Cheftrainer, Anm. d. Red.) und ich haben den bisherigen Saisonverlauf aufgearbeitet. Wir wissen, wo wir ansetzen müssen, um uns noch zu verbessern.

Ist ein Anhaltspunkt dabei, dass die Mannschaft hin und wieder zwei Gesichter gezeigt hat. Es gab beispielsweise klare Siege wie das 5:0 gegen Curslack oder ein 4:1 gegen Buchholz, aber beim 4:4 gegen Süderelbe habt ihr euch schwer getan und das Rückspiel gegen den FCS sogar verloren...

Neuzugang Daniel Brückner (Mitte) spielt aus Reineckes Sicht bisher eine solide Saison, hat sich nur noch nicht ausgiebig in Form von Toren dafür belohnt. Foto: KBS-Picture.de

Reinecke: Zwei Gesichter? Ich glaube, dass ich das so nicht sagen würde. Wir versuchen in jedem Spiel das gleiche Gesicht und eine gleich gute Leistung zu zeigen. Aber nehmen wir mal das angesprochene 4:4 gegen Süderelbe: Da ist der vierte Treffer von Süderelbe ein klares Abseitstor. Das kann man auf der Videoaufnahme des Spiels sehen. Richtig ist aber, dass wir in der Rückrunde versuchen müssen, konstanter zu punkten. Dafür müssen wir unsere Chancen besser nutzen. Gegen Süderelbe im Rückspiel hatten wir sieben oder acht hochkarätige Gelegenheiten, die wir ungenutzt gelassen und so den Gegner stark gemacht haben. Wie gesagt: Wir wissen, woran wir arbeiten müssen. Die Konstanz im Holen von Punkten ist eine Sache. Wir haben schließlich das Ziel, in der Tabelle schon etwas höher als nur auf dem neunten Rang zu stehen.

Ist angesichts der aktuellen Platzierung die Frage erlaubt, ob Top-Transfers wie die höherklassig erprobten Daniel Brückner oder Dominik Boettcher den Ansprüchen, die der Verein an sie hatte, nicht gerecht geworden sind?

Reinecke: Doch, ich finde schon, dass unsere Neuen dem gerecht geworden sind, was wir von ihnen erwartet haben. Brückner oder auch Oliver Doege zum Beispiel sind Jungs, die uns menschlich und fußballerisch sehr helfen. Olli ist jung und übernimmt viel Verantwortung. Bei Daniel Brückner ist es so, dass er solide gespielt und sein Können abgerufen hat. Er hatte nur noch nicht das Glück, dass sich das auch in Toren zeigt.

Muss man sich, wenn man den NTSV betrachtet, vom vierten Platz und dem Erreichen des Pokalfinales in der Vorsaison lösen? Hat Niendorf in der vergangenen Serie einfach überm Soll gespielt?

Reinecke: Nein, unser Ziel ist es, zu den Top Fünf zu gehören. Wir wollen uns eigentlich sogar verbessern im Vergleich zur Vorsaison. Das heißt, dass wir mindestens wieder Vierter werden wollen. Von daher würde ich sagen, dass wir uns nicht davon lösen sollten, was wir in der vergangenen Spielzeit erreicht haben. Wir gehen so in die Spiele rein, dass wir jedes möglichst gewinnen wollen und in der Tabelle so weit wie möglich oben stehen möchten.

In der vergangenen Saison wurde angesichts des Abschneidens offen von Regionalliga-Ambitionen gesprochen. Wie realistisch ist dieses Ziel kurz- oder langfristig?

Reinecke: Ich glaube Ali Farhadi hat das in der Vergangenheit in einem Interview mal deutlich gesagt: Wenn die sportlichen Gegebenheiten stimmen, dann ist das ein ernstes Thema. Wir reden nicht nur über die Regionalliga, wir möchten da früher oder später auch spielen. Wenn es sich so entwickelt, dass wir sportlich in der Lage sind, Regionalliga zu spielen, dann müssen wir gucken, wie man das Drumherum angeht. Wir wissen, dass es in der Grundsätzlichkeit ein Übergangsjahr benötigt. Ein Verein, der eine A-Jugend-Bundesliga, eine B-Jugend und eine C-Jugend-Regionalliga-Mannschaft hat, sollte sich mit diesem Thema beschäftigen...  

Stichwort Jugend: Mit Marlon Stannis von Eintracht Norderstedt soll ein Spieler auf der Winter-Wunschliste stehen, der schon im Nachwuchsbereich beim NTSV gespielt hat. Wie weit seid ihr mit diesem Transfer?

Künftig wieder im NTSV-Trikot? Norderstedts Marlon Stannis (re., hier in der Sommer-Vorbereitung im Testspiel gegen den SC Victoria). Foto: KBS-Picture.de

Reinecke: Dazu kann ich nichts sagen, weil die Management-Aufgaben nicht in meinen Bereich als Co-Trainer fallen. Da könnten „Witti“ und „Scholle“ (gemeint sind die NTSV-Manager Carsten Witiber und Marcus Scholz, Anm. d. Red.) mehr zu sagen. Richtig ist aber, dass wir im Winter personell etwas machen wollen. Und dass wir junge Spieler, die auch schon mal im Nachwuchs beim Niendorfer TSV gespielt haben, losgelöst davon, um wen es sich dreht, intensiv im Auge haben.    

Kommen wir abschließend zu deiner Rolle beim NTSV: Ali Farhadi ist der „Chef“, du der Mann dahinter. Wie läuft eure Zusammenarbeit ab?

Reinecke: Ich bin vor eineinhalb Jahren von St. Pauli nach Niendorf gekommen und Ali sehr dankbar, dass er mir viel Vertrauen gibt. Wir ergänzen uns symbiotisch. Ich habe vor einiger Zeit ein Zertifikat im Bereich Spielanalyse und Scouting gemacht und bringe dieses Wissen jetzt auch mit ein. Wir haben uns damals beim Lehrgang zur B-Lizenz kennengelernt, gut verstanden und sind inzwischen gute Freunde. Die Zusammenarbeit macht Spaß.

...und wird entsprechend auch in der kommenden Saison am Sachsenweg fortgesetzt?

Reinecke: Das ist aktuell kein Thema. Aber nicht, weil wir nicht zusammen weitermachen wollen oder es aus anderen Gründen nicht in Frage kommt. Es ist einfach so, dass der Fokus jetzt erstmal auf der Rückrunde liegt. Wir haben viele Aufgaben vor uns. Wenn wir die erfolgreich lösen, kommt alles andere automatisch.

Interview: Jan Knötzsch