Wiehle: „Was in der Rückserie abläuft, ist wie im Traum“

Osdorf derzeit zwischen Luxus-Serie und Lazarett

16. März 2017, 10:00 Uhr

Erfolgstrainer: Das Victory-Zeichen durfte Piet Wiehle (re, hier mit seinem Co-Trainer Jan Feldmeier) zuletzt öfter zeigen. Foto: noveski.com

Zehn Spiele ohne eine Niederlage und Platz fünf in der aktuellen Oberliga-Tabelle – der TuS Osdorf ist derzeit das, was man wohl als „Mannschaft der Stunde“ bezeichnen kann. Ausgerechnet ein Aufsteiger mischt Hamburgs oberste Amateurspielklasse auf. Wir haben mit Trainer Piet Wiehle über die Erfolge der „Blomkamp-Boys“ gesprochen, werfen aber auch einen Blick auf die lange Liste der Leidenden im Kader des TuS. Denn wo auf der einen Seite eine wahre Luxus-Serie steht, da wartet auf der anderen bei den Osdorfern (leider) ein gut gefülltes Lazarett.

Piet Wiehle hatte gerade über die letzten Wochen gesprochen, die der 47-Jährige mit seinem Team erlebte, da verfinsterte sich die Miene des Osdorfer Trainers ein wenig. Es ging in diesem Moment um die Verletzten, die der TuS derzeit in seinen Reihen hat. „Ich sehe keinen, der da in den nächsten Wochen zurückkommen könnte“, erklärte Wiehle und ergänzte: „Vielleicht Gianluca D'Agata.“ Der 29-Jährige hatte sich im Auswärtsspiel gegen die TuS Dassendorf Anfang März am Oberschenkel verletzt. „Er hat es immer mal wieder probiert, nachdem der Oberschenkel gezerrt war. Jetzt scheint etwas eingerissen zu sein und er fällt ersmal zwei, drei Wochen aus“, so Wiehle.

Meijer-Werner droht im schlimmsten Fall ein Jahr Pause

Gianluca D'Agata fällt derzeit mit einer Verletzung am Oberschenkel aus. Foto: noveski.com

Andere in der Mannschaft des Aufsteigers haben, was ihre Gesundheit angeht, nicht ganz so viel Glück. Felix Schlumbohm befindet sich nach seinem Kreuzbandriss, wegen dem er im September 2016 operiert wurde, inzwischen immerhin schon wieder im Aufbautraining, wie Wiehle berichtet. Perspektivspieler Benjamin Pehmüller, der wie Danny Pilß aus der „Zweiten“ der Osdorfer kommt und zuletzt ans Oberliga-Team herangeführt wurde, hat sich laut Wiehle einen Bänderriss im Sprunggelenk zugezogen. „Ihn sehe ich in dieser Saison wahrscheinlich nicht mehr auf dem Platz“, mutmaßt der TuS-Übungsleiter Das trifft auch auf zwei weitere Spieler zu, die es allerdings um einiges schlimmer erwischt hat.

Germain Hounsiagama muss nach einem Mittelfußbruch „jetzt erstmal sechs bis acht Wochen einen Spezialschuh tragen“, sagt Wiehle. Genau wie Hounsiagama wurde auch bei Neuzugang Maximilian Meijer-Werner, der erst in der Winterpause vom Kreisligisten SC Nienstedten an den Blomkamp gewechselt war, ein Bruch des Mittelfußknochens diagnostiziert. „Zusätzlich“, so weiß Wiehle, „muss er wahrscheinlich auch noch am Sprunggelenk operiert werden. Das letzte, was ich gehört habe, ist, dass er vielleicht ein Jahr lang keinen Sport machen kann.“ Düstere Aussichten für den Youngster und seinen neuen Verein.

„Dürfen nicht einen Millimeter von unserer Marschroute abkommen, sonst gibt's ein böses Erwachen“

Germain Hounsiagama muss nach seinem Mittelfußbruch für sechs bis acht Wochen einen Spiezialschuh tragen. Foto: noveski.com

Nur gut, dass wenigstens das Aufteten seiner Schützlinge Wiehle ein Lächeln beschert. „Es ist schwer in Worte zu fassen, was wir im Moment leisten und erreicht haben“, konstatiert der Coach des Aufsteigers, „wir haben nach anfänglichen Problemen etwas Zeit gebraucht, um uns in der Liga zurecht zu finden. Was jetzt in der Rückserie abläuft, ist wie im Traum. Das ist unbeschreiblich.“ Mehr, befindet Wiehle, „geht eigentlich nicht. Ich weiß nicht, was das, wo wir jetzt stehen, noch toppen soll.“ Aber: Der 47-Jährige ist lange genug im Geschäft, um – aller Lobeshymnen zum Trotz – nicht vollständig abzuheben. „Nach dem, was wir alles gewonnen haben, schwant mir schon ein wenig Böses, wenn ich mir unsere nächsten Aufgaben so ansehe“, orakelt Wiehle mit Blick auf die kommenden drei Spiele.“

„Da warten auf uns – in Anführungsstrichen – nur Buxtehude, Halstenbek-Rellingen und Kosova. In der Hinrunde waren das die Brustlöser nach den Unentschieden gegen Buchholz, Dassendorf und Barmbek-Uhlenhorst. Wir haben mit den drei Siegen den Weg aus dem Keller geschafft“, erinnert sich Wiehle an die Begegnungen zurück. „Jetzt sind das die schweren Spiele, in denen man zeigen muss, dass man sich von der Motivation her weiter entwickelt hat. Wir haben eigentlich alle Spitzenteams geschlagen. Begegnungen mit Mannschaften aus dem Keller sind ganz andere Spiele. Wir kennen das ja“, verdeutlicht der Osdorf-Coach, „in solchen Spielen läuft, kämpft und kratzt man als Mannschaft, die unten drin steht. Man tut alles, um einen Punkt oder alle drei zu holen. Wir dürfen jetzt nicht einen Millimeter von unserer Marschroute abkommen, sonst gibt es ein böses Erwachen.“

Jan Knötzsch