Von Eintracht Frankfurt über Kickers Offenbach zum SC Nienstedten

Trainer Meyer: „Dani kann den Unterschied ausmachen“

23. Januar 2018, 08:00 Uhr

Bis Sommer 2014 spielte Daniel Tönges (re.) in der B-Junioren Bundesliga Süd/Südwest für Eintracht Frankfurt. Foto: privat

Der SC Nienstedten ist ein Team im Hamburger Amateurfußball, das seit einiger Zeit für Furore sorgt. Vergangenen Sommer schaffte die Truppe vom Trainerduo Lewe Timm und Stefan Meyer nicht einfach nur den Aufstieg von der Kreisliga 7 in die Bezirksliga West, sondern deklassierte die Konkurrenz regelrecht, was 15 Punkte Vorsprung auf den ärgsten Verfolger untermauern. Momentan steht der SCN in den neuen Gefilden sogar auf dem zweiten Rang (mit zwei Spielen Rückstand) und wirft den Anker erneut nach der Tabellenspitze aus. Dass die Jungs vom Quellental über Qualität verfügen, ist also unumstritten. Immer mal wieder strecken unter anderem auch Oberligisten ihre Fühler nach einigen dieser Juwele aus. Eines davon spielte sogar schon in der Bundesliga…

Daniel Tönges konnte schon früh sehr gut mit dem Ball umgehen, weshalb er ab 2009 für Eintracht Frankfurt auflaufen durfte. Foto: privat

Der gerade mal 20-jährige Daniel Tönges kommt gebürtig aus der Nähe von Frankfurt am Main. In der Bankenmetropole selbst ist er zumindest sportlich aufgewachsen. Von Sommer 2009, nachdem er während eines Hanauer Turniers – dort spielte er für eine Kreisauswahl – entdeckt wurde, bis 2014 kickte der offensive Mittelfeldspieler in der Jugend bis zur U17 für Eintracht Frankfurt und sammelte unter anderem seine ersten Erfahrungen in der B-Junioren-Bundesliga Süd/Südwest. Während seiner Nachwuchszeit bei der Eintracht kickte Tönges unter anderem mit Törles Knöll und später auch mit Luca Waldschmidt zusammen, die vor allem den HSV-Fans ganz sicher ein Begriff sind. Im Gegensatz zu seinen damaligen Kameraden schaffte Tönges den ganz großen Sprung aber nicht, weshalb er schließlich auf die andere Seite des Mains zu den Kickers Offenbach wechselte. „Bei der Eintracht wurde ich schließlich aussortiert, weil ich körperlich zu schmächtig war“, verrät er uns. Dass den Verantwortlichen das erst nach fünf Jahren auffiel, könnte wohl daran gelegen haben, „dass sie vielleicht hofften, ich würde noch wachsen“. Doch dies geschah nicht, also nahm Tönges seinen Hut und verabschiedete sich in Richtung Bieberer Berg, wo er dann mit der Offenbacher U19 in der Oberliga antrat. „Anfangs hatte ich dort wirklich viel Spaß. Aber dann kam im Winter ein Trainerwechsel, weshalb bei mir und vielen anderen in der Mannschaft die Lust am Fußballspielen verloren ging. Darum haben dann im Sommer 2015 fast alle das Team verlassen.“

„Ich konnte beim SC Nienstedten auf Anhieb viele Freundschaften schließen“

Für die Kickers aus Offenbach spielte Daniel Tönges nur ein Jahr in der U19, bis er sich für ein `FSJ´ entschied. Foto: privat

Auch der sonst so fußballbegeisterte Daniel Tönges traf in dem Zeitraum für sich eine Zukunftsentscheidung. „Ich wollte ein Freiwillig-Soziales-Jahr (kurz: FSJ) im Bereich Sport machen und habe mich deshalb in verschiedenen Städten dafür beworben. Da ich Hamburg bereits kannte und eine Freundin schon hier wohnte, schickte ich also auch Bewerbungen zu mehreren kleinen Vereinen in Hamburg.“ Und so landete Tönges letztlich beim SC Nienstedten, wo er nicht nur sein „FSJ“ absolvieren, sondern auch – im zweiten A Jugend-Jahr - weiter Fußball in der Oberliga spielen konnte. „Als ich beim SCN anfing, wurde es mir echt leicht gemacht. Alle waren super nett zu mir und ich konnte auf Anhieb viele Freundschaften schließen. Und da es dadurch wirklich so viel Spaß in dem Verein gemacht hat, bin ich schließlich auch im Herrenbereich geblieben.“ Jedoch liefen die „Quellental-Kicker“ zu der Zeit lediglich in der Kreisliga auf, weshalb Tönges sich schon ernsthafte Gedanken über seine sportliche Zukunft machte, wie er zugibt: „Anfangs hatte mich die Kreisliga ein bisschen abgeschreckt und dazu kam, dass ich ein Probetraining bei Altona 93 machen durfte. Aber dort hätte ich einen riesen Aufwand betreiben müssen und vielleicht am Ende sogar nur auf der Bank gesessen. Ich sehe das aber so, dass es in meinem Alter sehr wichtig ist, regelmäßig zu spielen. Und da ich in Nienstedten meine Freunde hatte und mich sehr wohlgefühlt habe, bin ich dort geblieben. Im Nachhinein weiß ich, dass das genau die richtige Entscheidung war. Außerdem wusste ich auch, was für ein Potential in der Mannschaft steckte und schließlich sind wir dann ja auch direkt in die Bezirksliga aufgestiegen.“ Diese wird derzeit von ihm und seinen Freunden ebenfalls kräftig aufgemischt. Es scheint ganz klar zu sein: Die Rückkehr des SCN in die Landesliga, wo der Verein zuletzt im Jahr 2010 auftrat, ist das Ziel.

Nachwuchstalent Tönges ist sich bezüglich eines möglichen Durchmarsches sicher: „Ich denke, dass wir ein sehr gutes Team haben und wenn alle fit bleiben, haben wir gute Chancen, aufzusteigen.“ Auch was das höhere Spielniveau in der Hammonia-Staffel angeht, hat er klare Gedanken: „Wir testen jetzt in der Winterpause noch gegen echt gute Landesliga-Teams wie Halstenbek-Rellingen oder auch Niendorf II. Dann werden wir schon sehen, ob es für nächstes Jahr reicht, oder ob bei einem Aufstieg noch Verstärkungen geholt werden müssen. Aber ich bin da absolut positiv gestimmt. Ich denke, sollten wir den Aufstieg schaffen, können wir uns in der Landesliga etablieren, auch wenn uns natürlich bewusst ist, dass das nochmal ein großer Unterschied zur Bezirksliga sein wird. Wir haben alle echt Bock drauf und ich hoffe, dass wir über den Sommer hinaus zusammenbleiben.“

„Für mich war es immer ein Traum, mal im Frankfurter Stadion aufzulaufen“

Im Trikot des SC Nienstedten fühlt sich der Youngster wohl und ist zudem positiv gestimmt, was einen Durchmarsch in die Landesliga angeht. Foto: privat

Allerdings, und das sollte unmissverständlich sein, war es während seiner Jugend bei Eintracht Frankfurt nicht das Ziel des Daniel Tönges, eines Tages in der Hamburger Landesliga zu spielen. „Natürlich hatte ich den Traum, irgendwann mal in der Frankfurter Commerzbank-Arena aufzulaufen. Ich durfte in meiner Bundesligazeit während der B-Jugend gegen echt starke Mannschaften von anderen Bundesligisten oder bei Turnieren gegen die Jugend von internationalen Topteams spielen. Außerdem war ich Balljunge im Stadion von Eintracht Frankfurt. Eben durch diese Erfahrungen habe ich natürlich immer gehofft, irgendwann mal dort aufzulaufen und nicht immer nur die Bälle von der Seite reinzuwerfen. Aber dadurch, dass ich nach der U17 gehen musste, wusste ich, dass es ab dann schwierig werden würde, es überhaupt noch in den Profibereich zu schaffen. Dementsprechend habe ich das Ganze für mich immer sehr realistisch betrachtet, weshalb ich mich nach dem Jahr bei Kickers Offenbach für das schon angesprochene FSJ beworben hatte.“ In Nienstedten ist man jedenfalls voller Freude, dass Daniel "Dani" Tönges den Weg dorthin fand. Das aber nicht nur aufgrund seines Arbeitseifers, sondern auch aus sportlicher Sicht, wie sein Coach Stefan Meyer zu berichten weiß: „Dani ist ein Spieler, der in einer Mannschaft den Unterschied ausmachen kann. In einer engen Partie ist er derjenige, dem du den Ball in der Schlussphase anvertraust, weil du weißt, dass er etwas Sinnvolles damit anfängt. Mit zunehmender Erfahrung wird er zudem nicht nur offensiv, sondern auch vor allem defensiv die Struktur und Ausrichtung einer Mannschaft bestimmen."

Doch was sind denn nun die sportlichen Zukunftsperspektiven des noch jungen Akteurs? Gerade das dürfte für die Anhänger des SC Niendstedten von großem Interesse sein. Tönges dazu: „Über meine weitere sportliche Zukunft habe ich mir eigentlich noch keine Gedanken gemacht. Ich bekam zwar im Winter letzten Jahres ein Angebot vom TuS Osdorf, als unser Toptorjäger Maximilian Meijer-Werner dorthin wechselte, bin dann aber lieber erstmal in Nienstedten geblieben, weil ich mit meinen Freunden einfach jede Menge Spaß habe. Was die Zukunft bringt, weiß ich noch nicht. Primär wollen wir den Aufstieg in die Landesliga schaffen und was dann noch passiert, wird sich zeigen.“ Eines ist für Daniel Tönges jedoch schon immer klar gewesen und dies sei auch sein Ziel, dass er weiter verfolgen wird: „Ich möchte irgendwann auf jeden Fall bei einen Fußballverein arbeiten.“ Und um vielleicht sogar einen guten Posten bei einem Bundesligisten bekommen zu können, belegt Tönges mittlerweile in Eppendorf einen Studiengang im Bereich „Sport- Event- und Medienmanagement“. Wenn der bekennende Real Madrid-Fan - Cristiano Ronaldo war schon immer sein Vorbild - sich aber so richtig ins Zeug legt und noch eine gehörige Portion Glück mit auf den Weg bekommt, dann bekleidet Daniel Tönges vielleicht sogar irgendwann mal einen Posten bei „seinen“ Königlichen. Wer weiß das schon? Denn im Fußball ist ja bekanntlich nichts ausgeschlossen...

Autor: Mathias Merk