Hintergrund

Vom BU-Clubheim in die große (Mode-)Welt: Zwei Barmbeker mit dem richtigen Ballgefühl

21. Januar 2020, 15:18 Uhr

Seit Juni 2019 betreiben Jan Piechowiak (li.) und Phil Schmidt das Modelabel „Ballgefühl“ . Foto: Jan Unruh

Wer sich mit Jan Piechowiak über Fußbal unterhält, der muss schon einiges an Zeit mitbringen. Denn die Verbindungen, die der Mann, der in seinem Hauptberuf als Vermögensberater arbeitet, zum liebsten Sport der Deutschen hat, sind vielfältig. Beim HSV Barmbek-Uhlenhorst ist er Mitglied im Vorstand, fungiert dort als Schriftführher. Für die BU-Dritte hat er in der Vergangenheit selbst vor den Ball getreten. „Mehr schlecht als recht“, wie Piechowiak seine eigenen Kicker-Künste einschätzt. Zudem übernimmt er organisatorische Aufgaben in der Heimat des Traditionsclubs, dem Stadion an der Dieselstraße. Und auch bei der von Jan Haimerl trainierten „Zweiten“ ist Piechowiak mit im Boot. Eines seiner Steckenpferde: die Stadionzeitung. An einem ein Buch über Fußball, verrät er, habe er auch schon mal mitgeschrieben.

Das freilich hatte nicht ganz so viel Erfolg wie das Projekt, das Piechowiak seit dem Juni vergangenen Jahres gemeinsam mit Phil Schmidt, einem Kumpel, den er „seit über 20 Jahren“ aus gemeinsamen Kindertagen in Cuxhaven kennt. Auch Schmidt übrigens ist – wie sollte es anders sein? – brennender Fußball-Fan und inniger BU-Sympathisant. Und so verwundert es wenig, dass Piechowiak dann auch die Geburtsstunde von „Ballgefühl“, dem Fußball-Modelabel, das er und Schmidt zu zweit betreiben – anfangs war mit Dennis Meyer noch ein dritter Gründer an Bord, der sich aber aus beruflichen und privaten Gründen inzwischen zurückgezogen hat – ins BU-Clubheim verortet. „Wir wollten immer mal was zusammen machen. Auch dass es in den Bereich Mode gehen könnte und sollte, war früh klar. Nach einem Testspiel haben wir uns im BU-Clubheim noch ein Länderspiel angesehen – ich glaube, das war Deutschland gegen Frankreich. Dabei haben wir über die Idee gesprochen und diskutiert – und nach diesem Abend haben wir das Thema dann richtig weiterverfolgt“, kramt Piechowiak in seinen Erinnerungen.

„Wenn Marco Reus irgendwann mal was von uns trägt – das wäre ein Traum“

Der Traum der beiden Barmbeker Jungs: Dortmunds Marco Reus in Ballgefühl-Klamotten. Foto: KBS-Picture.de

Aus seinem ersten anfänglichen „Hirngespinst“ wurde also eine konkrete Idee und schließlich das Label. „Es hat von Anfang an Spaß gemacht, aber es ist auch viel Arbeit“, sagt Piechowiak, der gemeinsam mit Schmidt Positionen wie Grafikdesigner, Fotografen oder Models eben einfach mit Personen aus dem Freundes- und Bekanntenkreis besetzte. Produziert werden die Waren – es gibt Shirts, Hoodies, Sweatshirts und Accessoires sowie Caps – in Hamburg. „Sobald die Bestellungen eingegangen sind, lässt der Produzent die Ware fertigen. Dadurch ist das Risiko für uns deutlich minimiert, Es bringt ja nichts, wenn wir beispielsweise hunderte Hoodies hätten vorfertigen lassen und am Ende hätte die keiner gewollt und wir wären darauf sitzen geblieben“, erläutert Piechowiak und sagt: „Uns ist zudem die Qualität unserer Ware auch ganz wichtig.“ Doch wie bringt man die Klamotten an den Mann, respektive die Frau (Piechowiak: „Es bestellen auch viele Frauen, das hätten wir anfangs so gar nicht gedacht“)? Nun, viel Werbung hat das Duo Piechowiak/Schmidt anfangs gar nicht betrieben – aber gewisse Zufälle helfen da manchmal.

So wie der mit Sascha Mölders von 1860 München. Der trug irgendwann ein „Ballgefühl“-Shirt, veröffentlichte das Foto auf der Social Media-Plattform „Instagram“ und erhielt unter seinem Foto aus Spaß den Kommentar, dass dieses Kleidungsstück zu ihm ja am allerwenigsten passen würde – weil er kein Ballgefühl habe. Eine Münchener Zeitung bekam Wind von dieser kleinen verbalen Stichelei, veröffentlichte eine entsprechende Geschichte dazu – und schon waren die beiden Jungs aus Barmbek mit ihrem Label auch außerhalb Hamburgs auf einmal eine ganze Ecke bekannter. „Das konnte man an den Zugriffen merken“, erinnert sich Piechowiak. Ein kleiner Schritt für die beiden, bei denen Piechowiak „schon im ersten Meeting“ ein ganz besonderes Ziel äußerte: „Wenn Marco Reus irgendwann einmal ein Shirt oder einen Hoodie von uns trägt – das wäre ein Traum.“ So weit ist es noch nicht, doch beim ein oder anderen Fußballer oder (Sport-)Moderator erfährt „Ballgefühl“ bereits eine gewisse Beliebtheit – wie der Blick in die sozialen Medien verrät.    

„Es ist ein cooles Gefühl, wenn dir in der Stadt jemand entgegen kommt, der die Sachen trägt“

Beim HSV Barmbek-Uhlenhorst sind die beiden Gründer öfter anzutreffen – hier ist auch die Geburtsstunde des Labels zu verorten. Foto: Bode

Ein Traum ja, aber das Hauptgeschäft sind die „normalen“ Kunden. „Wir haben das ersten halbe Jahr als Findungsphase gesehen, wollten gucken, wie wir damit ankommen, wollten Feedback bekommen und eine gute Qualität liefern. Klar, wer hat schon Bock auf Beschwerden. Es läuft insgesamt deutlich besser, als wir erwartet haben. Es ist einfach ein cooles Gefühl, wenn du durch die Stadt gehst und dann kommt dir da plötzlich jemand entgegen, der die Sachen trägt, die du anbietest“, lässt Piechowiak den Zeitraum seit jenem Abend, an dem die Idee im BU-Clubheim den großen Schritt in Richtung Realisierung machte, Revue passieren. „Das freut uns mega“, sagt er und verrät, dass „es im März dann auch neue Farben in unserem Online-Shop geben wird.“ Denn eines ist klar: So wie Fußballer sich immer weiter entwickeln und verbessern wollen, ist auch „Ballgefühl“ noch längst nicht am Ende angekommen, wenn es nach Phil Schmidt und Jan Piechowiak geht. „Wir wollen unseren Weg weitergehen und wachsen“, verrät letzterer.

Jan Knötzsch