Oberliga
Verletzungsfrust folgt (Tore-)Lust: „Ich habe endlich wieder Spaß am Fußball“
Cursclacks Marco Schubring spricht über seinen Top-Start und vorherige Leidenszeit
Auch im LOTTO-Pokalspiel gegen Hamm traf Marco Schubring (hi., hier im Duell mit Sebastiao Mankumbani) wieder für den SVCN ins Schwarze. Foto: Bode
Die ersten Runden im LOTTO-Pokal sind absolviert, dazu zwei Spieltage in der Oberliga – und wann immer man in dieser noch jungen Saison 2019/2020 in die Statistik zu den Pflichtspielen des SV Curlsack-Neuengamme schaute, taucht dort der Name Marco Schubring als Torschütze auf. Drei Mal war der 23-Jährige im laufenden Pokalwettbewerb bisher erfolgreich, hinzu kommen vier Saisontreffer in der Liga. Kurzum: ein Top-Start. Dabei hatte „Schubi“ bislang am Gramkowweg nicht immer nur Glück. Hinter ihm liegt eine lange Zeit mit Verletzungen und einer Sperre, die ihn zurückwarf und stoppte. Wir haben mit Schubring über die Phase des Leidens und seinen furiosen Auftakt in die neue Spielzeit gesprochen.
So ganz ohne Fußball geht es einfach nicht. Auch dann, wenn er selbst nicht auf dem Feld steht. „Ich versuche, jedes Spiel mitzunehmen. Im privaten Bereich, wenn Freunde spielen genauso wie vorm Fernsehen in der Bundesliga oder der spanischen Liga“, sagt
Marco Schubring. Und als ob es noch eines Beweises dafür gebraucht hätte, steht der 23-Jährige in dem Moment des Gesprächs mit der FussiFreunde-Redaktion beim schleswig-holsteinischen Oberliga-Spiel des
SV Eichede beim FC Phönix Lübeck unter den Zuschauern und muss zwischenzeitlich sogar mal einen Ball Richtung Spielfeld zurückspielen, während er über seine Zeit am Gramkowweg spricht.
„Es gab oft Momente, wo man sich fragt: Wieso glaube ich noch daran?“
Einer der wenigen Auftritte seit Oktober 2018: Marco Schubring (Mitte) im Winter-Testspiel gegen Buchholz. Foto: Bode
Dieses „Draußenstehen“ und nicht auf dem Platz mittendrin dabei sein, kennt Schubring zu genüge. Verletzungen pflasterten in der Vergangenheit den Weg des Kickers, über den
SVCN-Manager Oliver Schubert bei dessen Verpflichtung im Oktober 2018 beim Portal „bolzjungs.de“ sagte, er könne „einer der besten Oberliga-Spieler werden, wenn er verletzungsfrei bleibt.“ Blieb Schubring aber nicht – und es kam noch etwas anderes dazwischen. Doch der Reihe nach: Erst durfte der Neuzugang in der vergangenen Saison im Spiel gegen den
TuS Osdorf ran, danach war dann Schluss. Der Hamburger Fußball-Verband entzog ihm – nach einem anonymen Tipp – die zuvor bereits erteilte Spielberechtigung, da er bis zum 30. Juni 2018 Vertragsspieler beim SV Eichede gewesen war. So durfte Schubring erst ab dem 1. Januar für (s)einen neuen Verein spielen.
„Ich habe mir eingeredet, dass ich mich in der zeit der Sperre ans Team und das Team an mich gewöhnen kann. Natürlich war ich enttäuscht, weil ich der Mannschaft, die damals ja im Abstiegskampf stand, gerne helfen wollte. Aber dadurch, dass ich vorher so lange verletzt war, hab‘ ich mir gesagt: Wenigstens ist es keine Verletzung, sondern nur eine Sperre. Ich bin natürlich immer noch enttäuscht von demjenigen, der mich beim Verband gemeldet hat. Ich weiß bis heute nicht, wer das war“, berichtet der 23-Jährige. Was Schubring ebenfalls nicht wusste: Auch nach dem 1. Januar sollte er vorerst in keinem Pflicht-Match für den SVCN spielen. Das Verletzungspech schlug wieder mal zu: „Ich hatte ein Überein am Sprunggelenk, da lief eine Sehne entlang, die dauerhaft entzündet war. Ich habe mit Schmerzen trainiert. Das war nicht Sinn der Sache. Letztlich musste ich operiert werden“, erinnert er sich.
„Dass ich Fußballspielen kann, wusste ich immer“
Nach seinem Wechsel an den Gramkowweg legten erst eine Sperre und dann einer Verletzung den 23-Jährigen auf Eis. Foto: Bode
Es folgte also wieder eine Pause. Nicht ganz so lang wie vor seiner Curslack-Zeit nach einer Schambein-Entzündung („Damit war ich zwei, drei Jahre raus“), aber erneut lief das Geschehen auf dem Platz ohne Marco Schubring ab. „Es gab schon relativ oft Momente, in denen man sich fragt: Wieso glaube ich noch dran? Wieso will ich das überhaupt noch?“, blickt der 23-Jährige auf seine Zwangspausen zurück und erklärt: „Durch das viele Zugucken bei Spielen habe ich wieder Lust bekommen. Mein ganzer Freundeskreis spielt Fußball. Ich liebe Fußball – das wird sich nie verändern.“ Besonders wichtig in der Ausfallzeit: seine Familie („Die hat mich immer wieder aufgebaut und auch meine schlechte Laune ertragen“) und die Kumpels Arnold Lechler und Hamed Mokhlis, mit denen er schon in Eichede und jetzt beim SVCN kickt: „Die beiden muss ich hervorheben. Arnold ist mit meiner Schwester zusammen, er gehört für mich zur Familie. Mit Hamed verstehe ich mich aus der Mannshaft am besten. Wir hängen eigentlich fast immer zusammen.“
„Ich fühle mich wohl und habe endlich wieder Spaß am Fußball. Dass ich Fußballspielen kann, wusste ich immer. Auch der Verein gibt mir das Gefühl, dass er auf mich setzt“, befindet der Offensivspieler, der sich selbst zum Ziel gesetzt hat „fit zu sein, Spaß zu haben und endlich mal eine Saison durchzuspielen. „Ich habe nicht damit gerechnet, dass ich in zwei Spielen vier Oberliga-Tore erziele. Zweistellig darf es jetzt schon noch werden“, lacht er. Und die Ziele mit dem SVCN? „Es ist ärgerlich, dass wir am ersten Spieltag gegen Tornesch nur 3:3 gespielt haben, sonst wären wir jetzt Tabellenführer. Für mich war es wichtig, dass sich die Mannschaft weiterentwickelt und dass wir personell individuell besser werden als im letzten Jahr. Das haben wir geschafft. Ich bin mir sicher, dass wir unser Saisonziel (Trainer Matthias Wulff: „Wenn die Saison perfekt läuft, werden wir Siebter“) erreichen. Keiner hat uns auf dem Schirm, das ist eigentlich immer gut.“ So, wie die Gegner Marco Schubring an den ersten beiden Spieltagen nicht auf dem Schirm hatten. Das Ergebnis ist bekannt…
Jan Knötzsch