Regionalliga Nord

Umbruch eine „Chance und Herausforderung, die wahnsinnig spannend ist“

„EN“-Trainer Martens spricht über die alte und die kommende Saison

04. Juni 2019, 17:16 Uhr

Neue Saison, neues Gesicht der Mannschaft: Aufr Coach Jens Martens (li.) und seine Assistenten Jan-Philipp Rose (re. vorne) und Olufemi Smith (dahinter) wartet in Norderstedt viel Arbeit. Foto: KBS-Picture.de

Die Saison für den FC Eintracht Norderstedt war – trotz des Klassenerhalts in der Regionalliga Nord, den die Mannschaft am letzten Spieltag festzurrte – alles andere als eine Spielzeit, die man in der Rückbetrachtung als gelungen bezeichnen dürfte. Präsident Reenald Koch ging zuletzt sogar soweit, die Serie als „Scheiß-Saison“ zu betiteln – und nach der unglücklichen Niederlage in der Nachspielzeit im ODDSET-Pokalfinale gegen die TuS Dassendorf dürfte es sicherlich einige bei „EN“ geben, die ähnlich deutliche Worte wählen würden. Der Grundstein für die neue Spielzeit ist mit neun Neuzugängen bereits gelegt, diverse Akteure aus dem bisherigen Aufgebot werden der Eintracht derweil den Rücken kehren.

„Ich mache keinen Hehl daraus, dass ich mit einigen Spielern gern weitergearbeitet hätte“, sagte Trainer Jens Martens im Interview auf der Facebook-Seite des Vereins angesichts des großen personellen Umbruchs, der der Eintracht in diesem Sommer bevorsteht. Er könne, so Martens weiter aber „niemandem einen Vorwurf machen. Wenn ein Spieler mit Anfang 20 ein Angebot von Holstein Kiel bekommt (Mats Facklam und Marcus Coffie, Anm. d. Red.), in ein Nachwuchsleistungszentrum kommt und eventuell die Möglichkeit sieht, nochmal oben rein zu schnuppern, kann ich das keinem jungen, ehrgeizigen Sportler verdenken. Auch ein Ronny Marcos (geht zu Kickers Offenbach, Anm. d. Red.) hat sich top eingesetzt, war vom Verhalten super und wir hätten ihn gerne behalten. Aber wenn er irgendwo ein Vielfaches verdienen kann, können wir da nicht mithalten.“

„Es darf keinen geben, der stehen bleibt und nicht mit zurück geht“

Trainer Martens hat klare Vorstellungen, was er in der neuen Spielzeit erwartet. Foto: KBS-Picture.de

Der Umbruch, vor dem die Garstedter nun stehen, stelle aber „auch eine Chance und eine Herausforderung, die wahnsinnig spannend ist und der ich mich sehr gerne stelle“ dar, so der Trainer der Eintracht, der die Equipe erst in der Winterpause vom entlassenen Dirk Heyne übernommen hatte, und die Zeit bis zum Saisonende aufgrund seiner Doppelbelastung (Martens coachte auch weiterhin die U19, Anm. d. Red.) als „extrem intensiv, aber positiv intensiv“ bezeichnet: „Es war großartig, mit den Jungs zu arbeiten. Die Spieler haben uns sofort das Gefühl gegeben, dass sie empfänglich für Veränderungen sind. Deswegen hat die Arbeit viel Spaß gemacht.“ An erster Stelle hätten in dieser Arbeit zwei Komponenten gestanden, verrät der 62-Jährige: die Ansprache und die Trainingsinhalte. 

„In der Ansprache haben wir die Jungs immer wieder an ihre Stärken erinnert und sie – insbesondere vor den Spielen – extrem gepusht. Auf dem Trainingsplatz muss man Dinge vermitteln, die die Frustration abbauen und viele kleine Erfolgserlebnisse schaffen. Jedes kleine Erfolgserlebnis bringt den Einzelspieler und in der Gesamtheit dann die Mannschaft weiter“, erklärt Martens, der in Bezug auf die Erwartungen für die kommende Saison konstatiert: „Ich bin ein Verfechter von Offensivfußball. Der kann aber nur auf einer sicheren, defensiven Basis funktionieren. Was mir am Allerwichtigsten ist: Ich will, dass die Zuschauer das Gefühl haben, dass in der Mannschaft Leben ist, dass Begeisterung und Leidenschaft da sind. Wenn die Zuschauer dieses Gefühl haben, werden auch Fehler verziehen. Es darf keinen geben, der stehen bleibt und nicht mit zurück geht. Da werde ich fuchsteufelswild, das kann ich nicht ertragen.“ 

Saisonvorbereitung: Trainingsauftakt am 24. Juni

Am 24. Juni bittet Martens seine Spieler zum Trainingsauftakt. Foto: KBS-Picture.de

Diese Leidenschaft sei für ihn „eine Grundvoraussetzung“, sagt Martens. „Der Zuschauer will genau das sehen. Und der, der auf dem Platz steht, muss wissen, dass das eine Grundbasis ist, um erfolgreich Fußball zu spielen. Die Begeisterung muss vom Platz nach draußen überspringen“, verdeutlicht der Coach, der die Grundlagen für jene Begeisterung und den Fußball, den er sich vorstellt, ab dem Trainingsauftakt am 24. Juni an seine Mannschaft vermitteln wird. Das erste Testspiel bestreitet der Nord-Regionalligist dann am 29. Juni bei Fetihspor Kaltenkirchen.
 
Am 6. Juli treten die Martens-Schützlinge beim FC Voran Ohe an, am 7. Juli nimmt die Eintracht am „Gody-Cup“ des SC Victoria teil, ehe sich vom 11. bis 14. Juli ein Trainingslager in der Nähe von Celle anschließt, für das noch Testspiele in Planung sind. Weiter geht es mit einem Testspiel beim HSV Barmbek-Uhlenhorst am 17. Juli. Zum Abschluss geht’s dann am 23. Juli zum SV Todesfelde – und die Ankündigung, die Martens seinen Spielern für die Zeit der Vorbereitung schon einmal verbal zuschickt, lässt keine Zweifel auf, dass harte Wochen auf das kickende Personal warten: „Sie werden leiden!“ 

Jan Knötzsch