Oberliga

Stier: „Ich erwarte von jedem Spieler, dass er sein Ziel fokussiert im Hinterkopf hat“

BU-Coach erklärt seinen "Rundumschlag" nach dem Hamm-Spiel

21. August 2019, 11:43 Uhr

BU-Coach Marco Stier übte nach dem 3:3 in Hamm starke Kritik und fordert von seiner Mannschaft eine Reaktion gegen Süderelbe. Foto: Bode

Es war nicht nur das Ergebnis, sondern vor allem die Art und Weise, die Marco Stier nach dem aus BU-Sicht enttäuschenden 3:3-Unentschieden am Freitagabend bei Aufsteiger Hamm United zu einem kleinen Rundumschlag veranlasste. „Ich könnte heute wieder ein ganzes Buch darüber schreiben, was für Fehler und wie viele wir gemacht haben. Ich bin sehr, sehr enttäuscht über unsere Leistung“, erklärte er auf der anschließenden Pressekonferenz – und fügte an: „Wir haben nichts gelernt aus der letzten Saison – gar nichts!“

Nachdem sein Team bereits in der ersten Halbzeit – trotz 2:1-Führung – kaum Lösungen gefunden habe, wollte man im zweiten Abschnitt „einiges besser machen“ und habe sich „viel vorgenommen“, so Stier. „Aber was ich dann erlebt habe, ist für mich eine bodenlose Frechheit. Das war grausam anzuschauen, undiszipliniert hoch zehn, pomadig und arrogant – jeder hat gemacht, was er wollte. Das ist für mich unverständlich“, fand er überaus deutliche Worte. Doch das war längst noch nicht alles: „Wir machen immer wieder krasse individuelle Fehler, die uns einfach nicht passieren dürfen. Ich denke schon, dass wir eine sehr gute individuelle Qualität im Kader haben. Aber leider machen wir dieselben Fehler wie im letzten Jahr. Wenn wir so gegen Dassendorf oder Teutonia gespielt hätten, dann hätten wir acht oder zehn Stück gekriegt. Das lässt mich wirklich zweifeln. Die Mannschaft muss mir diese Leistung erklären, denn ich habe dafür keine Erklärung.“

"Alle drei Spiele waren eine reine Katastrophe"

Dabei merkte Stier vor allem „den Welten-Unterschied“ zwischen den „Ambitionen, die die Spieler haben, und dem, was sie letztendlich auf dem Platz zeigen“, an. Er habe seinen Jungs in der Woche vor dem Spiel drei Tage frei gegeben, trotz eines „schlechten Gewissens“, wie er verriet. „Aber ich habe es gemacht und gleichzeitig auch gesagt, dass sie mir das zurückzahlen sollen mit einer guten Leistung. Stattdessen haben sie mir schön in den Arsch getreten“, so der Ex-Profi, ehe er ankündigte: „Für mich ist es fünf vor zwölf – das gilt auch für den einen oder anderen Spieler. Bei der Leistung wird sich definitiv etwas ändern im nächsten Spiel. Es könnte sechs, sieben Wechsel geben. Der eine oder andere wird eine Denkpause bekommen.“ Denn: „Alle drei Spiele, die wir bisher absolviert haben, waren eine reine Katastrophe!“ 

Stier ist "mit allen drei bisherigen Auftritten nicht zufrieden" und mahnt. Foto: Bode

Wie blickt Marco Stier auf den vergangenen Freitag zurück und welche Konsequenzen wird er ziehen? Wir haben mit ihm gesprochen…

FussiFreunde: Mit ein paar Tagen Abstand: Wie denkst du heute über den Auftritt deiner Mannschaft am Freitag?

Marco Stier: „Nach ein paar Tagen Abstand habe ich das Spiel – mit dem heutigen Tag – verdaut. Es war natürlich ein Scheiß-Wochenende für mich, weil mich das Spiel schon sehr mitgenommen hat. Gestern haben wir darüber intern beim Training gesprochen und ich habe die Jungs bei der Ehre gepackt, weil ich nicht nur mit dem Spiel am Freitag, sondern mit allen drei bisherigen Auftritten und auch mit der Punkteausbeute nicht zufrieden bin.“

Du hast nach dem Spiel auf der PK sehr deutliche Worte gefunden. Warum?

Stier: „Ich habe so reagiert, weil ich denke, dass jetzt noch der richtige Zeitpunkt ist, zu ermahnen, die Jungs aufzuwecken und ihnen auch klar zu verstehen zu geben, dass das, was sie in den drei Spielen gezeigt haben – gerade die Führungsspielern –, nicht dem entspricht, wozu sie eigentlich imstande sind. Zum Teil ist man auch mit der falschen Einstellung ins Spiel gegangen. Da dachte ich, dass wir schon weiter sind – und man hat es auch in der Vorbereitung gesehen, wie gut wir daran gearbeitet haben, gerade solche Spiele nicht zu unterschätzen und mit der nötigen Aggressivität und Einstellung ins Spiel zu gehen. Stattdessen sind wir wieder in unsere Muster aus der letzten Saison verfallen, dass wir gegen Mannschaften aus dem Mittelfeld oder der unteren Tabellenregion zu lässig reingehen und denken, dass wir das schon mit unserer individuellen Klasse schaffen. Aber dem ist nicht so! Darüber war ich sehr enttäuscht und deshalb müssen die Jungs am Wochenende auch eine Reaktion zeigen.“

Es sind „erst“ drei Spiele absolviert. Warum erachtest du es für notwendig, zu einem so frühen Zeitpunkt bereits den Finger zu heben und das Team wachzurütteln?

Stier erwartet von seinen Mannen "bei den Ambitionen, die die Jungs haben, konstant gute Leistungen". Foto: Bode

Stier: „Es stimmt, dass erst drei Spiele gespielt sind, aber mir geht es ganz einfach darum, dass man jetzt schon wieder gegen Mannschaften, vor denen ich wirklich einen hohen Respekt habe, die wir mit unseren Ambitionen und unserer Qualität aber schlagen müssen, dieselben Fehler machen wie in der letzten Saison. Das stößt mir sauer auf. Die Punkte sind weg und man kriegt sie auch nicht wieder. Deshalb ist jetzt der richtige Zeitpunkt, die Jungs wachzurütteln und aufzuwecken. Es bringt ja nichts, wenn ich es erst am siebten, achten oder neunten Spieltag tue und wir dann schon gegen vier oder fünf Mannschaften aus der Region Punkte gelassen haben. Deshalb habe ich so reagiert.“

Du hast auch angekündigt, dass es im nächsten Spiel am Freitag gegen Süderelbe Änderungen in der Aufstellung geben wird…

Stier: „Auf jeden Fall wird es die eine oder andere Veränderung in der Startelf geben, weil gerade die Spieler, die eine sehr hohe Qualität und einen sehr hohen Erfahrungsschatz in der Oberliga haben, schwächeln. Gerade bei denen muss man dann auch mal ein Zeichen setzen und sagen, dass es so nicht geht. Dann müssen auch mal andere in die Bresche springen und ihre Chance nutzen, so dass sie danach ihr Trikot nicht mehr hergeben und die anderen sich wieder zurück ins Team kämpfen müssen.“

Was hat dich vor allem an den Auftritten gestört?

Stier: „Wenn man als Mannschaft die Ambitionen hat, unter die ersten Drei oder Vier zu kommen, erwarte ich ganz einfach, dass man Woche für Woche konstant gute Leistungen abruft – das ist dann einfach ein Muss. Aber genau das kriegen wir schon wieder, wie in der letzten Saison, nicht hin. Ich verstehe das nicht, dass man sein eigenes Ziel nicht so fokussiert im Hinterkopf hat, dass man alles dafür tut, das auch zu erreichen. Das sehe ich bei den meisten Jungs nicht und das kann ich nicht nachvollziehen, weil ich glaube, von mir selbst behaupten zu können, dass ich ein Typ bin, der das mehr als alle anderen vorlebt.“

Autor: Dennis Kormanjos