SC Victoria feiert ersten Titelgewinn unter Richter

BU enttäuscht - Pieper: „Der falsche Moment, um zu sagen: es ist alles scheiße“

02. Juli 2017, 00:13 Uhr

Der erste Titel ist im Sacke - auch wenn's nur ein "kleiner" in der Vorbereitung ist: Der SC Victoria gewinnt den "STW-Energie-Cup 2017" im Finale gegen Wedel. Foto: KBS-Picture.de

„Wir stehen gut, Jungs“, rief Yannick Petzschke seinen Mitspielern zu, als die Uhr immer weiter gen Ende tickte – und die Abseitsfalle zuschlug, nachdem Wedels Marcus Richter etwas zu früh steil gegangen war oder aber der Pass einen Deut zu spät gespielt wurde. Petzschkes „Mutmacher“ war bezeichnend für den Auftritt seines SC Victoria im Finale um den „STW-Energie-Cup 2017“ des Hetlinger MTV. Denn das Finale gegen Liga-Kontrahent Wedeler TSV war eine klare Angelegenheit. Mit 4:0 wurde der WTSV in die Knie gezwungen und der erste Titel unter Neucoach Jean-Pierre Richter eingefahren.

Vicky-Youngster Thiago Ludwig stemmte nach seiner starken Vorstellung die Trophäe in die Höhe. Foto: KBS-Picture.de

Sein Team gewährte ihm den ersten kleinen Augenblick mit dem überdimensional großen Pott. Die Rede ist von Thiago Ludwig. Der Vicky-Youngster reckte die Trophäe in die Höhe – auch das Küsschen auf den soeben errungenen Pokal durfte nicht fehlen. Der gerade erst aus der eigenen A-Jugend hochgezogene Offensivakteur nahm im Endspiel nämlich keine unwesentliche Rolle ein: Nach toller Vorarbeit von Nick Scharkowski eröffnete Ludwig mit einem satten Flachschuss ins lange Toreck Victorias Triumphzug (4.). Das 3:0 von Furkan Aydin bereitete Ludwig per Querpass ebenso mustergültig vor (65.) wie wenige Momente später den Treffer zum Endstand, als seine Hereingabe von rechts auf den am zweiten Pfosten lauernden Sepehr Nikroo durchrutschte und dieser den Schlusspunkt besorgte (73.). Zwischenzeitlich hatte Süderelbe-Neuzugang Klaas Kohpeiß nach Schmid-Zuspiel das 2:0 markiert (24.).

„Victoria war frischer im Kopf und von der Spielanlage her weiter“

WTSV-Zugang Ali Moslehe (re.) - hier gegen Thiago Ludwig - konnte sich kaum in Szene setzen. Foto: KBS-Picture.de

„Thiago fügt sich ganz gut ein und hat die Rolle, die wir ihm zugetragen haben, sehr gut interpretiert, ausgeführt und war sehr fleißig“, fand Richter sehr lobende Worte für seinen Jungspund, fügte aber gleichzeitig an: „Insgesamt waren wir sehr stabil, haben wenig zugelassen und das geht natürlich vorne los. Aber Thiago hat sich heute ein Extra-Sternchen verdient.“ Was Richter aber fast noch wichtiger als der Titelgewinn war: Im vierten Testspiel hielt seine Truppe zum vierten Mal die null. „Die Jungs arbeiten sehr zielstrebig“, befand der einstige Erfolgstrainer des FC Süderelbe hinterher. „Auch wenn wir noch ganz am Anfang sind, ist es schön zu sehen, dass es – bei elf Neuen – schon so gut läuft. Natürlich gibt es noch viel, was wir verbessern wollen – und darauf werden wir uns auch nicht ausruhen. Aber die Mannschaft hat sich jetzt für die erste Woche belohnt und sich diesen Sieg erarbeitet und erspielt.“ Abschließend konstatierte er: „Schöne Sportanlage, schönes Turnier, tolle Gegner und wenn man am Ende ganz vorne landet, dann sicherlich auch verdient.“

Sein Gegenüber, Jörn Großkopf, erklärte derweil: „Heute hat man gemerkt, dass Victoria schon zehn Tage länger im Training ist. Wir haben erst am Donnerstag begonnen. Sie waren frischer im Kopf, von der Spielanlage her weiter. Aber ich mache mir überhaupt keine Gedanken und habe keinerlei Sorge! Wir werden jetzt ab der nächsten Woche Vollgas geben.“ Und die ersten guten Ansätze gab es ja auch schon zu sehen. Denn am Tag zuvor wurde Oberliga-Konkurrent BU mit 3:0 abgefrühstückt. „Das war ein ganz hervorragender Auftritt von uns“, so Großkopf, der ausführte: „Wir haben dort das erste Mal mit einer Dreierkette gespielt.“

BU enttäuscht komplett - Pieper: „Der falsche Moment, um zu sagen: es ist alles scheiße“

In der Pause des Finals gab "JPR" (li.) seinen Jungs noch einige taktische Hinweise. Foto: KBS-Picture.de

Apropos Dreierkette: Auch der HSV Barmbek-Uhlenhorst geht mit einer neuen Alternative was das System betrifft in die Vorbereitung. Wirklich von Erfolg gekrönt waren die ersten Testversuche aber noch nicht. Im Gegenteil. Trainer Frank Pieper sang nach dem Spiel um den dritten Platz gegen den Gastgeber zwar ein Lobeslied – aber nicht auf seine Schützlinge. „Zuerst hat mir das gefallen, was Hetlingen hier auf die Beine gestellt hat. Das ist gigantisch. Vor allem, bei dem, was hier am gestrigen Tag runter gekommen ist. Der Platz war super, die Anlage ist fantastisch.“ Worte, die beim Ausrichter sicherlich mit Wohlwollen zur Kenntnis genommen werden. Allerdings war es das dann auch schon, was Pieper an positiven Worten fand. Das Auftreten seiner Elf an beiden Tagen bot allerdings auch keinerlei Gründe, um ins Schwärmen zu geraten..

Auf die Frage, ob ihm überhaupt etwas gefallen habe, entgegnete er: „Einzelne Spieler haben mir gefallen.“ Mit den Neuzugängen Ilias Ide, Chris Heuermann (beide BW 96), Niklas Sabas (Wedeler TSV), Dominik Siewert (Eintracht Norderstedt A-Regio) und Marcel Rodrigues (SC Victoria) in der Startelf, war das, was BU gegen den Kreisligisten ablieferte, mehr als nur enttäuschend. Keiner übernahm Verantwortung. Das Spiel wirkte schläfrig und ideenlos. „Natürlich sind wir nicht mit allem einverstanden, was wir gespielt haben. Aber wir wissen, das ist die Vorbereitung. Und wir sind gerade an dem Punkt, wo man sagt: Man ist müde und kaputt. Da geht es dann um ein paar Aspekte wie Willensschulung oder auch um die Frage, ob man sich über diesen gewissen Punkt bringen kann. Das haben nicht alle hingekriegt und vielleicht auch noch nicht alle verstanden. Deshalb ist es auch gut, dass wir jetzt so eine Situation haben, um auch daran arbeiten zu können. Die Frage ist, ob die Müdigkeit daran schuld ist, dass auch taktische Dinge nicht geklappt haben“, so Pieper, der auch erkannte: „Von den Ligen her ist es ein Drei-Klassen-Unterschied. Im Endeffekt müssen wir das souveräner über die Bühne bringen. Es ist der falsche Moment, um jetzt zu sagen, es ist alles scheiße. Aber man muss eben auch selbstkritisch sein.“

Hetlingen mit Chancenplus, BU im Elferglück

WTSV-Coach Jörn Großkopf wurde während der Partie einige Male laut, sieht seine Jungs aber dennoch auf einem guten Weg. Foto: KBS-Picture.de

Der Grund für die angebrachte Selbstkritik: BU entwickelte lange Zeit keine Torgefahr nach vorne und leistete sich auch in der Defensive schwerwiegende Aussetzer. Schon im ersten Durchgang konnten Moritz Bär (31.) und Jesse Plüschau (39.) bei ihren Schussversuchen gerade noch geblockt werden. Nach dem Wechsel erspielte sich der Kreisligist gleich eine ganze Fülle an guten Einschusschancen. Eine Flanke senkte sich auf die Latte, ein elfmeterwürdiges Foul wurde nicht geahndet und schließlich scheiterte Maximilian Wichern gleich zweimal aus überaus guter Position an Kaspars Plendiskis (45., 47.). Und BU? Ein Distanzschuss von Marcel Rodrigues (59.) und ein Pfosten-Freistoß (59.) des ehemaligen Victorianers: Das war’s! Und es sollte noch schlimmer kommen. Nach einem langen Ball verschätzte sich zunächst Ide, dann rauschte der herauseilende Plendiskis vorbei und schoss dabei auch noch den nachsetzenden Wichern an – 1:0 Hetlingen (62.)! Eine alles andere als unverdiente Führung für die Mannen von Marc Zippel, die kurz vor Schluss durch einen 18-Meter-Kracher von Rodrigues in den rechten Giebel trotzdem noch den Ausgleich schlucken mussten. Im nachfolgenden Elfmeterschießen verwandelten Rodrigues, Yannik Lux, Leon Schulz und Mazlum Oguz für BU. Während Philipp Drews und Plüschau für Hetlingen trafen, aber Adnan Kubat und Milan Adamovic verschossen – so dass die Barmbeker mit einer Menge Dusel einer Blamage entkamen.

Zippel: „Ich bin stolz, dass wir echte Gegner waren“

Bei den Elbstädtern mischte mit dem Japaner Taiga Sawaki ein neuer "Testspieler" mit. Foto: KBS-Picture.de

Pieper: „Wir haben mit einer neuen Formation gespielt und man sollte das nicht überbewerten. Es ist wichtig, dass die Jungs merken, dass man nichts geschenkt bekommt. Es ist immer schwer gegen einen gut gestaffelten uns geordneten Gegner – aber man darf definitiv nicht so viele Situationen zulassen, wie sie der Gegner hatte. Das passt so nicht.“ Zippel bilanzierte unterdessen: „BU ist in Hamburg eine echte Hausnummer. Deshalb bin ich natürlich hochzufrieden. Man sagt ja immer: Zwei Gegentore pro Klasse Unterschied. Heißt: Wir hätten eigentlich 0:6 verlieren müssen. Heute nur ein Gegentor in 80 Minuten zu bekommen, das ist fantastisch für Moral und Selbstbewusstsein. Wir konnten lernen, haben gut verschoben und standen gut. Und dann als Kreisligist gegen einen Oberligisten zu fünf, sechs guten Torchancen zu kommen, das ist schon toll.“ Bereits am Vortag unterlag man dem späteren Turniersieger vom SC Victoria nach langem Kampf „nur“ mit 0:3. „Ich bin stolz, dass wir beide Mannschaften soweit gefordert haben, dass wir echte Gegner waren.“ Vom Gegner aus Barmbek war Zippel hingegen „nicht enttäuscht“, wie er sagte. „Ich kenne solche Spiele ja selber ganz gut. Da geht man dann mit 80 Prozent rein und hat einen Gegner, der vielleicht mit 120 Prozent zur Sache geht. Und dann hat man nun mal eine gewisse Augenhöhe. Du kannst eine Truppe nur auseinandernehmen, wenn du schnell zwei, drei Tore machst. Dann brichst du sie in Sachen Motivation und Selbstbewusstsein.“ Doch das war nicht der Fall. Der Hetlinger MTV verkaufte sich teuer und gratulierte nach zwei erfolgreichen Turniertagen dem verdienten Sieger vom SC Victoria.

Autor: Dennis Kormanjos