„Oststeinbek sollte sich schämen!“

Polizeieinsatz und "Spuck-Attacken": ASV vs. OSV artet aus

29. August 2018, 10:27 Uhr

Mo Wadhwa fand nach der Pokal-Partie gegen seinen Ex-Club deutliche Worte in Richtung des Gegners. Archivfoto: Herzog

„Sportlich“, so Mo Wadhwa, „haben wir absolut verdient verloren!“, begann der Übungsleiter des ASV Hamburg sein Statement nach der 0:4-Pleite in der dritten Pokalrunde gegen seinen Ex-Club Oststeinbeker SV. „Sie haben das fußballerisch wirklich gut gemacht, uns nicht spielen lassen und aus dem Konzept gebracht – genau das, was uns wehtun kann. Wir haben dagegen einfach keine Mittel gefunden.“ So viel zum sportlichen Aspekt des Fußballabends an der Snitgerreihe. Denn: Der Sport stand nur selten im Mittelpunkt. „Ich war 90 Minuten lang ruhig, habe nichts gesagt und alles über mich ergehen lassen. Aber irgendwann ist der Punkt erreicht – und das ist jetzt der Fall“, so Wadhwa, ehe er zum Rundumschlag ausholte.

28 Minuten waren gespielt, als es das erste Mal so richtig hektisch wurde. So sehr, dass sogar die Ordner auf den Platz mussten – und einige Vereinsoffizielle des ASV Hamburg, um schlichtend einzuwirken. Der Grund: ASV-Akteur Serhat Cayir und Youness Sbou gerieten nicht nur verbal aneinander. Als Cayir wenige Augenblicke später, nachdem sich die Situation kurzzeitig beruhigte, zur Auswechselbank marschierte, um sich mit einer Wasserflasche das Gesicht zu säubern, erklärte er gegenüber den Offiziellen: „Er hat mir ins Gesicht gespuckt!“ In der Folge entwickelte sich ein unglaublich hitziges und turbulentes Spiel, in dem Cayir und Sbou immer wieder aneinander gerieten. Kurz vor der Pause hatte Wadhwa genug gesehen und beorderte den ehemaligen Altonaer von der rechten auf die linke Seite, um seinem Widersacher aus dem Weg zu gehen. Als jedoch der Pausenpfiff ertönte, ging es auf dem Weg in die Kabinen weiter. Mittlerweile war die Stimmung so sehr angeheizt, dass es längst nicht mehr nur Cayir und Sbou waren, die aneinander gerieten.

„Diese ständigen Provokationen sind einfach nur traurig!“

OSV-Coach Simon Gottschling sah die Schuld beim ASV Hamburg. Foto: Zerbian

Youssef Sbou, Bruder von Youness und Torschütze des wichtigen 1:0 für den OSV, meinte nach der Partie: „Ein bisschen Emotionen gehören zum Fußball dazu. Ich bin selbst ein sehr emotionaler Typ auf dem Platz. Aber dass das so extrem hektisch wird, auch während der Halbzeit und nach dem Spiel mit Drohungen, das hätte ich nicht erwartet.“ Und weiter: „Unser Trainer hat uns in der Halbzeit beruhigt. Wir waren sehr cool und locker, auch wenn es einige Sticheleien gab. Wir haben es gar nicht erst zugelassen, uns auf das Spiel konzentriert und die Antwort auf dem Platz gegeben.“ Die gegenseitigen Sticheleien nahmen aber auch nach Wiederanpfiff nicht ab. Kurz vor Ende der regulären Spielzeit rückte sogar ein von OSV-Obmann Michael Baaß bestellter Streifenwagen an. Eingreifen mussten die Polizisten jedoch nicht. Richtig turbulent wurde es aber erst wieder nach Spielende, als sich beide Lager beim Verlassen der Anlage erneut diverse Wortgefechte lieferten. Wadhwa eilte herbei, um die Streithähne zu trennen und für Ruhe zu sorgen. Der Moment, indem beim ASV-Coach „der Punkt erreicht“ war. „Diese ständigen Provokationen – in dem Fall ja sogar von einer Spielermutter – sind einfach nur traurig!“

„Jede Mannschaft bemängelt das bei Oststeinbek - jetzt weiß ich, was sie meinen“

Das Sportliche stellte der einstige OSV-Trainer aber keineswegs in Frage. „Sie haben eine geile Fangemeinschaft, eine geile Anlage, eine super Mannschaft und für mich auch einen guten Trainer – aber sich so zu benehmen, das ist einfach nur peinlich!“ Und weiter: „Ich bin selbst Ur-Oststeinbeker, aber so habe ich Oststeinbek nie erlebt! Man sollte sich schämen, so aufzutreten – denn eigentlich haben sie fußballerisch eine so geile Truppe. Aber sich jedes Mal so zu benehmen, und da bin ich ja nicht allein mit meiner Meinung, sondern das haben inzwischen ja schon einige Leute in Hamburg gesagt, das ist absolut peinlich! Wenn das deren Devise ist, Fußballspiele so gewinnen zu wollen, dann werden sie definitiv nicht weit kommen. Das ist eine absolute Katastrophe! Jede Mannschaft bemängelt das bei Oststeinbek, dass sie eben nur provozieren. Jetzt weiß ich auch, was Baris (Saglam, Trainer des Meiendorfer SV; Anm. d. Red.) und diverse andere Mannschaftsvertreter – ich habe mich ja vorher schlau gemacht über den Gegner – meinten. Ich habe es wirklich nicht so erwartet, sondern dachte mir, dass da vielleicht etwas übertrieben wird, weil man gegen Oststeinbek verloren hat. Aber das war ja eins-zu-eins so, wie es mir von allen Seiten zugetragen wurde.“

„Nichts ist erniedrigender, als Spucken auf dem Fußballplatz!“

Youssef Sbou (li.) erzielte die OSV-Führung und meinte anschließend, dass man sich nicht habe provozieren lassen. Foto: Kormanjos

Sein Gegenüber, Simon Gottschling, erklärte auf Nachfrage, ob und wie er seine Mannen in der Halbzeitpause beruhigt habe: „Ich brauchte sie nicht zu beruhigen. Die Jungs waren gut drauf und bissig, wie immer. Das will ich auch von ihnen sehen. Aber sie waren nicht unfair oder so. Die Geschichte ist in meinen Augen vom ASV ausgegangen – vom Neuner. Hinzu kam viel Politik von draußen. Da hätte der Schiri das eine oder andere Mal härter durchgreifen und gleich mal ein Zeichen setzen müssen. Das hat er nicht gemacht, sondern immer wieder vieles durchgehen lassen. Dann hat er auch selbst schuld. Aber letztendlich kann ich mir von unserer Seite nichts vorwerfen.“ Im Gegenteil. Denn Gottschling erhob auch Vorwürfe gegen den Kontrahenten: „Wir wurden zwei-, dreimal angespuckt. Ich weiß nicht, ob das so schön ist.“ Der „Spuck-Vorwurf“ wurde aber auch auf der anderen Seite laut – und soll zumindest der Auslöser des Ganzen gewesen sein. „Nichts ist erniedrigender, als Spucken auf dem Fußballplatz“, so Wadhwa, der anfügte: „Wir müssen einfach lernen, dass wir uns nicht provozieren lassen. Aber das ist einfach gesagt, wenn du angespuckt wirst – oder ähnliches – und dein Mitspieler das sieht. Das kannst du nicht tolerieren!“ Abschließend meinte er: „Anscheinend ist es deren Erfolgsrezept – und sie haben damit ja auch Erfolg. Das kann man nicht anders sagen. Aber das ist für mich einfach nur peinlich und katastrophal!“

Am heutigen Morgen teilte uns Wadhwa mit: „Falls wir etwas getan haben, was nicht korrekt war – und da waren bestimmt auch Sachen dabei –, dann möchte ich mich dafür in aller Form beim OSV entschuldigen! Ich rechne es Youssef Sbou auch hoch an, dass er sich nach dem Spiel bei mir gemeldet und sich entschuldigt hat." Fortsetzung folgt…