BZ Nord

Neue Aufgabe: Fagin will GWE aus dem „Dornröschenschlaf“ wecken

Ex-HEBC-Coach über sein neues Engagement bei Grün-Weiß Eimsbüttel

26. September 2019, 08:43 Uhr

Marco Fagin (re.) ist zurück und will Grün-Weiß Eimsbüttel vor dem Bezirksliga-Abstieg retten. Foto: KBS-Picture.de

„Mein Leben war gerade gar nicht auf Fußball ausgerichtet“, gesteht Marco Fagin – und fügt im Gespräch mit uns direkt an, dass das runde Leder zurzeit „gar nicht im Fokus“ stand. Doch der ehemalige Erfolgscoach des HEBC, der die Eimsbütteler in die Oberliga führte, hat sich „von den Jungs und dem Umfeld“ bei Grün-Weiß Eimsbüttel „begeistern lassen“. So sehr, dass er nun „total froh und glücklich“ ist, zurück auf der Hamburger Amateurfußball-Bühne zu sein. Denn: Fagin ist der neue Mann auf der Kommandobrücke am Tiefenstaaken und Nachfolger von Dennis Griep, von dem sich der Verein nach dem ausbleibendem Erfolg trennte.

Marco Fagin ist zurück. Dabei macht er keinen Hehl daraus, dass er die erste Anfrage zunächst „ab- und weggetan“ habe. Nachdem er sich ein Spiel zu Gemüte führte, stand die Entscheidung fest: „Ich mache es nicht.“ Doch es sollte ganz anders kommen! In den Gesprächen habe er schnell gemerkt, „dass hier einfach ganz tolle Leute“ am Werk seien. „Es fühlte sich unheimlich toll und fantastisch an“, so Fagin, der sich hat „begeistern lassen“, die „charmante Aufgabe“ daraufhin in Angriff nahm, den Verantwortlichen von Grün-Weiß Eimsbüttel sein Ja-Wort gab – und das in einer sportlich prekären Lage. „Sicherlich ist es nicht die einfachste Aufgabe“, weiß Fagin, betont aber zugleich: „Dafür haben sie genau den Richtigen – denn einfach hab ich noch nie gemacht!“

„Die Jungs würden auch geschlossen in die Kreisliga gehen“

In der Saison 2017/18 führte Fagin (re.) den HEBC in die Oberliga, ehe er aus gesundheitlichen Gründen die Reißleine zog. Foto: KBS-Picture.de

Dennoch ist sich der 45-Jährige darüber im Klaren, dass man „kaum Zeit“ habe – und gibt offen zu: „Ich habe Respekt vor der Aufgabe.“ Doch die ersten Eindrücke stimmen ihn sehr positiv. „Das ist ein extrem eingeschworener Haufen. Die Jungs wollen einfach ‚Fussi‘ spielen, sind wissbegierig und haben ein riesengroßes Miteinander.“ Der Zusammenhalt sei so groß, „dass die Jungs wahrscheinlich auch geschlossen zusammen in die Kreisliga gehen würden“, glaubt Fagin, der prompt ein Beispiel anführt: „Wir haben einen 30-Mann-Kader und in jedem Training über 25 Spieler“, scheint der völlig verpatzte Saisonstart der überaus guten Stimmung tatsächlich keinen Abbruch zu tun.

„Mir ist es nicht wichtig, meinen Namen irgendwo zu lesen“

Am 12. September habe er sein erstes Training geleitet, wenige Tage später stand das erste Spiel auf dem Plan. Beim 4:2 gegen den SC Teutonia 10 konnten die Eimsbütteler – nach zuvor sieben sieglosen Spielen – den ersten Saison-Dreier einfahren. „Natürlich war das brutal wichtig, um einfach den Glauben ans Siegen nicht zu verlieren“, so Fagin. Es folgte eine unglückliche 1:2-Pleite beim Tabellenvierten SCALA, wo sich die Grün-Weißen „für den riesigen Aufwand nicht belohnt“ haben, wie Fagin erklärt. „Die Jungs haben eine tolle Moral gezeigt und alles reingeschmissen.“ Ein Attribut, dass sich auch Fagin zu eigen macht. „Mir ist es nicht wichtig, meinen Namen irgendwo zu lesen. Ich brauche nur das Vertrauen, werde mich da voll reinschmeißen und versuche, neuen Schwung reinzubringen.“ Oder anders gesagt: „Hier ist viel möglich. Man hat Rahmenbedingungen und Möglichkeiten, die es zu nutzen gilt. Es gehört viel Geduld dazu. Aber die Leute sollen wissen, was man eigentlich hat.“

„Wir wollen das beibehalten, was wir haben“

Er habe sich „von den Jungs und dem Umfeld total begeistern lassen“, so Fagin, der sich nun voll in die neue Aufgabe „reinschmeißt“. Foto: KBS-Picture.de

Fagin will GWE „ein Stück weit wachküssen“ und „aus dem Dornröschenschlaf aufwecken“, wie er erklärt. Dann sei das Ziel, „in der Bezirksliga zu bleiben“. Denn: „Da gehören wir auch hin!“ Bei jenem Unterfangen setzt er voll auf das aktuelle Personal. Auf die Frage, ob man in der Rückrunde womöglich den einen oder anderen Ex-Spieler von ihm aus gemeinsamen HEBC-Zeiten am Tiefenstaaken sehen könnte, entgegnete er: „Ich habe noch nie Spieler abgeworben. Das ist nicht meine Art und werde ich auch nicht machen. Wir haben einen guten Kader beisammen“, glaubt er voll an die Qualität seiner Schützlinge. Und wie sieht die weitere Planung aus, sollte der Klassenerhalt gelingen? Erfolgt kurz-, mittel- oder langfristig vielleicht sogar der Angriff auf die Landesliga? So weit will Fagin gar nicht denken: „Wenn, dann ergibt sich das aus der Mannschaft heraus. Aber wir sollten und müssen erstmal ganz kleine Brötchen backen. In dieser Bezirksliga geht es viel zu eng zu. Da brauchst du jede Woche Punkte“, beschäftigt er sich nur mit dem Hier und Jetzt. „Ich habe hier nicht angefangen, um zu sagen: ‚In so und so vielen Jahren möchten wir in der Landesliga sein.‘ Wir wollen das beibehalten, was wir haben“, und das ist ein ganz besonderes Miteinander, das im Kampf um den Liga-Erhalt ein großes Faustpfand werden könnte.

Autor: Dennis Kormanjos