Landesliga Hammonia

Kosanic kommt: HEBC holt „enfant terrible“!

26. Januar 2020, 18:44 Uhr

Nikola Kosanic (Mi.) mit seinem künftigen Trainer-Gespann Özden Kocadal (li.) und Jan Geist. Foto: Kormanjos

Er absolvierte diverse Nachwuchs-Länderspiele für Deutschland (U15 und U16), Serbien (U16 und U17) und Bosnien-Herzegowina (U19), war in der Jugend unter anderem für den FC St. Pauli, Niendorfer TSV sowie Eintracht Braunschweig aktiv – und auch für den HEBC. Nun kehrt Nikola Kosanic an eine seiner alten Wirkungsstätten zurück. Das einstige Riesentalent, das auch einen Kurzeinsatz für den serbischen Erstligisten FK Macva Sabac gegen Top-Team Partizan Belgrad (0:0) zu Buche stehen hat, wechselt nämlich per sofort vom FK Nikola Tesla an den Reinmüller!

Er gilt als „enfant terrible“. Als Typ, der gemeinhin als „schwieriger Charakter“ bezeichnet wird. Aber eben auch als ein überaus begnadeter Fußballer, der über Fähigkeiten verfügt, die ihn beinahe in den Profi-Bereich katapultierten. Mit seinen gerade einmal 20 Jahren hat Nikola Kosanic schon eine Menge erlebt. Nun wechselt der Offensiv-Allrounder innerhalb der Landesliga Hammonia vom FK Nikola Tesla zum Spitzenreiter HEBC – und deutete im Test gegen den TSV Sasel (2:2) schon mal seine Klasse an. An beiden Treffern der Eimsbütteler war Kosanic beteiligt. Einer, der ihn und seinen Werdegang schon seit geraumer Zeit verfolgt, ist: Özden Kocadal. „Seitdem er bei Niendorf in der U19 gespielt hat“, erklärt der Trainer des HEBC. „Damals war ich selbst noch Spieler.“ Schnell haben ihn die Fertigkeiten Kosanic' überzeugt und begeistert. Nachdem man sich in den darauffolgenden Jahren ein wenig aus den Augen verlor, „habe ich ihn mit einem meiner Spieler ganz zufällig im Schwimmbad gesehen und ihn angesprochen, was er denn im nächsten Jahr macht, als bereits klar war, dass ich als Trainer zu HEBC komme.“ Die Antwort: „Er wollte unbedingt zu Nikola Tesla und nicht zu uns“, verrät Kocadal. „Als wir sie dann im Hinspiel mit 4:0 weggeledert haben, guckte er mich ganz traurig an und meinte: 'Ich glaube, ich hab' mich falsch entschieden.' Im Rückspiel haben wir dann auch sehr hoch gewonnen und kurz geflachst. So kam dann irgendwie das eine zum anderen – und wir haben den Wechsel letztlich in trockene Tücher gebracht“, freut sich der Übungsleiter des Hammonia-Spitzenreiters über seinen Winter-Zugang.

„In keinster Weise irgendetwas von einem schwierigen Charakter gesehen“

HEBC-Coach Özden Kocadal kennt Nikola Kosanic bereits aus der U19 von Niendorf. Foto: KBS-Picture.de

„Ich erwarte mir von ihm, dass er seine Qualitäten einbringt.“ Die da wären: „Er bringt eine unglaubliche Schnelligkeit und Ballgewandtheit mit. Ich glaube, das ist das, was uns momentan im Zentrum fehlt.“ Von den vielen Meinungen, Kosanic sei ein nicht leicht zu handhabender Spieler, will sich Kocadal überhaupt nicht beeinflussen lassen. „Wir werden mit ihm genau so umgehen, wie mit allen anderen Spielern auch. Wir haben in unserer Mannschaft fast ausnahmslos sehr gerade Charaktere. Von daher glaube ich, dass wir das als Mannschaft gewuppt kriegen. Ohne es jetzt in irgendeiner Art und Weise böse oder negativ zu meinen, aber wir sehen das auch ein bisschen als Projekt an. Wir wollen gucken, ob wir das hinbekommen.“ Als „Bad Boy“ hat sich das einstige Ausnahmetalent bis dato aber noch nicht präsentiert: „Ich muss ganz klar sagen: Bisher verhält er sich nicht nur einwandfrei, sondern ich habe bisher in keinster Weise irgendwas von einem schwierigen Charakter gesehen“, stellt Kocadal klar.

„Bei Tesla ruhten alle Erwartungen auf ihn“

Auch HEBC-Manager Stilianos „Speedy“ Vamvakidis konnte bis dato keine negativen Eigenschaften ausmachen: „Seit zwei Wochen gibt er sich ganz ruhig und macht einen guten Eindruck. Über seine fußballerischen Qualitäten müssen wir ohnehin nicht groß diskutieren. Dass er sich häufig selbst im Weg stand, das habe ich auch schon gehört. Aber ich habe da keinerlei Sorge.“ Der Grund dafür: „Unsere Mannschaft ist gefestigt und vollkommen intakt. Man darf nicht vergessen, dass der Junge erst 20 Jahre jung ist. Er hat mit Sicherheit nicht alles richtig gemacht. Ein bisschen was Wahres wird da ja dran sein. Aber vielleicht ist es für ihn ganz gut, dass er einfach nur Fußball spielen soll – und mehr nicht. Den Rest tragen die Köpfe dieser Mannschaft, die das Team schon seit Jahren führen.“ Vielleicht sei es „im Windschatten dieser Jungs auch einfacher für ihn“, mutmaßt Vamvakidis. Was außerdem hinzu kommt: „Bei Tesla ruhten alle Erwartungen auf ihn. Aber so ist die Konstellation bei uns ja nicht. Wir sagen nicht: 'So, und jetzt mach' mal was.' Er ist immer noch sehr jung und soll wieder ein bisschen Spaß am Fußball haben. Das haben unsere Jungs ja in der Regel.“ Ansonsten hoffe er darauf, „dass man im Sommer sagen kann: Das war ein gutes halbes Jahr. Danach schauen wir dann weiter.“

„Wollten nur etwas machen, wenn uns ein Spieler verstärkt“

Manager „Speedy“ Vamvakidis vergleicht Kosanic ein wenig mit Co-Trainer Jan Geist. Foto: Bode

Im Sommer gab es den Erst-Kontakt. „Das wurde aber schnell im Keime erstickt, weil er bei Tesla zugesagt hat“, so Vamvakidis. Im Dezember trainierte Kosanic schließlich einmal bei den Eimsbüttelern mit. „Jetzt im Januar war es dann so, dass er bei Tesla gekündigt und aufgehört hat. Dann hat er gefragt, ob er mittrainieren und sich fithalten darf. Da er praktisch hier um die Ecke wohnt und mit Piet Oldag gut befreundet ist, hat er erneut mittrainiert“, erzählt Vamvakidis. Schnell war jedoch klar, dass Kosanic auch die Lust verspürt, „die Rückserie bei uns zu spielen. Daraufhin habe ich mit Tesla gesprochen, was sehr unkompliziert und super war. Sie haben dem Jungen keinerlei Steine in den Weg gelegt – und so kam der Wechsel dann zustande.“ Ein Transfer, der sich nicht angebahnt hat – denn: „Wir hatten im Winter keine großen Ambitionen, irgendetwas zu machen. Denn wir haben immer gesagt, dass wir einen sehr großen Kader haben und keinen Spieler dazuholen wollen, der uns nur ergänzt. Wenn wir was machen, dann nur etwas, wo wir denken, dass uns dieser Spieler verstärkt. Und ich glaube, dass er uns fußballerisch verstärken wird. Alles andere liegt auch ein bisschen in seiner Hand.“

„Er ist so ein bisschen wie Jan Geist – nur mit Technik“

Kosanic' Stärke: „Er hat etwas, was uns ein bisschen abgeht – nämlich ein hohes Tempo mit dem direkten und zielgerichteten Weg und Blick zum Tor“, springt Vamvakidis in eine ähnliche Kerbe wie Kocadal – und zieht abschließend einen süffisanten Vergleich: „Er ist vom Typ her ähnlich wie Jan Geist (jetziger Co-Trainer; Anm. d. Red.). Ich habe ihm eben schon gesagt: 'Er ist so ein bisschen wie du – nur mit Technik.' (lacht) Das fehlt uns so ein wenig, seitdem Jan nicht mehr aktiv dabei ist. Deshalb ist das eine Option und Variante, die für unser Spiel sehr hilfreich sein kann.“ Und womöglich sogar die entscheidende Verstärkung auf dem Weg zur Oberliga-Rückkehr...

Autor: Dennis Kormanjos