Oberliga

„Jeder muss sich die Frage stellen, ob er Oberliga-tauglich ist“

Trotz Fehlstart: Bramfeld verschwendet keine Gedanken ans Aufgeben

18. September 2019, 19:59 Uhr

Mit Ausnahme des Spiels gegen BU sei man in jeder Partie "auf Augenhöhe" gewesen, so das Bramfelder Trainerduo Carsten Henning (li.) und Mirko Schulz. Foto: Bode

Nah dran – doch am Ende gab es wieder keinen zählbaren Ertrag für den Bramfelder SV. Beim 1:3 gegen den SV Curslack-Neuengamme kassierte der als Meister der Landesliga Hansa in die Hamburger Fußball-Beletage zurückgekehrte Club von der Ellernreihe im achten Saisonspiel bereits die sechste Niederlage. „Jetzt müssen wir gucken, dass uns die Mannschaften nicht zu weit weglaufen“, wusste auch Carsten Henning, ein Teil des Bramfelder Trainerduos, dass so langsam mal wieder Punkte eingefahren werden müssen, will man der Musik nicht schon früh in der Saison hinterherlaufen.

Ans Aufgeben verschwendet man beim BSV allerdings noch keinen Gedanken. Warum auch? Schließlich sei man „in allen Spielen – mit Ausnahme der Partie gegen BU, wo wir fünf Gegentore kassiert haben und drei davon in den letzten zehn Minuten, als wir ausgekontert worden sind – auf Augenhöhe“ gewesen, wie Henning meint. Hinzu kommt, dass „wir in jedem Spiel unsere Tore gemacht und uns zum Teil viele Chancen herausgespielt haben. Wir belohnen uns einfach nicht für das, was wir machen, für die Spielweise und für das, was wir uns auch im Training erarbeiten“, so der 37-Jährige. Das Manko sei, dass man in vielen Spielen „meistens nur eine Halbzeit oder 60 gute Minuten“ auf die Platte kriegen würde. Und: „Es sieht zu einfach aus, wie der Gegner bei uns die Tore macht.“

„Das soll kein Hallo-Wach-Kommentar sein“

Carsten Henning fordert von seinem Team: Konstanz über 90 Minuten und das Abstellen der zu einfachen Gegentore. Foto: Bode

Auch Henning-Pendant Mirko Schulz ist der Meinung, dass man „in jedem Spiel – bis auf BU – konkurrenzfähig war“. Und weiter: „Wir haben uns immer mindestens fünf gute Chancen herausgespielt, wo man ein Tor erzielen kann. Ich habe schon einige Oberligaspiele gesehen und kann sagen, dass ich das nicht bei jedem Oberligaspiel von jeder Mannschaft sagen kann.“ Dennoch sei es nach dem achten Spiel an der Zeit, ein erstes kleines Zwischenfazit zu ziehen – und das fällt selbstredend nicht sonderlich positiv aus: „Die ersten paar Spiele haben wir uns das schöngeredet und gesagt: ‚Okay, wir haben nicht gewonnen – aber wir sind drauf und dran, brauchen nur die Torchancen nutzen.‘ Nach den Spielen in Tornesch (1:2; Anm. d. Red.) und gegen Curslack (1:3) muss man dann aber doch ganz klar feststellen, dass wahrscheinlich auch die individuelle Klasse fehlt, Großchancen reinzumachen.“ Im Gegensatz zum Kontrahenten. Denn: „Curslack schießt viermal – eigentlich sogar nur dreimal – aufs Tor und macht drei Tore. Das ist schon bitter“, so Schulz, der betont: „Da muss man sich dann schon die Frage stellen – und das soll jetzt kein ‚Hallo-Wach-Kommentar‘ sein: Ist jeder für sich individuell – als Mannschaft über einen großen Zeitraum schon –Oberliga-tauglich?“ 

„Wenn man 60 Minuten mithält, ist man noch lange nicht Oberliga-tauglich“

Jeder Spieler habe den Anspruch, untermauert Schulz, Oberliga zu spielen. „Alle schreien nach der Oberliga. Jetzt haben wir sie erreicht und den Sprung geschafft, aber die Resultate stimmen noch nicht. Da muss man sich dann schon die Frage stellen, ob das langt. Wenn man 60 Minuten lang mithält, heißt das noch lange nicht, dass man Oberliga-tauglich ist und Spiele gewinnen kann.“ Auch eine gesunde Selbsteinschätzung beim einen oder anderen Akteur würde eine Rolle spielen. So hat zum Beispiel Emrah Ates, vor der Saison erst aus Billstedt gekommen, den Verein inzwischen wieder verlassen. Doch zurück zur Abschlussschwäche. Gegen den SVCN verpasste es der BSV, im ersten Durchgang – nach einer 1:0-Führung und einem sehr vorzeigbaren Auftritt – nachzulegen. „Der Gegner war zu dem Zeitpunkt tot. Da müssen wir dann auch einfach mal 3:0 führen und den Deckel draufmachen, wie es fast jeder andere Oberligist getan hätte.“ 

„Aufgeben ist definitiv keine Option“

Mirko Schulz stellt - zumindest in Sachen Chancenverwertung - die Oberliga-Tauglichkeit in Frage. Aufgegeben wird an der Ellernreihe aber nicht! Foto: Bode

Doch die Chancen dazu wurden nicht genutzt. „Man kann es bis zum Erbrechen trainieren – das haben wir getan. Im Training knallen sie die alle rein. Vielleicht machen sich die Jungs auch zu viel Stress“, mutmaßt Schulz – und merkt an: „Unterm Strich ist es nur ein Fußballspiel. Für viele ist es aber ein absoluter Lebensinhalt und manche haben vielleicht auch ein bisschen Versagensängste.“ Man müsse „einfach weitermachen“ und dürfe den Glauben an die eigene Stärke und in die eigenen Fähigkeiten nicht verlieren. „Man hat ja gesehen, dass wir mithalten können. Wir müssen die Dinger nur reinmachen.“ Denn: „Aufgeben ist definitiv keine Option – denn dafür sind wir viel zu nah dran.“ Schon am Freitagabend beim Mit-Aufsteiger HSV III besteht die „nächste Möglichkeit, zu gewinnen“, weiß auch Henning.

Autor: Dennis Kormanjos