Oberliga
„Ich möchte auf jeden Fall Stammspieler werden und weiß, dass ich das kann“
„Das eine oder andere Angebot außer BU gab es schon noch“, sagt Wilms eingangs des Gesprächs und präzisiert: „Mit dem Niendorfer TSV war ich schon sehr weit in den Verhandlungen, die hatten sich sehr früh gemeldet. Nachdem Fussifreunde. dann den Text veröffentlicht hat, in dem Isaak Hoeling bekanntgegeben hat, dass alle Spieler den FC Süderelbe verlassen wollen, habe ich an dem Abend Nachrichten von einigen anderen Vereinen bekommen, weil die damit dann auch alle wussten, dass wir Süderelbe-Spieler weg wollen und frei sind.“ Einer der Vereine, der sich meldete: der HSV Barmbek-Uhlenhorst.
„Ich habe aus den Gesprächen mit Jan Haimerl ein gutes Gefühl mitgenommen“
Die Gespräche mit dem künftigen Coach Jan Haimerl überzeugten Wilms (li.) vom Wechsel nach Barmbek. Foto: Both
„Ich habe mich an das Spiel erinnert, das wir auswärts dort im Stadion mit Süderelbe gemacht haben. Wir haben da zwar verloren, aber es hat Spaß gemacht, vor diesen Fans zu spielen. Die Kulisse war richtig toll. Außerdem steht BU auf dem dritten Platz – und die spielen einen guten Fußball, der mir als Offensvspieler sehr entgegenkommt. Ich denke, dass das auch in der nächsten Saison wieder so gut sein wird. Zudem ist meine Arbeitsstelle nicht weit von Barmbek entfernt und ich habe deswegennicht immer so viel Fahrerei vor mir“, begründet Wilms, warum er sich letztlich dann doch gegen Niendorf und „pro BU“ entschied. Auch, dass mit Jan Haimerl in der kommenden Spielzeit ein ganz anderer Coach als der jetzige Übungsleiter Marco Stier an der Seitenlinie stehen und das sportliche Kommando führen wird, störte Wilms in seiner Entscheidungsfindung gar nicht, wie er selbst sagt.
„Ich kenne Marco Stier persönlich nicht, aber ich habe aus den Gesprächen mit Jan Haimerl ein gutes Gefühl mitgenommen. Er hat eine Idee. Er hat mir gesagt, wie er in seinem System mit mir plant, wo er mich sieht und wie er insgesamt spielen lassen will. Das deckte sich mit dem, wie ich mich selbst einschätze. Jan macht sich viele Gedanken. Auch, wenn es in der nächsten Saison für ihn – so wie für mich in der jetzigen Serie – das erste Jahr in der Oberliga ist, glaube ich, dass das richtig gut wird“, berichtet Wilms über die Unterredungen zwischen ihm und dem künftigen Coach. Und auch, was seine eigenen Ziele in Barmbek angeht, hat der 22-Jährige klare Vorstellungen: „Ich möchte auf jeden Fall Stammspieler werden und weiß, dass ich das kann“, sagt er. „Für mich ist klar, dass ich nicht als Ersatz- oder Rotationsspieler komme. Dafür hätte ich den Verein nicht wechseln müssen. Ich traue mir diese Rolle und den Konkurrenzkampf zu, schließlich habe ich für St. Pauli schon in der Junioren-Bundesliga gespielt“, ergänzt Wilms selbstbewusst, aber keinesfalls überheblich.
„Erstmal ist es nicht mein Plan, oberhalb der Oberliga zu spielen“
Er habe selten eine Mannschaft erlebt, die so zusammenhalte, wie das Team des FCS – sagt der 22-Jährige (re.) Foto: Both
Dass er sich mit seinen Leistungen in dieser Saison empfohlen hat, weiß auch Wilms selbst. Obwohl er anfangs ein klein wenig skeptisch war, als er aus Meckelfeld zum FC Süderelbe kam. „Es war schon ein bisschen komisch für mich. Wir waren um die zehn neue Spieler. Ich hab schon ein bisschen drüber nachgedacht, ob das mit der Menge an Zugängen alles gut klappt. Aber wir haben richtig gut zusammengefunden und unser Trainer Timucin Gürsan, der ja auch noch recht jung ist, hat das gut gemanaged. Ich habe selten eine Mannschaft erlebt, die so zusammenhält und sich gegenseitig so pusht – da ist es egal, ob einer spielt oder nicht. Es geht darum Spaß zu haben. Wenn einer nicht spielt, dann weiß er, dass es an der Leistung liegt. Und trotzdem feuern auch diese Spieler die anderen an“, schwärmt der Offensivmann von seinem Noch-Club. Oder zumindest von der Mannschaft und ihrem Teamgeist. Aber da gibt es ja noch die dunkle Seite der Medaille: die Streitigkeiten, die den Club vom Kiesbarg zuletzt auf der Funktionärsebene heimsuchten. „Bis Ende 2019 haben wir davon nicht viel mitbekommen. Aber dann ging es mit dieser Jahreshauptversammlung los, bei der es Ärger gab. Wir waren als Spieler auch da – und seitdem ist das überall Thema. Man hört ständig irgendwen darüber reden“, sagt Wilms.
Mit der Installation von Stefan Arlt als künftigem Coach sei es dann „zu dem gekommen, von dem wir gehofft haben, dass es eben nicht passiert. Nämlich, dass Timucin als Trainer aufhört“, erzählt der Blondschopf, der mit seinen jungen Jahren und der positiven Entwicklungen in dieser Saison schon jetzt höhere Ambitionen für die Zeit nach BU haben könnte – oder nicht? „Um ehrlich zu sein: Ich beschäftige mich im Moment nicht damit, ob oder dass ich vielleicht noch höher spielen könnte. Vielleicht mag das vom Niveau her so sein, aber ich habe damals in der Jugend beim FC St. Pauli nicht aus Leistungsgründen gesagt, dass ich gehe. Das hatte damit zu tun, dass mir der Aufwand zu hoch war. Man hatte einfach kaum Zeit für die Familie, die Freunde oder die Freundin. Heutzutage bin ich ich voll berufstätig, so dass der Aufwand auch zu viel wäre – dann hätte ich damals auch den anderen Weg gehen können. Erstmal ist es nicht mein Plan, oberhalb der Oberliga zu spielen. Im Fußball geht vieles aber sehr schnell. Nachdem klar war, dass ich Süderelbe verlassen will, hat sich sogar ein US-College gemeldet“, lacht Wilms. Da aber hatte sich der sympathische Youngster mit den klaren Zielen längst für BU entschieden...