Oberliga

„Ich habe viel mehr Spaß als ich je hatte – auch wenn es auf einem anderen Level ist“

Teutonias Dino Fazlic spricht über seine bisherige Karriere, Gegenwart und Zukunft

14. November 2019, 14:30 Uhr

Bewegte Karriere: Dino Fazlic kann bereits mit 27 Jahren auf einige Stationen und Erfahrungen zurückblicken und tut dies im FussiFreunde-Gespräch. Foto: KBS-Picture

Wer sich die bisherige fußballerische Laufbahn von Dino Fazlic ansieht, der kommt an der einen oder anderen Stelle aus dem Staunen nicht mehr heraus. Zu Beginn der Karriere steht dort die Station Werder Bremen. Im Nachwuchs der Grün-Weißen wurde der heute 27-Jährige groß, in der Zeit danach tauchen dann unter anderem Stationen wie die U23 der Bolton Wanderers, die U21 von Grasshoppers Zürich oder aber der FC Fulham auf. Nicht unbedingt alltäglich für einen Fußballer, der jetzt in der Hamburger Oberliga spielt. Die Datenbank des Portals „transfermarkt.de“ weist insgesamt zwölf Stationen in Fazlic' Laufbahn auf. Wir haben mit dem Blondschopf über die Wege und Abzweigungen in seiner Karriere, seinen Ex-Coach Felix Magath, ein Probetraining bei Schalke 04 und natürlich über Teutonia 05 gesprochen. 

„Wer in meiner Karriere alles verstehen und nachvollziehen will, der braucht halt viel Zeit. Ich will nicht vermessen klingen, aber über all die Erlebnisse könnte man fast schon ein Buch schreiben. Das wäre eine Mischung aus Drama und Komödie“, sagt Dino Fazlic zum Ende des Gesprächs mit uns, während dem letztlich fast eine Dreiviertelstunde an Zeit ins Land gegangen ist. Denn in der Tat: Fazlic hat viel zu erzählen. Angefangen von seiner Zeit im Werder-Nachwuchs, über Ex-Profi Ivan Klasnic, der nicht ganz unschuldig daran ist, dass Fazlic auf einmal in England Fußball spielte, bis hin zu Begegnungen mit Felix Magath, einen geplatzten Wechsel in die italienische Serie A und die Erkenntnis, dass er, wie Fazlic sagt, derzeit „viel mehr Spaß am Fußball“ hat, „als ich je hatte – auch wenn es auf einem anderen Level ist.“ Denn während einige der Kicker und Coaches, die er in seiner bisherigen Laufbahn traf, inzwischen Stars im Profizirkus sind, verlief der Weg des Dino Fazlic anders.

„Ich bin lange nicht gerne in Zweikämpfe gegangen, wollte vieles einfach spielerisch lösen“

Im Alter von 18 Jahren absolvierte Fazlic (re.) ein Probetraining bei Bundesligist FC Schalke 04. Foto: KBS-Picture.de

Wer sich in Fazlic' Fußball-Kosmos zurecht finden will, für den beginnt die Reise – so wie für den 27-Jährigen selbst – in Bremen, wo sein Vater Husnija Fazlic lange Zeit für Werder Bremen als Co-Trainer und Scout arbeitete. „Klein Dino“ kickte im Werder-Nachwuchs, dann später in der „Dritten“. Irgendwann reifte der Gedanke, es doch woanders zu probieren, „weil man bei Werder damals keine Chance hatte, in den Kader der Profis zu kommen.“ Die Wahl fiel auf Schalke 04. Mit 18 Jahren absolvierte Fazlic ein Probetraining beim Bundesligisten, traf damals dort erstmals auf Felix Magath. Ein Engagement bei den „Königsblauen“ kam letztlich nicht zustande. Es ging zurück nach Bremen, wo die Profi-Türe weiter geschlossen blieb. Zwei Kreuzband-Verletzungen und einige Erkenntnisse dann der neuerliche Entschluss, Bremen abermals zu verlassen: Der Ex-Werderaner Ivan Klasnic ebnete den Weg für Fazlic nach England, zu den Bolton Wanderers. „Dort habe ich mich vor meinem ersten Einsatz im FA-Cup verletzt. Ein Haarriss im Knöchel“, erinnert sich Fazlic. Rund fünf Monate lang fiel er insgesamt aus. „Ich habe in der Reserve gespielt und bei der 'Ersten' trainiert. Letztlich ist Bolton abgestiegen. 18 oder 19 Lizenzspieler mussten gehen. Ich war dabei“, erinnert er sich. Es folgte eine längere vereinslose Phase, dann ein Probetraining bei den Grashoppers Zürich und schließlich ein Engagement in der U23 der Schweizer.

„Es war schwer, dort in den Kader der Ersten Mannschaft zu kommen. Die Truppe war damals extrem gut. Ich sollte im Winter mit ins Trainingslager. Das hat man mir am Ende verwehrt, obwohl es anders versprochen war. Ich war sauer, habe meinen Vertrag aufgelöst und sollte dann eigentlich zu Chievo Verona in die Serie A wechseln. Der Transfer war eigentlich sicher, ist dann aber doch noch geplatzt. Es war Ende August, ich hatte anderen Clubs abgesagt, war also dann erstmal vereinslos“, blickt Fazlic zurück. Ein Zustand, der länger andauern sollte. „Ich habe ein Jahr in einer Vertragslosen-Gemeinschaft in Amsterdam Fußball gespielt. Das war eine gute, lehrreiche Zeit mit Testspielen gegen Ajax II oder Twente Enschede“, erzählt Fazlic, der anschließend beinahe beim SV Wilhelmshaven gelandet wäre – doch die Karrierestation erledigte sich aufgrund finanzieller Probleme beim SVW. Glück im Unglück: Felix Magath wurde erneut auf ihn aufmerksam – und so absolvierte Fazlic ein Probetraining beim FC Fulham: „Ich habe mich da insgesamt fünf Wochen präsentieren dürfen. Nach zehn Tagen habe ich mir eine Zerrung zugezogen – bei dem Training kein Wunder. Aber Magath war sehr korrekt, hat damals gesagt, ich soll fit werden und dann weiter zur Probe mittrainieren.“ Mit Erfolg: Fazlic bekam einen Vertrag, zählte zum Team, in dem bekannte Namen wie Scott Parker, Moussa Dembelé (jetzt Olympique Lyon), Thomas Eisfeld (früher BVB-Jugend, Arsenal, jetzt VfL Bochum), Gabor Kiraly (unter anderem 1860, Hertha, Leverkusen, West Ham) und Konstantinos Stafylidis (früher Leverkusen, jetzt 1899 Hoffenheim) standen.


Auf Seite zwei spricht Dino Fazlic über die zeit nach dem Fulham-Engagement, seine Sicht auf den Profi-Fußball, prominente Widersacher wie Paul Pogba, Romelu Lukaku oder Mario Götze und seine Ziele mit T05

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