Bezirksliga Nord

„Ich denke, der Schritt eine Liga nach oben kommt definitiv zu früh“

Jendrik Bauer spricht über das bisherige SCALA-Abschneiden

17. Oktober 2019, 10:00 Uhr

Seit dem Sommer wieder bei SCALA: Jendrik Bauer. Foto: KBS-Picture.de

Die Spitze der Bezirksliga Nord ist eng zusammengerückt: Nur ein einziges Pünktchen trennt die ersten vier Mannschaften derzeit in der Tabelle voneinander. Spitzenreiter SC Victoria II und der USC Paloma II als Zweitplatzierter haben jeweils 28 Zähler auf dem Habenkonto, dahinter folgen auf den Plätzen drei und vier der HFC Falke und der SC Alstertal-Langenhorn. Drei der vier Mannschaften erwarteten die Experten vor der Saison dort oben, im Falle von SCALA jedoch ist die Platzierung eine Überraschung, brach das Team doch nach dem Abstieg aus der Landesliga Hammonia auseinander. Wir haben mit Jendrik Bauer, der vor dem Beginn der laufenden Spielzeit vom HSV III kam, über die aktuelle Situation und die Aussichten gesprochen.

Am 1. Mai 2015 verließ Bauer damals die „Manege“ an der Siemershöh, wurde von den Fans des SC Alstertal-Langenhorn, wo er mit seinen Toren zur großen Identifikationsfigur avancierte, mit „Standing Ovations“ verabschiedet und schlug anschließend beim WSV Tangstedt ein neues Kapitel auf. Nach diesem einjährigen Gastspiel in Schleswig-Holstein kehrte er wieder in die Hansestadt zurück und schloss sich dem HSV III an, für den er drei Jahre lang auf Torejagd ging. Im April dieses Jahres entschied sich der Stürmer dann, im Sommer 2019 den Schritt zurück zu SCALA zu machen – und das, wo der Verein doch zuvor nicht unbedingt die besten Schlagzeilen produziert hatte. Der Abstieg war bereits frühzeitig mehr oder minder besiegelt – und noch nicht einmal einen Monat vor der Zusage Bauers machte der Verein dann auch das publik, was die berühmten Spatzen bereits lange vorher von den Dächern gepfiffen hatten: Die bisherige Reserve-Mannschaft, in besagter Saison 208/2019 in der Kreisliga 6 am Ball, würde ab dem Sommer an die Stelle der Liga-Mannschaft rücken.

„Bis zur Winterpause gilt es, zu beweisen, dass man nicht zu Unrecht da oben steht“

Christoph Möhring stand bei SCALA in dieser Saison neun Mal zwischen den Pfosten. Foto: noveski.com

„Wir werden kein klassischer Absteiger sein, der sofort die Ambitionen hat, wieder anzugreifen und aufzusteigen. Wir werden aber auch kein Fallobst sein und uns abschießen lassen. Unser Ziel ist es, eine sehr solide Saison zu spielen und mit dem Abstieg nichts zu tun zu haben. Wir wollen uns in der Bezirksliga etablieren und von den Ergebnissen besser zeigen, als in der Landesliga“, erklärte Benjamin Deckert, der Leiter der SCALA-Fußballsparte, seinerzeit im März 2019. Und auch Jendrik Bauer fand im April klare Worte: „Natürlich hätte ich mir gewünscht, dass es für die Truppe in der Landesliga weitergeht – aber man wird in der kommenden Saison in der Bezirksliga spielen. Und die Nord-Staffel ist eine der stärkeren Bezirksligen. Da ist es zu früh, über Ziele zu sprechen. Ich denke, dass es für eine Zweite Mannschaft, die aus der Kreisliga aufrückt, prinzipiell erstmal das Minimalziel sein muss, die Klasse zu halten. Das wäre toll. Darüber hinaus muss man dann mal schauen, was möglich ist.“ Seitdem ist etwa ein halbes Jahr vergangen – der derzeitige Zustand der Mannschaft ist ebenso bekannt, wie die Tabellenposition.

„Wir sind genauso überrascht wie alle anderen eigentlich auch. Keiner von uns wusste vor der Saison, wo wir stehen. Die Mannschaft ist ja ein bisschen eine Art zusammengewürfelter Haufen aus Spielern, die im letzten Jahr noch als Reserve-Mannschaft in der Kreisliga gespielt haben, und ein paar älteren, erfahrenen Spielern, die dazu gekommen sind“, konstatiert Bauer, sagt aber auch klipp und klar: „Wir nehmen die Situation so mit, wie sie ist und freuen und drüber, weil wir so ziemlich das Maximum aus den bisherigen Spielen gezogen haben.“ So wie am vergangenen Wochenende gegen den HFC Falke, als man dem direkten Tabellennachbarn beim 1:1 einen Zähler abknpüfte. Kurzum: SCALA kann im Konzert der Großen offenbar mithalten. Wachsen die Träume also jetzt ins Unermessliche? „Ich denke, da sollte man realistisch bleiben. Wir wollen den positiven Trend des ersten Saisondrittels aufecht erhalten und in den Spielen bis zur Winterpause bestätigen, weil wir jetzt – so wie gegen Falke – gegen Mannschaften aus den Top Fünf spielen. Da gilt es zu beweisen, dass man nicht zu Unecht da oben steht“, sagt Bauer.

„Die beiden haben eine sehr gute Handschrift und schaffen es, die Mannschaft bei Laune zu halten“

Marco Heydorn gelangen bislang zwei Treffer in dieser Spielzeit. Foto: Reß

Verschwendet man an der Siemershöh, wo einst in der Landes- und Oberliga der Ball rollte, den einen oder anderen Gedanken an den Aufstieg? Mitnichten, wie der Stürmer erklärt. „Ich denke, der Schritt eine Liga nach oben kommt definitiv zu früh“, befindet Bauer, der in der Mannschaft vor allem das Zwischenmenschliche schätzt. „Wir haben durch die Bank weg eine charaktelrich einwandfreie Truppe, die wirklich auch auf dem Platz eine geschlossene Einheit bildet. Das hat sich in vielen engen Spielen gezeigt, die wir bestritten und auch gewonnen haben. Wir freuen uns einfach, dass es aktuell so gut läuft“, so Bauer, der sich „bewusst gegen die Oberliga mit dem HSV III“ und dafür, „es ein bisschen entspannter angehen zu lassen“, entschieden hat. „Ich werde Anfang kommenden Jahres ja auch schon 32 Jahre alt. Ich wollte unbedingt nochmal mit meinen beiden Kumpels Christoph Möhring und Marco Heydorn zusammenspielen“, erklärt der Stürmer noch einmal seine Beweggründe, den Schritt zurück zu seinem Ex-Club zu machen.

Ein Schritt, der sich gelohnt hat? „Ja, es macht richtig Spaß, in dieser Truppe zu spielen. Und wir mischen im oberen Drittel der Bezirksliga mit“, grinst Bauer so, als ob es nichts Besseres geben würde. Dass es so gut läuft – sicher auch ein Verdienst der beiden, die am Seitenrand stehen: Daniel Krohn und Timm Ferck, die die Mannschaft schon coachten, als sie noch die „Zweite“ waren. „Daniel und Timm arbeiten sehr gut zusammen, genießen in ihrer Mannschaft hohe Anerkennung und haben jede Woche eine hohe Trainingsbeteiligung unter ihren Spielern. Wir vertrauen den beiden“, hatte Spartenleiter Deckert schon im Frühjahr erklärt, dass man hohe Stücke auf das Trainer-Duo halte. Und auch Jendrik Bauer ist voll des Lobes, wenn es um die beiden SCALA-Übungsleiter geht. Mit Daniel habe ich selbst noch in der A-Jugend im Sturm zusammengespielt. Timm ist irgendwann im vergangenen Winter dazu gekommen. Die beiden haben eine sehr gute Handschrift und schaffen es, die Mannschaft bei Laune zu halten. Sie machen das richtig super als Duo“, sagt der Torjäger abschließend.

Jan Knötzsch