HSV-Schock: Tunjic hängt die Stiefel an den Nagel!

„Ich habe selbst noch gar nicht realisiert, dass jetzt wirklich Schluss ist“

23. Juni 2017, 23:52 Uhr

Mit 31 Jahren ist "aus familiären Gründen" Schluss: Mladen Tunjic beendet nach einer überragenden Saison mit dem HSV III seine aktive Karriere. Foto: Heiden

Am 28. Juli 2007 begann eine beispiellose Karriere mit dem allerersten Spiel im Herrenbereich für Concordia – gekrönt mit einem 1:0-Sieg beim VfL 93. Bereits in seinem dritten Auftritt in Hamburgs Beletage machte er das, was ihn über all die Jahre am meisten ausgezeichnet hat: Tore schießen. Beim 3:2-Erfolg gegen den SV Rugenbergen brachte er sein Team mit dem wichtigen Treffer zum 1:0 auf die Siegerstraße. Die weiteren Tore erzielten übrigens „Bachelor“ Paul Janke und „Bachelorette“-Kandidat Thomas Reiher. Nun, nach 222 Begegnungen im Oberhaus – für Cordi, Vicky, Schnelsen, HR und Paloma –, sowie einer letzten Bilderbuch-Saison für den frisch gebackenen Oberliga-Aufsteiger Hamburger SV III, ist Schluss. Mladen Tunjic beendet mit sofortiger Wirkung seine aktive Laufbahn!

Mit Germania Schnelsen feierte Tunjic (li., hier gegen Michael Meyer) einst den Oberliga-Aufstieg. Ansonsten spielte er, bis zu seinem Wechsel zum HSV III, nur im Oberhaus. Foto: KBS-Picture.de

„Ich muss jetzt einfach aufhören. Es geht nicht mehr“, bringt Mladen Tunjic uns gegenüber Licht ins Dunkel – und führt dann auf Nachfrage aus: „Die Entscheidung ist noch ganz frisch. Ich habe zwei Kinder, die sind jetzt im Alter von zweieinhalb und vier Monate. Es ist schwierig, alles unter einen Hut zu bekommen und es fehlt einem die Zeit. Ich habe für mich selbst gemerkt, dass ich viel zu selten zu Hause bin. Deshalb habe ich lange nachgedacht und es fiel mir wirklich verdammt schwer. Aber die Familie steht an erster Stelle.“ Mit gerade einmal 31 Jahren setzt der Vollblutstürmer einen Schlussstrich unter seine vorbildliche Karriere – und das, wenn man es genau nimmt, mit einjähriger Verspätung. Denn: „Ich hatte eigentlich schon vor einem Jahr mit dem Gedanken gespielt, aber dann kam die Anfrage vom HSV und es hat mich rein sportlich einfach gereizt.“ 

"Die letzte Saison war eine der schönsten in meiner Laufbahn"

Für HR traf er ebenso am Fließband... Foto: KBS-Picture.de

Reizvoll war's – und vor allem auch überaus erfolgreich. Tunjic selbst traf in 25 Einsätzen sagenhafte 30 Mal und bereitete acht weitere Tore vor. Keine Frage, der Angreifer war der Garant für den – über einige Umwege – gelungenen Oberliga-Aufstieg! „Die letzte Saison war auch mit die schönste in meiner ganzen Laufbahn, weil die Mannschaft einfach der Hammer war. Auch was die eigene Leistung angeht, war das Jahr für mich nochmal die Krönung. Solch eine Torausbeute habe ich bisher noch nirgends geschafft“, wird Tunjic die Zeit bei den „Rothosen“ sicherlich nicht so schnell vergessen. Und jene Aussagen zeigen, wie schwer ihm die Entscheidung gefallen sein muss. „Jetzt habe ich mehr Zeit für die Familie – das Sportliche muss dann eben drunter leiden. Jeder der mich kennt, der weiß, dass ich der letzte bin, der keinen Fußball mehr spielen will. Aber man muss vernünftig sein. Ich war in den letzten fünf, sechs Jahren immer der älteste Spieler im Kader – bei HR sogar mit 27 Jahren. Es ist total schwer, Amateurfußball, Job und Familie unter einen Hut zu bekommen. Deshalb hören viele der Jungs schon relativ früh auf.“

Am Ende hat also die Vernunft gesiegt. Auch wenn Tunjic offen gesteht: „Ehrlich gesagt: Ich habe es selbst noch gar nicht richtig begriffen, dass jetzt wirklich Schluss ist. Ich fühle mich so, als wäre die eine Saison beendet und bald geht es in die Vorbereitung auf die neue Spielzeit. Deshalb muss ich es selbst erstmal realisieren, dass dem nicht so ist.“ Zehn Jahre Herren-Fußball: Da bleiben „viele schöne Momente“ in ganz besonderer Erinnerung. „Neben der letzten Saison mit dem HSV fallen mir jetzt auf Anhieb der Pokalsieg mit Vicky – auch wenn ich da nicht so häufig gespielt habe – und der Aufstieg mit Germania Schnelsen ein.“

"Die Mannschaft hat auch so genügend Qualität für die Oberliga"

... wie auch für den USC Paloma. Zum Klassenerhalt reichte es letztlich aber nicht. Foto: KBS-Picture.de

Dass Tunjic dem HSV III nun an allen Ecken und Enden fehlen wird, steht wohl außer Frage. Gerade jetzt, wo die „Rautenträger“ am vorläufigen Ziel ihrer Träume angekommen sind, geht Ihnen nicht nur die geballte Erfahrung, sondern auch der ungemeine Torriecher und ein absoluter Sympathieträger verloren. „Natürlich ist es ein scheiß Zeitpunkt und es wird schwierig, in der kurzen Zeit einen Ersatz zu finden – zumal Jendrik (Bauer; Anm. d. Red) ja auch leider wieder verletzt ist. Aber die Mannschaft hat auch so die Qualität für die Oberliga. Und ich bin guter Dinge“, traut der Kroate seinen nun ehemaligen Schützlingen dennoch zu, eine gute Rolle zu spielen. Apropos Rolle: Die eines möglichen „Stand by“-Spielers, der in wichtigen Spielen und wenn es die Zeit zulässt helfend einspringt, kam für Tunjic überhaupt nicht in Frage. „Ich habe 15 Jahre lang Fußball gespielt – und ich weiß: Wenn man nicht zu 100 Prozent fit ist, dann quält man sich in der Oberliga nur. Damit helfe ich weder mir noch der Mannschaft. Entweder ich ziehe etwas voll durch oder eben nicht.“

Die wohl schwerwiegendste Entscheidung – zumindest unter dem rein sportlichen Aspekt – hat Mladen Tunjic nun getroffen. Ob diese unumgänglich und endgültig ist, vermag er so kurz nach Bekanntwerden nicht zu sagen. „Mal sehen, wie sich das entwickelt…“

Autor: Dennis Kormanjos