Bezirksliga West/Landesliga Hammonia

„Holger war der Motivator, ich eher der fürs Taktische“

Hansa 11-Coach Sancak spricht über Trainerkollege, Team und Titel

18. Juni 2019, 16:05 Uhr

Erkan Sancak und Holger Bichel (re.) wurden von den FussiFreunde-Lesern und -Usern zu den Trainern der Saison gewählt. Foto: Klaas Dierks

Zuletzt arbeiteten sie als Duo – doch damit ist jetzt Schluss: Holger Bichel, beim SC Hansa 11 über lange Jahre zu so etwas wie eine Institution geworden, kehrt dem Verein von der Feldstraße den Rücken und wird in der neuen Serie den SC Union 03 trainieren. Ercan Sancak, Bichels Trainerkollege, bleibt hingegen beim Meister der Bezirksliga West und nimmt das „Unternehmen Landesliga Hammonia“ in Angriff. Wir haben mit ihm über die bisherige Rollenverteilung, die Ziele für die neue Spielzeit und die Wahl der FussiFreunde-Leser und -User, Bichel und ihn zu den „Trainern der Saison“ zu küren, gesprochen.

Und wo lässt sich da besser beginnen, als am Anfang. Vor der gerade beendeten Saison heuerte Sancak neu an der Feldstraße an – nach zuvor 20 Jahren in verschiedenen Trainer-Funktionen beim HEBC. „Ich kann mich noch dran erinnern, dass viele mir gesagt haben: Geh‘ da nicht hin – da heißt es nur: Holger hier, Holger da“, blickt Erkan Sancak auf die Ratschläge zurück, die ihm gegeben wurden, ehe er zu Hansa 11 wechselte. Klar, Bichel ist an der Feldstraße das, was man gemeinhin als Urgestein ist. Oder anders gesagt: Wer auch immer in den letzten Jahren über den Club sprach, der verband in erster Linie den Namen Holger Bichel mit dem Verein. Sancak aber reizten Idee, Team und Aufgabe – und so ließ er den Rat von außen hinter sich. Nun, nach dem Ende der Spielzeit 2018/2019 kann er mit Fug und Recht behaupten, es den Kritikern gezeigt zu haben – gemeinsam mit Bichel. 

„Der große Zusammenhalt hat den Ausschlag gegeben“

Holger Bichel (Dritter v. re.) wird in der neuen Saison nicht mehr Coach bei Hansa 11 sein. Foto: Klaas Dierks

Schließlich stand am Ende der abgelaufenen Serie Platz eins für die „Elfer“ zu Buche – macht unterm Strich den Aufstieg. „Wir haben in der Hinrunde von 18 Spielen 16 Partien gewonnen und nur ein Unentschieden und eine Niederlage in der Statistik gehabt. Wir waren breit aufgestellt, hatten einige jüngere Spieler und einige ältere Jungs, die jetzt aufhören und sich entsprechend gut verabschieden wollten. Ich glaube, was letztlich den Ausschlag zu unseren Gunsten gegeben hat, war der große Zusammenhalt“, sagt Sancak und erinnert sich: „Nach unserer ersten Niederlage haben wir mit 17 Spielern bis nachts um 2 Uhr zusammengesessen – die Jungs waren traurig und schockiert. Da habe ich gesehen, wie eingeschworen diese Truppe ist.“ Er selbst hatte „schon vor der Saison gesagt, dass ich nicht gekommen bin, um dauerhaft in der Bezirksliga zu bleiben, sondern in die Landesliga will. Der Club hat keine Landesliga-Historie, also haben sie mir gesagt: Mach dir keinen Druck, ihr müsst nicht aufsteigen.“

Müssen nicht, aber eben können, wie das Team in den nachfolgenden Monaten bewies. Damit wartet jetzt die Landesliga – und auch für die hat Sancak klare Ziele. „Ich bin ein ehrgeiziger Trainer, der jedes Spiel gewinnen will. Deswegen gehe ich auch nicht unbedingt mit dem Ziel in die Saison, nur nicht abzusteigen. Ich möchte am Ende einen einstelligen Tabellenplatz erreichen“, umreißt der Coach sein Vorhaben, für das er mit dem Beginn der Vorbereitung ab dieser Woche den Grundstein legen wird. Und das mit einem – zumindest vorerst – richtig großen Kader: „Wir haben insgesamt 31 Spieler. Ich habe gesagt: Okay, wir nehmen so viele Jungs bis wir ins Trainingslager fahren. Das wird am 13. Juli sein. Dann werde ich die Mannschaft auf 25 Spieler reduzieren. Deswegen kann ich jetzt auch noch nicht wirklich sagen, wen wir alles an Neuzugängen haben werden. Das Gesicht unseres Kaders wird erst spät stehen.“

„Mit Philipp als spielendem Co-Trainer ist das die perfekte Kombination“

Erkan Sancak (li.) wird alleiniger Übungsleiter, erhält aber Unterstützung vom spielenden Co-Trainer Philipp Erdmann. Foto: Klaas Dierks

Worüber Sancak aber jede Menge erzählen kann, ist die Rollenverteilung im bisherigen Trainerteam mit Holger Bichel zusammen – und darüber, wie er seinen Mitstreiter in der Zusammenarbeit erlebt hat. „Wir haben das Ganze so aufgeteilt, dass ich eine Trainingseinheit geleitet habe und er mich dabei unterstützt hat. Die nächste Einheit hat dann Holger geleitet und ich habe ihn unterstützt. Das war immer ein Wechselspiel. Holger war in unserem Trainerduo derjenige, der für den Feinschliff und die Motivation zuständig war. Meine Bereiche waren dagegen mehr das Taktische und die Grundlagen“, berichtet Sancak und charakterisiert seinen Trainerkollegen wie folgt: „Ich habe noch keinen getroffen, der so straight ist wie Holger. Wenn er eine Ansage trifft, dann zieht er das durch – auch wenn es negativ ist. Er ist sehr direkt. Ich bin eher der Kumpeltyp. Ich hatte eine gute Zusammenarbeit mit ihm.“


In der neuen Saison wird Erkan Sancak nun der alleinige „Boss“ an der Feldstraße sein. „Mir ist tatsächlich aufgefallen, dass ich in der zeit beim HEBC zuletzt und danach eben hier bei Hansa 11 nie allein verantwortlicher Trainer war. Deswegen war es für mich wichtig, das jetzt allein zu machen“, sagt Sancak, der aber natürlich dennoch auf eine gewisse Unterstützung bauen kann, wie er uns verrät: „Philipp Erdmann, den ich noch vom HEBC kenne und der in der vergangenen Saison schon bei Hansa 11 war, wird mein spielender Co-Trainer. An der Linie wollte ich gerne allein sein, aber mit so einem erfahrenen Spieler wie ihm auf dem Platz ist das eine perfekte Kombination. Er sieht gewisse Dinge auf dem Feld anders und kann mir dann dieses Feedback geben.“

Jan Knötzsch