Helmel: „Schaffen es nur, wenn alle an einem Strang ziehen!“

Scheidender Schnelsen-Coach äußert sich zu seiner Zeit bei Germania

15. März 2016, 11:34 Uhr

Würde sich mehr Rückendeckung und Unterstützung vom Vorstand wünschen: Eugen Helmel steht mit Germania Schnelsen vor einer großen Herkulesaufgabe. Foto: noveski.com

Mit dem FK Nikola Tesla war Eugen Helmel nicht nur jahrelang als Spieler, sondern auch als Trainer erfolgreich: Nach dem Bezirksliga-Aufstieg (2012/2013) und einem starken vierten Platz im ersten Jahr als Teil der siebthöchsten deutschen Spielklasse stieg die Erwartungshaltung. Im September 2014 gingen Nikola Tesla und Spielertrainer Helmel einvernehmlich getrennte Wege. Doch lange sollte es nicht dauern, ehe der ehemalige Zweitliga-Profi in Russland auf die Fußballbühne zurückkehrte. Helmel heuerte im Januar 2015 beim stark kriselnden Oberligisten TuS Germania Schnelsen an. Den Abstieg in die Landesliga konnte aber auch er nicht mehr verhindern. Im Sommer endet das Intermezzo des 30-Jährigen am Riekbornweg!

Helmels verlängerter Arm auf dem Platz, Kapitän Ilias Antoniou, verließ den TuS im Winter. Foto: noveski.com

„Für mich war es natürlich sehr reizvoll, da Germania Schnelsen meine erste Trainerstation in der Oberliga war“, erklärt Helmel die Gründe für seine damalige Zusage beim TuS. „Zudem hat es mich gereizt, mit Sven Tepsic als Duo zusammenarbeiten zu können. Wir haben viel Potenzial in der Mannschaft gesehen – was sich im Nachhinein leider nicht bewahrheitet hat.“ Die Gründe dafür: „Viele haben nur an sich gedacht, nicht den Teamgedanken gelebt. Stephan Rahn hat uns schon damals gesagt, dass zu wenig Qualität in der Mannschaft steckt. Das wollten wir zu jenem Zeitpunkt natürlich nicht öffentlich äußern. Stattdessen haben wir als Trainerteam versucht, die Jungs zu bestärken.“ Doch die Situation war aussichtslos. Noch bevor Helmel überhaupt in Schnelsen übernahm, waren zahlreiche Akteure schon wieder weg. Bereits vor der abgelaufenen Spielzeit waren solch Kaliber wie Jürgen Tunjic, Maurizio d’Urso, Prince Boateng Styhn oder Dennis Theissen dabei. Es folgten Namen wie Jaques Rodrigues de Oliveira oder Jeton Arifi, um nur einige wenige zu nennen. „Es war nicht leicht, eine – bis auf drei Ausnahmen – nahezu komplett neue Mannschaft zusammenzustellen. Sven und ich mussten da natürlich unsere Kontakte spielen lassen. Uns war völlig klar, dass die Landesliga-Saison nicht einfach werden würde – aber zu Beginn lief es ja nicht so schlecht. Leider wurden im Winter absolute Leistungsträger wie Faik Algan, Ilias Antoniou, Oliver Leinroth und Öner Ocak, die in der Hinrunde fast an allen Toren beteiligt waren, von gewissen Leuten vergrault…“

Zu viele Störfeuer – „Gewisse Dinge können nicht sein“

Der mit Abstand beste Torschütze Faik Algan dampfte im Winter ebenfalls ab und geht nun für TuS-Konkurrent Nikola Tesla auf Torejagd. Foto: noveski.com

Erneut war Helmel gefordert, musste auf die Abgänge der vier Routiniers reagieren. „Es ist natürlich nicht leicht, wenn du auf einmal nur noch junge und zum Teil noch unerfahrene Spieler um dich herum hast. Dann kommen Leute im Umfeld, die alles besser wissen und ein Störfeuer nach dem anderen hinein tragen…“ Ausreichend Gründe, die dazu führten, dass Helmel nicht über das Saisonende hinaus beim Hammonia-Ligisten bleibt. „Wenn wir verloren haben, kam keiner in die Kabine. Dann wurde immer nur auf Spieler und Trainer eingeschlagen. Haben wir aber gewonnen, dann war alles gut. Ich laufe nicht weg vor der Verantwortung, werde die Jungs nicht einfach so im Stich lassen. Aber gewisse Dinge können einfach nicht sein!“

Besonders groß sind die Störfeuer aus dem eigenen Umfeld: Manager Dieter Lehmann äußerte bereits diverse Male, dass der Trainer falsch aufgestellt habe und sprach sogar davon, dass das „nächste Spiel gegen Sasel zu einem Schicksalsspiel“ für den Coach werden wird. Statt an einem Strang zu ziehen und Trainer sowie Mannschaft zu unterstützen, werden eher noch kontraproduktive Äußerungen getätigt. „Natürlich zweifelt man an sich bei solchen Geschichten. Wenn man mal sieht, wo dieser Verein vor gar nicht allzu langer Zeit mal war und wo er jetzt steht, dann ist das schon traurig. Es ist schade, wenn andere Kollegen uns mehr zutrauen, als der eigene Vorstand. Außerdem denke ich, dass sich ein Manager darum zu kümmern hat, die Finazen zu klären und Sponsoren an Land zu ziehen, anstatt die Aufstellungen des Trainers zu kritisieren. Insbesondere dann, wenn man von der Thematik wenig Ahnung hat...“ Dass es in der augenblicklichen Verfassung und mit dem aktuell vorhandenen Spielermaterial um nichts anderes als den Klassenerhalt gehen kann, scheint (fast) allen klar zu sein. „Wir haben vor dem Osdorf-Spiel aus den letzten drei Partien fünf Punkte geholt, was angesichts der Konstellation sicher nicht schlecht ist. Natürlich kann man gegen Osdorf verlieren, aber nicht 0:8! Wenn ich im Anschluss daran aber einige Aussagen höre, dann hilft uns das in der jetzigen Situation mit Sicherheit nicht weiter. Wir müssen die Mannschaften, die sich mit uns auf Augenhöhe befinden, schlagen. Es bringt doch nichts, nach solchen Niederlagen noch auf die Spieler einzuschlagen. Stattdessen muss man ihnen Mut zusprechen und sie aufrichten.“

„Könnte mir auch vorstellen, wieder zu kicken“

Im Winter hospitierte Helmel beim russischen Topklub Rubin Kazan und sammelte dort viele neue Eindrücke. „Die Zeit war sehr lehrreich! Ich habe dort gute Freunde im Vorstand, die es mir ermöglicht haben, dort mal reinzuschnuppern. Mir wurde auch gesagt, dass ich jetzt an all meinen Trainerlizenzen arbeiten soll und dann die Chance besteht, dass ich – in welcher Funktion auch immer – dort landen könnte. Das ist für mich natürlich Anreiz genug!“ Doch zunächst einmal möchte er seine Mission bei Germania erfolgreich zu Ende bringen – wenn man ihn denn lässt. „Ich bin sicher nicht die Person, die ein sinkendes Schiff als Erster verlässt! Der Klassenerhalt ist definitiv möglich, aber nur dann, wenn alle handelnden Personen im Verein an einem Strang ziehen und nicht gegeneinander arbeiten. Es macht für mich keinen Sinn, wenn ich dauerhaft nur Gegenwind spüre oder mir Steine in den Weg gelegt werden.“ Dass seit etlichen Monaten nun schon diverse Trainernamen durch die Gazetten schweben und einige Kandidaten dies sogar in die Öffentlichkeit tragen, behagt Helmel nicht, wie er sagt. Er legt seine volle Konzentration auf das Team und die Mission „Klassenverbleib“. Was dann kommt, ist noch offen. „Wenn ich einen neuen Verein übernehme, dass muss dieser dazu bereit sein, sich weiterzuentwickeln sowie voll zu und hinter seinem Trainer stehen. Es müssen ein klares Konzept, Ziele, eine Struktur und Visionen vorhanden sein. Ich will nicht wieder einzelne Scherben aufsammeln…“ Allerdings hält sich Helmel auch andere Optionen offen. „Ich könnte mir auch vorstellen, noch zwei Jahre selbst zu kicken. Ich höre mir alles an. Momentan ist alles möglich. Auch, dass ich mich mehr meiner Familie widme, die ich schon zu Tesla-Zeiten vernachlässigt habe.“