Oberliga

„Es pusht uns, dieser Newcomer und Underdog zu sein“

Tornesch-Kapitän Zimmermann über den "Höhenflug"

24. September 2019, 13:51 Uhr

Jan-Philipp Zimmermann (li.) will mit dem FC Union Tornesch über die Gemeinschaft und die Underdog-Rolle den Klassenerhalt schaffen. Foto: KBS-Picture.de

„Ich habe vorher überall gehört und gelesen, dass wir der erste Abstiegskandidat sind“, hatten Jan-Philipp Zimmermann und sein FC Union Tornesch nach dem über einige Umwege erreichten „Last-Minute-Aufstieg“ ins Hamburger Oberhaus von vornherein die krasse „Underdog“-Rolle inne. Doch „dafür machen wir das bislang gut“, so Zimmermann, der damit sogar noch ein wenig untertreibt. In neun Spielen mussten sich die Unioner lediglich dreimal geschlagen geben – darunter waren zwei Niederlagen gegen die Top-Teams Dassendorf (0:3), als man eine Stunde lang die Null hielt, und Sasel (0:5). Im heimischen Torneum sind die Mannen von Chefcoach Thorben Reibe sogar noch unbesiegt (1-4-0).

Obwohl man im Vorfeld nicht unbedingt mit etwas Zählbarem rechnen konnte und der TSV Sasel dem FC Union Tornesch vor gut zwei Wochen über weite Strecken die Grenzen aufzeigte, betonte Jan-Philipp Zimmermann anschließend: „Ich kann es nicht ab, zu verlieren!“ Genau diese Eigenschaft hat man sich im Torneum zu Eigen gemacht. „So eine Niederlage tut weh, aber am nächsten Tag ist das schon wieder vergessen und abgehakt. Dann geht’s weiter und die Konzentration liegt auf dem nächsten Spiel.“ Mit zehn Punkten weilt Union derzeit auf dem elften Tabellenplatz und steht damit vor Teams wie Curslack, Meiendorf, Buchholz oder auch Osdorf.

"Spielen vielleicht keinen Tiki-Taka-Fußball, aber kämpfen um jeden Punkt"

Fünf Jahre lang war Zimmermann beim VfL Pinneberg aktiv. Foto: KBS-Picture.de

Ein Grund für die bisherige Ausbeute: Die Erfahrung. „Ich glaube, die ist sehr wichtig“, meint auch Zimmermann, der selbst jahrelang beim VfL Pinneberg in der Beletage aktiv war, ehe er mit einigen Teamkollegen zum FC Union wechselte und sein langjähriger Mitspieler und spätere Trainer Thorben Reibe im Jahr darauf folgte. „Wir ziehen relativ viel aus der Erfahrung, da wir einige Jungs haben, die bereits Oberliga gezockt haben“, erklärt der Kapitän – und fügte an: „Die Jungs wissen, was es heißt, Oberliga zu spielen – und sie können die jungen Leute anleiten und ihnen Tipps geben.“ Ein weiterer Aspekt für den geglückten Saisonstart: „Wir haben eine geile Truppe. Die Gemeinschaft ist das, was uns auszeichnet. Das haben auch schon andere Mannschaften mitbekommen – und so sind wir auch ein ekliger Gegner für jeden. Wir spielen vielleicht nicht den Tiki-Taka-Fußball wie die oberen Fünf in der Liga, aber wir spielen mit und kämpfen.“

"Wir haben keine Angst"

Im Sommer 2017 heuerte Zimmermann (re.) im Torneum an. Foto: KBS-Picture.de

Die Entscheidung des Teams, das damalige Aufstiegsspiel gegen Lohbrügge (2:1) wahr- und den möglichen Aufstieg in die Oberliga anzunehmen, hat sich ausgezahlt. „Wir saßen damals auf Mallorca, haben uns Gedanken gemacht und überlegt, ob wir Oberliga spielen wollen oder nicht. Wenn da 15 oder meinetwegen auch 20 Jungs aufeinander hocken und sagen, dass wir das jetzt durchziehen, dann ist das eine Entscheidung, für die auch jeder einsteht“, so der Innenverteidiger. „Es pusht uns, dieser Newcomer zu sein, der da reinkommt und auch nicht diese Möglichkeiten hat, wie andere Vereine in dieser Liga. Das ist jedem bewusst.“ Aber man macht das Beste draus. „Ich glaube, dass diese Liga fünf starke Mannschaften hat – und dann ist da sehr viel auf Augenhöhe. Das hat man in den bisherigen Spielen ja gesehen, dass jeder seine Punkte holen kann.“ Dazu gehört auch der Liga-Neuling aus Tornesch. „Wir haben keine Angst, sondern können gegen jede Mannschaft, wenn wir unsere Leistung abrufen, Punkte holen – und das wird auch so kommen“, ist Zimmermann überzeugt.

Erster Abstiegskandidat? "Ein zusätzlicher Push für die Truppe"

Dass man seine Unioner als „ersten Abstiegskandidaten betitelt“ habe, finde er hingegen „nicht schlimm“, wie er sagt. „Man darf ja auch nicht vergessen, dass wir als fünftes Team aufgestiegen sind. Und es war auch nicht so, dass der HSV III am Ende nur drei Punkte vor uns war, sondern es waren schon ein paar Zähler mehr Vorsprung. Aber es ist natürlich ein zusätzlicher Push für die Truppe.“ Vielleicht sogar die entscheidende Zusatzportion an Motivation, die den „Underdog“ schlussendlich zum Klassenerhalt führt…

Autor: Dennis Kormanjos