E(h)RENsache Eidelstedt: „Habe hier ein Projekt mit aufgebaut“

Mehmet Eren über „sein Baby“ – Coach Meyer über seinen „Leader“

09. Februar 2017, 16:12 Uhr

E(h)RENsache Eidelstedt, v. li: Hüseyin, Mehmet und Youngster Volkan Eren wollen beim SV Eidelstedt weiter für Furore sorgen. Foto: noveski.com

Es ist keineswegs so, dass es Mehmet Eren an Angeboten mangeln würde. Doch der Offensiv-Allrounder ist seit nunmehr zwei Jahren beim SV Eidelstedt zu Hause – und das nicht nur im übertragenen Sinne. Der ehemalige Jugendspieler des FC St. Pauli wohnt direkt am Platz des Hammonia-Ligisten und hat über die Jahre viele seiner Kontakte spielen lassen, um den einen oder anderen Neuzugang an den Redingskamp zu locken. Mehr noch: Mit Hüseyin und Volkan spielen zwei weitere Erens beim SVE. „Es stimmt schon, dass es nicht viele Mannschaften gibt, wo zwei oder sogar drei Brüder zusammenspielen. Das ist schon etwas Außergewöhnliches“, erzählt uns der älteste des „Dreier-Triumvirats, Mehmet Eren.

Als Torschütze schon zwölfmal in dieser Saison bejubelt worden: Mehmet Eren (li.). Foto: noveski.com

„Er ist die Spielerpersönlichkeit in unserer Mannschaft. Wenn er einen guten Tag hat, dann drückt er der Truppe und dem Spiel seinen Stempel auf!“, schwärmt Jogi Meyer von seinem torgefährlichsten Akteur. In seinen bisherigen 14 Saison-Einsätzen hat „Memo“ Eren bereits zwölfmal getroffen und ist damit nicht nur mit Abstand bester Schütze des Teams, sondern auch maßgeblich daran beteiligt, dass Eidelstedt auf einem guten siebten Tabellenrang überwintert. Doch Meyer weiß auch: „Ein Spieler von dieser Sorte reicht nicht, wenn du erfolgreich sein willst.“ Das dachte sich offenbar auch Mehmet Eren und holte seine beiden Brüder Hüseyin und Volkan dazu. „Wir haben eine sehr familiäre Atmosphäre in der Mannschaft, es passt einfach“, sagt der 27-jährige Eren, der „seinem“ SV Eidelstedt trotz höherklassiger Angebote bislang die Treue gehalten hat. „Es gab schon ein paar Anfragen – auch aus der Oberliga. Generell ist es so, dass ich mir bis März immer alles anhöre. Ende März treffe ich dann eine Entscheidung, wie es weitergeht. Damit bin ich bisher ganz gut gefahren.“

„Würde mir schwerfallen, meine Familie loszulassen“

Dass der Verein seinen „Leader“ unbedingt behalten will, daraus macht auch Meyer keinen Hehl: „Das sind Spieler, die man frühzeitig binden muss. Natürlich würden wir uns tierisch darüber freuen, wenn er bei uns bleibt!“ Und die Chancen stehen wohl nicht allzu schlecht, wie Eren selbst verrät. „Viel höher als Oberliga will ich gar nicht mehr spielen, da ich mich gerade selbstständig gemacht und nun mein eigenes Unternehmen habe. Zudem habe ich hier über die Jahre auch etwas mit aufgebaut, ich wohne direkt am Platz und es passt eigentlich alles.“ Auch wenn Mehmet Eren einige Akteure vom SVE begeistern und überzeugen konnte, sieht er sich „noch lange nicht als Manager“, wie er sagt. „Aber ich denke schon, dass ich fünf bis sechs Spieler davon überzeugt, hierher zu kommen. Auf jeden Fall habe ich ein Projekt mit aufgebaut. Deshalb würde es mir natürlich schwerfallen, meine ‚Familie‘ loszulassen. Aber im Fußball kann eben so viel passieren.“

„Bis auf die sechs Wochen Türkei-Urlaub kann ich nur Positives berichten“

Hüseyin Eren (li.) im Kampf um den Ball mit SCALAs Yavuz Kement. Foto: noveski.com

Neben Mehmet und Hüseyin, der auch schon für Oststeinbek, Germania Schnelsen und Osdorf kickte, sorgt aktuell der dritte Eren für Aufsehen am Redingskamp: Der 19-jährige Volkan erhielt nach der derben 2:9-Testspielschlappe beim Oberligisten TuS Osdorf ein Sonderlob vom Trainer: „Er war der einzige Spieler, der sich von mir keine negativen Worte anhören musste. Im Gegenteil. Es freut mich sehr, dass der Junge gerade eine super Entwicklung durchmacht! Er war der einzige, der sich gegen das Debakel gestemmt hat.“ Auch ansonsten kann „Routinier“ Meyer nur lobende Worte über seine drei Erens verlieren, wie er mit einem kleinen Augenzwinkern erklärt. „Bis auf die sechs oder sieben Wochen Türkei-Urlaub kann ich nur Positives über die Drei berichten. Sie sind auch nahezu immer beim Training.“ Zudem hebt der Übungsleiter die Bedeutung seines Top-Torjägers im Drumherum hervor: „Er hilft der Mannschaft nebenbei auch sehr viel, muss manchmal vielleicht etwas aufpassen, dass er nicht zu viel macht. Denn das kann dann auch kontraproduktiv sein.“

„Wir wollen uns Schritt für Schritt weiterentwickeln“

Trainer Jogi Meyer hebt die "positive Entwicklung" von Volkan Eren (li.) hervor. Foto: noveski.com

Als Tabellensiebter und angesichts von elf Punkten Vorsprung auf die Abstiegsränge kann sich der SV Eidelstedt wohl auf einen ruhigen Saisonendspurt einstellen – auch wenn Meyer, der seinen Vertrag gerade erst um ein Jahr verlängert hat, davon überhaupt nichts wissen will: „Wir hatten eine Hinrunde mit viel Licht und Schatten. Die Winterpause kam für uns eigentlich zur ungelegenen Zeit, da wir gerade ganz gut drauf waren. Ich hoffe nicht, dass der eine oder andere Spieler nun denkt, dass wir schon durch sind. Denn das ist nicht der Fall! Auf uns warten nun vier richtige Kaliber, gegen die wir in der Hinrunde insgesamt nur einen Punkt geholt haben. Da wird sich zeigen, wo die Reise hingeht. Deshalb setzen wir in der Vorbereitung voll auf die Fitness und wollen dann natürlich daran anknüpfen, wo wir aufgehört haben.“ Sein „Leader“ auf dem Platz meint: „Wir wollen uns Schritt für Schritt weiterentwickeln. Im letzten Jahr haben wir auf den letzten Drücker den Abstieg vermieden. Dieses Jahr stehen wir eigentlich ganz gut da – mal gucken, was noch geht. In der nächsten Saison wollen wir uns in der Offensive verstärken und einen einstelligen Tabellenplatz belegen.“

„Stillstand ist Rückstand!“

Jogi Meyer möchste sein Trio am Redingskamp halten. Foto: noveski.com

Ob beim SV Eidelstedt in näherer Zukunft vielleicht sogar mehr möglich ist und ein eventueller Kampf um den Aufstieg in Angriff genommen werden kann, vermag weder Meyer noch Eren zu beurteilen. „Was in zwei, drei Jahren ist, kann man heute noch nicht sagen. Ob es dann vielleicht möglich ist, oben anzugreifen, ist jetzt schwer vorherzusehen“, so der Ex-Oststeinbeker und Condoraner, der 129 Partien in Hamburgs höchster Spielklasse absolvierte. Während sein Coach schmunzelnd hinzufügt: „Wir sind nun mal finanziell nicht auf Rosen gebettet. Ein Bert Ehm bekommt beispielsweise einen Wunschzettel von zwölf Spielern und holt davon 15.“ Stattdessen hätte Meyer „nichts dagegen, wenn wir uns erstmal um Platz fünf herum etablieren“, wie er sagt. Denn: „Stillstand ist Rückstand!“ Vielmehr möchte der 58-Jährige, der in Eidelstedt in seine sechste Saison geht, „die A-Jugendlichen und Zweit-Herren-Spieler näher an den Liga-Kader heranführen. Was die dann daraus machen, hängt von den Jungs selbst ab.“ Auch die neuen Kunstrasenplätze sollen ein zusätzlicher Anreiz sein, um den SV Eidelstedt noch attraktiver zu machen – auch für die drei Eren-Brüder…

Autor: Dennis Kormanjos