„Die Jungs wissen alle, wie man gewinnt und Erfolg hat“

Cordis „Abwehr-Gigant“ Finn Peters im Gespräch

15. September 2016, 14:26 Uhr

Cordis "Abwehrrecke" Finn Peters möchte mit seinen Jungs weiter das Maximum abrufen: "Dann wird's schwer, uns zu schlagen!" Foto: noveski.com

Mit ihren Treffern stehen Spieler wie Maurizio d’Urso, Bazier Sharifi oder auch Benjamin Bambur nicht nur ganz oben in der Torjägerliste der Oberliga, sondern oftmals auch im Mittelpunkt, wenn es um den nach wie vor verlustpunktfreien Spitzenreiter Concordia Hamburg geht. Die Offensive ist ohne Frage das ganz große Prunkstück der „Bekkampler“, was sagenhafte 33 Buden in sieben Saisonspielen – im Schnitt 4,7 Tore pro Partie – eindrucksvoll untermauern. Aber ist es wirklich nur die vorderste Front, die den Primus derzeit so stark und schier unbezwingbar macht? Mitnichten!

Maurizio d'Urso führt mit acht Treffern die Torschützenliste der Oberliga an. Foto: noveski.com

Zusammen mit Altona 93 und dem SC Condor stellt Cordi auch die beste Defensive der Liga – und das trotz des ungemeinen Vorwärtsdrangs, den „Aki“ Cholevas seinen Schützlingen einimpft. Mit seinen gerade einmal 21 Jahren hat sich Yannick Siemsen bereits zu einer absolut festen Größe gemausert. Nicht umsonst warben auch diverse Regionalligisten im Sommer um die Dienste des Innenverteidigers. Siemsen blieb „seinen“ Concorden jedoch treu und hat seit dieser Saison einen neuen Partner an seiner Seite: Finn Peters. Mit einer Körpergröße von lediglich 1,80 Meter hat Peters nicht gerade das Gardemaß eines klassischen Abräumers im Defensiv-Zentrum. Doch dies macht er mit einer ungeheuren Umsichtigkeit, Antizipation und Zweikampstärke wett. In der Vorsaison war er beim „Überraschungsteam“ FC Süderelbe der Fels in der Brandung – nun ist er mit seinen 23 Lenzen schon eine Führungsfigur beim Oberliga-„Leader“ und spielt bis dato einen überragenden Part. „Ich kenne Aki schon etwas länger und wusste, dass er ein Verrückter ist, der gerne nach vorne spielt und noch viel lieber gewinnt. Da ist es als Verteidiger natürlich umso wichtiger, dass du hinten den Laden so gut es geht dicht hältst – wenn möglich sogar zu Null spielst“, erklärt uns Peters, der bereits in der Jugend von Eintracht Norderstedt unter Cholevas kickte. Deshalb sagt er auch: „Ich wusste, worauf ich mich einlasse und habe diesen Schritt ganz bewusst gewählt.“

„Die Jungs wissen alle, wie man gewinnt und Erfolg hat“

Trainer Aki Cholevas treibt seine Mannen lautstark und akribisch nach vorne. Foto: noveski.com

Mit der ungemein aufbrausenden und temperamentvollen Art seines Trainers hat der „Abwehrrecke“ keinerlei Probleme, wie er verrät: „Aki ist sehr akribisch, auch in der Trainingsarbeit. Man muss sich darauf halt voll einlassen. Aber wenn man wirklich mitzieht und das umsetzt, was er einfordert, sowie seine eigenen Qualitäten mit einbringt, dann ist es auch nicht schwer, sich darauf einzulassen. Dann bringt es Spaß.“ Allerdings betont er auch mit einem Schmunzeln: „Natürlich hört man ihn an der Seitenlinie reinschreien, er ist ja nicht gerade der leiseste...“ Seitdem Cholevas das Ruder beim Traditionsclub im Januar 2014 von Andreas Führer übernahm, ging es steil bergauf: erst folgte die herbeigesehnte Rückkehr in Hamburgs Fußball-Beletage – im zweiten Jahr zählt man bereits zu den heißesten Titelanwärtern und verfolgt ernsthafte Regionalliga-Absichten. Trotz des überragenden Saisonstarts sieht Peters aber noch Luft nach oben, wie er ausgerechnet im Anschluss an die 6:0-Gala gegen den damaligen Tabellenzweiten Curslack-Neuengamme kundtat: „Nach den Siegen, die wir bisher eingefahren haben, war Niemand hinterher komplett zufrieden mit dem Spiel. Klar gab es immer gute Dinge – aber heute war es das erste Mal, dass wir wirklich über 90 Minuten relativ konstant gespielt haben. Wir haben keine Chance zugelassen, diszipliniert verschoben und sehr schönen Fußball gespielt. Das müssen wir so beibehalten.“

Allerdings konstatiert Peters auch: „Die Mannschaften, die wir anfangs hatten, stehen zum großen Teil unten. Da musstest du gewinnen. Aber wir gucken mal, was noch kommt. Natürlich kann man mit der Mannschaft oben mitspielen – aber die Saison ist noch ewig lang. Wir müssen konstant weiterspielen.“ Bereits in der vergangenen Spielzeit mischte er mit dem FCS das Oberhaus auf – nun scheint ihm dasselbe mit Cordi zu gelingen. „Bei Süderelbe war ich ja schon in einer brutal starken Mannschaft – was das Fußballerische betrifft. Hier ist das Ganze auf einer selben Ebene, aber wir spielen einen anderen Ball, nicht ganz so kurzpassspiellastig. Der Unterschied ist: die Jungs hier wissen, wie man gewinnt. Es sind alles Leute, die Erfolg haben wollen! Und das merkt man auch im Training. Da sitzen Spieler auf der Bank, die eine unglaubliche Qualität haben. Der Trainer hat die Qual der Wahl, denn wir haben mindestens 16 Spieler, von denen immer vier, fünf Positionen vakant sind. Das zeigt sich auch im Training, wo wirklich um die Positionen gekämpft wird.“

„Wenn wir alles abrufen, dann wird uns Niemand schlagen!“

Peters' kongenialer Abwehrpartner Yannick Siemsen (r.). Foto: Noveski.com

Im Sturm treffen Bambur, Sharifi oder d’Urso nach Belieben. Im Mittelfeldzentrum ziehen Stegmann, Ganitis und Mucunski die Strippen – hinten räumen Peters, Siemsen oder aber Keeper Alberti alles ab, was sich ihnen in den Weg stellt. Wenn Peters über seinen Abwehrpartner spricht, gerät er regelrecht ins Schwärmen: „Yannick ist ein brutal guter Fußballer! Seine Diagonalbälle, die Übersicht und gleichzeitig auch seine Torgefahr: das ist schon richtig stark.“ Einziges Manko: „Manchmal ist er noch ein bisschen trantütig“, scherzt Peters. Auch die Rollen sind klar verteilt: „Yannick kann Fußball spielen und ich räume ab. Besser gesagt: ich organisiere eher und er macht einfach.“ Hinzu kommen die stark besetzten Außenbahnen, wo beispielsweise Georgios Cholevas als rechter Verteidiger vorne wie hinten für Betrieb sorgt – oder auch Kevin Zschimmer, Abdel Abou Khalil, und wie sie alle heißen. Und dann wären da noch Leute wie Lennart Müller, der aus der Regionalliga von Hannover 96 II kam und nach einem Kreuzbandriss immer besser in Fahrt kommt, Enrik Nrecaj, der letzte Saison für HR 19 Mal traf, oder aber Joao Nunes Correia Junior, den es von Regionalliga-Aufsteiger SV Eichede an den Bekkamp zog, aufgrund eines Achillessehnenrisses aber noch ausfällt. Keine Frage: es wird schwer, die Wandsbeker ins Wanken zu bringen – glaubt selbst Peters: „Ich gehe davon aus, wenn wir alles abrufen, dann wird uns Niemand schlagen! Aber das heißt halt noch lange nicht, dass wir jedes Mal so spielen wie zuletzt. Lass mal zwei, drei wichtige Leute ausfallen, dann kann das ein Gefüge schnell aus dem Gleichgewicht bringen. Wir müssen variabel bleiben, damit sich die Gegner schwer auf uns einstellen können. Wichtig ist, dass du gegen die sogenannten Kleinen gewinnst und deine Punkte einfährst.“ Dann könnte der Traum von der Regionalliga schnell zur Wirklichkeit werden…