„Der Wechsel zu Teutonia ist kein Schritt, den ich bereuen werde“
Noor Al-Tamemy spricht über seine Karriere, Ziele und einen besonderen Bekannten
Im ODDSET-Pokalspiel gegen Inter 2000 wurde Noor Al-Tamemy (li.) mit einem Doppelpack zu Teutonias Matchwinner. Foto: Heiden
Ansätze, ein Gespräch mit Noor Al-Tamemy zu Beginnen, gibt es viele. Schließlich macht der junge Mann, der in diesem Sommer vom SV Eichede zu „T05“ an die Kreuzkirche wechselte, einen aufgeschlossenen, offenen und freundlichen Eindruck. Beginnen wir also ganz vorne. In der Jugend. „Eigentlich war es immer mein Ziel, irgendwann mal beim HSV zu landen“, erzählt der Neu-Teutone. Liegt irgendwie ja auch nahe, wenn man in der Jugend des SV Eichede spielt und der eine Kooperation mit dem „großen“ Hamburger Verein hat. „Ich hab' erst relativ spät angefangen. Das war in der D-Jugend. Vorher habe ich nie in einem Verein gezockt“, verrät der 21-Jährige. „Natürlich hab' ich gedacht, dass der HSV da schneller auf mich aufmerksam wird als anderswo. Aber es kam erst im letzten Jugendjahr in Eichede ein Angebot.“
„Gegen BU haben wir uns mit unseren eigenen Mitteln besiegt“
Statt zum HSV zog es Al-Tamemy damals aber zum VfB Lübeck. Den Club von der Lohmühle verließ er dann 2015 in Richtung Herrenbereich und Richtung Lüneburg, Dort heuerte Al-Tamemy beim LSK an und trug eine Saison lang das Trikots des Vereins, ehe er schließlich bei Arminia Bielefeld II unterkam. Wiederum nur eine Spielzeit später kehrte er zum SV Eichede zurück. Und im Sommer nun zog es Al-Tamemy zu Teutonia 05. „Am Anfang wollte ich nach dem einen Jahr in Eichede unbedingt in die Regionalliga. Das war mein großes Ziel. Mein Berater Jan Dreyer (selbst Spieler beim TuS Hamburg, Anm. d. Red.) hat dann Kontakte nach Hamburg geknüpft. Die Oberliga in Hamburg ist besser als die Schleswig-Holstein-Liga“, erklärt Al-Tamemy, der allerdings vor seinem Wechsel an die „Kreuze“ auch Gespräche mit Regionalligist SV Drochtersen-Assel führte.
„Teutonia hat mich von Anfang an mehr überzeugt als Dorchtersen-Assel. Sören Titze (Teutonias Trainer, Anm. d. Red.) hat mich mehrfach angerufen. Er wollte mich unbedingt“, berichtet der rechte Verteidiger, der aber auch auf der rechten Bahn im Mittelfeld eingesetzt werden kann, über die Wertschätzung, die er schon vor Beginn der laufenden Serie von seinem jetzigen Verein erfuhr. „Wir haben hier eine gute Mischung aus jungen und alten Spielern. Teutonia ist ein interessantes Projekt. Wir haben richtig viel Potenzial und wollen alles dafür tun, wieder oben mitzuspielen. Es gibt viele Gegner, die wir schlagen können. Gegen BU haben wir uns mit unseren eigenen Mitteln besiegt“, sagt Al-Tamemy mit Blick auf die bislang einzige Niederlage des Titze-Teams in dieser Saison und ist sich schon jetzt sicher: „Der Wechsel zu Teutonia ist kein Schritt, den ich bereuen werde.“
„Ich habe das Ziel, Profi zu werden, weiter im Kopf“
Dabei wäre es beinahe gar nicht so weit gekommen, dass Al-Tamemy seine Schuhe nun für „T05“ schnürt – auch wenn die Ottenser ihrerseits Drochtersen/Assel ausstachen. Denn noch ehe sich diese beiden Optionen für ihn auftaten, hatte der 21-Jährige andere Vereine, die auf seiner Agenda standen: Werder Bremen II und der SV Babelsberg 03. „Ich habe im März bei Bremen II mittrainiert. Da waren die noch in der Dritten Liga. Ich habe gutes Feedback bekommen, die Bremer wollten sich melden. Dann haben sie Frank Ronstadt vom HSV II und Joshua Bitter von Schalke II geholt. Bis jetzt geb es weder eine Zu- noch eine Absage aus Bremen“, erzählt Al-Tamemy, „in Babelsberg habe ich ab dem 18. Juli zwei Wochen in der Vorbereitung mitgemacht. Es sah alles gut aus und hat von meiner Seite aus gepasst. Dann gab es Gespräche, in denen wir uns nicht einig geworden sind.“
Nach seinem Gastspiel bei der Reserve von Arminia Bielefeld („Mein Berater hatte den Kontakt hergestellt. Ich war vorher beim FC Schönberg 95 in der Regonalliga Nordost im Gespräch und bin dann zwei, drei Tage zum Vorspielen nach Bielefeld. Der Trainer wollte mich unbedingt. Ich hatte richtig Lust auf die Aufgabe“) ist der Zug in Richtung höherklassiger Fußball damit erst einmal abgefahren – oder doch nicht? So ganz abgehakt hat Al-Tamemy dieses Thema nicht, wie er zugibt. „Ich hab das Ziel, Profi zu werden, weiter im Kopf. Ich möchte mich für die harte Arbeit belohnen. Aber ich muss zweigleisig fahren und fange jetzt ein Fernstudium an“, sagt der gebürtige Bad Oldesloer, der auch abseits des Platzes noch eine interessante Geschichte zu bieten hat.
„Wenn er in Hamburg ist, kann es passieren, dass Farid mal an der Kreuzkirche steht“
Denn wer den Instagram-Account Al-Tamemys genau im Blick hat, der sieht dort das eine oder andere Foto, dass den Kicker gemeinsam mit dem bekannten und erfolgreichen deutschen Rap-Musiker Farid Bang zeigt, der hier und da auch die „Posts“ seines „Kumpels“ kommentiert. „Ich kenne ihn über einen gemeinsamen Freund, der MMA-Kämpfer (engl.: Mixed Martial Arts, deutsch: gemischte Kampfkünste, Anm. d. Red.) ist. Vor zwei Jahren war ich auf Farids Geburtstag, dann haben wir uns auch in Bielefeld mal gesehen“, sagt Al-Tamemy und berichtet: „Farid hat alles im Blick. Wenn wir uns Nachrichten schreiben, dann fragt er auch, wie es beim Fußball für mich läuft. Er versucht. mich zu unterstützen. Als ich mit Eichede im DFB-Pokal gegen den 1. FC Kaiserslautern gespielt habe, war er da und hat sich das Spiel angeschaut.“ Also ist es nicht unmöglich, dass einer der bekanntesten Rapper Deutschlands irgendwann mal sonntags um 10.45 Uhr als Zuschauer an der „Kreuze“ bei einem Teutonia-Spiel steht? „Wenn er in Hamburg ist, kann das durchaus passieren“, lacht Al-Tamemy.
Jan Knötzsch