DFB-Pokal

„Das war der größte Tag in unserem Fußballer-Leben und in der Vereinsgeschichte!“

Auch Dynamo-Coach Fiel singt ein Loblied auf Dassendorf

11. August 2019, 02:06 Uhr

Es war die Riesenchance, die Dassendorf auf die Siegerstraße hätte bringen können: Sven Möller (li.) scheiterte an Kevin Broll, der bereits auf dem Weg in die andere Ecke war. Foto: Bode

Am Freitag um 14:25 Uhr machte sich der Tross der TuS Dassendorf – mit einem Mannschafts- und einem Fan-Bus – auf den Weg gen Zwickau und „Promi-Gast“ Kalle Schwensen gab gleich mal die Marschroute vor: „Wir wollen natürlich als Sieger wieder nach Hause fahren. Nur dabei sein ist von gestern!“ Eine klare Ansage – und die Hamburger „Kiez-Größe“ ließ noch einen mutigen Tipp folgen: „3:0 für Dassendorf“, glaubte er an die kleine Pokal-Sensation (Der Spielbericht mit Stimmen / Alle Highlights im LIVE-Ticker). Nach einem längeren Zwischenstopp gegen 18:15 Uhr in Berlin – inklusive ausgiebiger Verpflegung – hatten Mannschaft und Fans das Hotel gegen 22:45 Uhr erreicht. Schnell noch eine kleine Stärkung – und schon ging’s auf die Zimmer.

Auch Kalle Schwensen (Mi.) weilte unter den Zuschauern. Mit seinem 3:0-Tipp lag er nicht komplett falsch - wenngleich der Favorit am Ende die Oberhand behielt. Foto: Bode

Am Samstagmorgen folgte nach dem Frühstück eine Inspektion des Stadions samt kurzem Anschwitzen auf dem Nebenplatz, ehe es noch einmal ins Hotel zurück ging, um sich bei einem gemeinsamen Mittagessen auf das große Spiel vorzubereiten. Die (An)Spannung stieg von Minute zu Minute. Erst Recht, als der Mannschaftsbus um exakt 14 Uhr – von Polizei-Eskorten begleitet – an der Zwickauer GGZ Arena eintraf und von der mitgereisten Anhängerschaft jubelnd und mit geschwenkten Fähnchen empfangen wurde. Nicht minder frenetisch ging es anschließend im Stadion zu. Der kleine – aber nicht minder laute – Fanblock des Hamburger Pokalsiegers sorgte für eine tolle Stimmung, wozu auch der Anhang von Dynamo Dresden einen großen Teil beitrug. Insgesamt fanden sich 5673 Zuschauer im „Schmuckkästchen“ des Drittligisten FSV Zwickau ein – und die bekamen einen frechen, mutigen und starken „Underdog“ zu sehen. „Wir haben es gut gemacht, hatten gute Ballphasen, wo wir auch den Ball bestimmt und uns Chancen herausgespielt haben. Wir waren über Worte strecken ebenbürtig“, befand TuS-Akteur Sven Möller, der nach 22 Minuten die größte Dassendorfer Chance auf dem Fuß hatte, nach einer Hereingabe von Mattia Maggio aber aus wenigen Metern am glänzenden Reflex von Dynamo-Keeper Kevin Broll scheiterte.

Schönteich: „Das war für euch der größte Schritt auf dem Weg nach Europa – jetzt wird’s leichter“

Keine 60 Sekunden nach Möllers Top-Chance hatte Pascal Nägele (li.) die Führung auf dem Fuß. Foto: Bode

Auf der Pressekonferenz nach dem Spiel hatte Dynamo-Coach Cristian Fiel sehr anerkennende Worte für den Oberligisten übrig: „Ich möchte euch zu dem Pokalfight, den ihr geliefert habt, gratulieren. Ich bin froh, dass wir in die nächste Runde eingezogen sind. Denn ihr habt es uns – vor allem in der ersten Halbzeit – sehr schwer gemacht. Wir haben nicht gut gegen den Ball gespielt. Teilweise musste man denken, dass wir zu viele auf dem Platz haben, die meinen: ‚Es geht schon irgendwie.‘ Aber es geht nie irgendwie. Da hatte Dassendorf die größeren Chancen und kann in Führung gehen. Aber Kevin Broll hat das gut gemacht“, so Fiel in Richtung TuS-Trainer Jean-Pierre Richter und Sportchef Jan Schönteich, der die PK mit einem Schmunzler eröffnete: „Das war für euch der größte Schritt auf dem Weg nach Europa – jetzt wird’s leichter“, hatte er die Lacher auf seiner Seite – und wurde dann etwas ernster: „Wir fühlten uns hier von Beginn an mehr als nur herzlich willkommen. Die ganze Organisation – sowohl von Dynamo- als auch vor allem von der Zwickauer Seite – war ganz großartig und hat uns enorm geholfen. Das war überhaupt nicht zu vergleichen mit dem letzten Jahr. Das war der größte Tag in unserem Fußballer-Leben und in der Vereinsgeschichte!“

Richter: „Das ist die größte Anerkennung, die man uns als Oberligist machen kann“

Auch Mattia Maggio (Mi.) probierte ein ums andere Mal sein Glück - vergeblich. Foto: Bode

Ein Tag, der aus Dassendorfer Sicht zwar mit einer 0:3-Niederlage endete, sich aber zugleich wie ein Sieg anfühlte. Die vielen positiven Worte von Ex-Profi Fiel freuten nicht nur „Dasse“-Dompteur Richter: „Ich glaube, das ist die größte Anerkennung, die man einer Oberliga-Mannschaft, die hier ein Heimspiel austrägt, als Gast machen kann. Die Wertschätzung werden die Jungs in den nächsten Tagen bekommen, wenn sie das Feedback zum Spiel und auch alle Presseberichte lesen. Wir haben uns als Verein, als Mannschaft, aber auch Hamburg sehr ordentlich vertreten im DFB-Pokal.“ Und zwar mit einem überaus mutigen und selbstbewussten Auftreten. „Es war phänomenal“, genoss auch Möller die Atmosphäre und die 90 Minuten – trotz des Ausscheidens. „Die Kulisse war genial, der Platz megageil – und die Stimmung, auch mit den Dynamo-Fans, wirklich Weltklasse. Das haben wir uns im Pokal erarbeitet. Trotzdem ist man jetzt ein bisschen geknickt, weil man weiß, dass man nah dran war, die kleine Sensation zu schaffen“, trauerte „Mölli“ der verpassten Chance noch ein Stück weit hinterher, sprach aber auch zugleich „vom größten Spiel in meiner Karriere“ und erzählte: „Es ist nochmal ein Unterschied, so ein Spiel in einem Drittliga-Stadion unter Profi-Bedingungen zu bestreiten, als in Bergedorf“, wo die TuS im Vorjahr dem MSV Duisburg mit 0:1 unterlag.

Fiel: „Wie sagt man so schön: Im Fußball sieht man sich immer zweimal“

Der stärkste Dresdener: Dzenis Burnic (re.) war an allen Treffern direkt beteiligt und glänzte als Torschütze sowie zweifacher Vorbereiter. Foto: Bode

„Ein Dank gilt – neben Dynamo Dresden und dem FSV Zwickau – auch unserem Verein, der es möglich gemacht hat, dass wir als Amateurclub einen Tag vorher schon angereist sind und auch diese Bühne hier nutzen konnten“, wandte sich Richter insbesondere an TuS-Sponsor Michael Funk, aber auch an Jan Schönteich sowie Team-Manager Alexander Knull, die allerhand organisatorische Aufgaben erledigten. „Das war in den letzten Wochen eine stetige Steigerung der Emotionen. Diese Motivation und Leidenschaft wollten wir auch in dieses Spiel tragen“, was den „Wendelweglern“ eindrucksvoll gelang. „Spätestens morgen können wir die Enttäuschung in Stolz umwandeln. Denn ich glaube, jetzt ist auch noch ein bisschen Frust da, dass wir keinen eigenen Treffer erzielen konnten. Aber ich denke, man hat gesehen, dass die Mannschaft die Challenge angenommen hat und wir gut vorbereitet waren. Denn wir haben versucht, einer spielstarken und technisch feinen Mannschaft viel abzuverlangen und unsere Chancen zu suchen. Hintenraus haben wir ein bisschen zu deutlich verloren“, urteilte Richter. Vor allem nach den bärenstarken ersten 45 Minuten, in denen der Oberligist den Zweitligisten phasenweise vor arge Probleme stellte. „Das hat der Mannschaft viel Selbstvertrauen gegeben, was man in der Halbzeit auch gemerkt hat. Die Idee, die Umsetzung – vieles war gut. Schade, dass wir unsere Möglichkeiten nicht nutzen konnten. Aber die Mannschaft hat einen guten Ball gespielt“, so Richter. Sein Gegenüber freute sich derweil, dass das Tor zur 1:0-Führung der Mannschaft „etwas Ruhe gegeben hat“. Fiels abschließende Lobhudelei an die TuS: „Ich wünsche euch für den Rest der Saison alles Gute, wenig Verletzungen, viele Siege – und wie sagt man so schön: Im Fußball sieht man sich immer zweimal.“

Autor: Dennis Kormanjos

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