Benefizspiel

AFC im Benefizkick in Torlaune - „Für uns ein Ding der Selbstverständlichkeit!“

1400 Euro Einnahmen und weitere Spenden : Altona 93 hilft dem SV Wilhelmsburg

11. September 2019, 22:36 Uhr

So geht Solidarität: SVW-Geschäftsführer Philip Wendt (li.), AFC-Pressesprecher Andy Sude und Altona-Präsident Dirk Barthel. Foto: AFC

„Das war eine Gemengelage zwischen Wut, Enttäuschung und Traurigkeit“, versuchte Martin Timmler, Trainer des SV Wilhelmsburg, seine Gefühlswelt zu dem Zeitpunkt, als er und die Mannschaft von dem Brand des noch im Rohbau befindlichen Vereinshauses erfuhren (HIER alle Infos dazu), zu erklären. „Wer die Bedingungen kennt, der weiß: Jetzt kommt der Winter und wir werden wieder vor der Tür stehen, uns mit vielen Mannschaften in zwei Kabinen umziehen – das macht auf Dauer einfach keinen Spaß! Wir waren so guter Dinge, dass wir bald endlich in unser neues Heim ziehen können – das wirft uns jetzt extrem zurück. Das ist schade und macht einen natürlich traurig“, führte Timmler aus.

Die Tat – die Polizei geht nach aktuellen Ermittlungen von einem Brandanschlag aus – ereignete sich am Tag des Wilhelmsburger Gastspiels bei der Zweitvertretung von Altona 93 (2:1). „Das Spiel an sich hat sehr viel Spaß gemacht. Wir kamen gleich mit der Truppe, aber auch mit den gegnerischen Fans sehr gut zurecht und haben uns gefreut, hier wieder herzukommen.“ Denn: Der Altonaer Fussball-Club demonstrierte seine Solidarität, lud den Süd-Bezirksligisten zu einem Benefizspiel auf der heimischen Adolf-Jäger-Kampfbahn ein und spendete sämtliche Einnahmen (zehn Euro Eintritt) an die „Insulaner“. Eine bemerkenswerte Aktion, wie auch Timmler befand: „Wir waren tatsächlich sehr überrascht, aber gleichzeitig auch total happy und froh, dass wir die Chance bekommen haben, hier gegen so eine tolle Mannschaft und so einen Traditionsverein zu spielen. Natürlich haben wir versucht, die Werbetrommel zu rühren, dass auch viele Zuschauer kommen.“ Das Hamburger Schmuddelwetter sorgte jedoch dafür, dass sich im Endeffekt „nur“ 140 Zuschauer auf der „AJK“ einfanden. „Wäre das Wetter angenehmer gewesen, wären hier auch 150 Leute mehr gekommen“, so AFC-Coach Berkan Algan, der mit seinem Team gerne bereit war, die gebeutelten Wilhelmsburger zu unterstützen: „Wir sind ein polarisierender Verein – und auch bei solchen Dingen immer gerne bereit, zu helfen. Für uns war das ein Ding der Selbstverständlichkeit!“

„Die meisten Spieler werden nie wieder gegen einen Regionalligisten spielen“

Foto: Kormanjos

Und so war der sportliche Wert absolute Nebensache. Dem Ziel der drei Klassen tiefer kickenden Timmler-Truppe, dass es am Ende dennoch nicht zweistellig wird, machte der AFC allerdings einen Strich durch die Rechnung (alle Highlights im ausführlichen LIVE-Ticker). „Aber man muss einfach anerkennen, dass das aller Ehren wert war, was die in der zweiten Halbzeit noch gelaufen sind. Da merkt man schon, dass die doppelt oder sogar dreimal so oft trainieren wie wir. Läuferisch ging da bei uns nix mehr“, nahm es Timmler mit Humor. „Wir haben natürlich jedem Spieler die Chance gegeben, in so einem Spiel aufzulaufen. Die meisten werden nie wieder gegen eine Regionalliga-Mannschaft spielen.“ Marcel Lück (21.), Neuzugang Ridel Monteiro (25.), Ole Wohlers (40.), Bujar Sejdija (64.), Furkan Aydin (82.) und der ganz besonders spielfreudige Erdogan Pini (48., 56., 68., 70., 80., 89.) schossen einen 11:0-Erfolg heraus. „Es war ein guter Test – für uns besser als jedes Training. Auch für die Spieler, die lange nicht gespielt haben, war es gut, gegen einen bissigen Gegner dagegenzuhalten“, bilanzierte Algan – und fügte an: „Wir haben in der zweiten Halbzeit ein bisschen mehr Ernsthaftigkeit gesucht und gezeigt. Das war schon vernünftig. Dass man bei dem Wetter und in so einem Spiel bei der einen oder anderen Aktion auch mal zurückzieht, ist normal.“

„Werden dem Verein aus der Manschaftskasse noch eine schöne Summe zur Verfügung stellen“

Foto: Kormanjos

Zumal es eben auch um eine gute Sache ging, wie Algan abschließend noch einmal untermauerte: „Ich wünsche dem Verein, dass er sich schnellstmöglich von diesem Brandanschlag erholt – und hoffe, dass ein wenig Geld zusammenkommt. So etwas wünscht man keinem Verein – gerade in der Erwartungshaltung mit einem neuen Clubheim.“ Neben den Eintrittsgeldern (1400 Euro) wanderte noch eine weitere Summe in die „Soli-Kasse“ des SV Wilhelmsburg. Denn der AFC kündigte im Vorfeld an, dass die Meister-Shirts sowie Bücher und Teddys im Stadionshop für acht Euro im Angebot seien. Die Hälfte der Erlöse würde ebenfalls den Wilhelmsburgern zu Gute kommen. Doch das war immer noch nicht alles. „Wir werden dem Verein auch aus der Mannschaftskasse noch eine schöne Summe zur Verfügung stellen“, verriet uns Algan. Hut ab – und Respekt!

Autor: Dennis Kormanjos