Regionalliga Nord

„Wir dürfen keine kleinen Fehler machen – das wird in der Regionalliga bestraft“

Abdullah Yilmaz (li, hier mit Deudel Monteiro) hofft, dass es jetzt nach dem ersten AFC-Erfolg weiter in die richtige Richtung geht. Foto: KBS-Picture.de

Irgendwann an diesem Abend schwebte die Weisheit durch den Raum, auch wenn es nicht direkt um dieses Thema ging: Der Sturm, so heißt es ja, gewinnt im Fußball Spiele, die Abwehr gewinnt Meisterschaften. Oder hatte sie im Falle von Altona 93 in der Regionalliga Nord bislang drei Spiele verloren? Fakt ist: Bis zum Match gegen die SV Drochtersen/Assel stand bei den Kickern von der Griegstraße die Null – und das nicht, was die Zahl der Gegentreffer anging, sondern in Bezug auf die Zahl an Siegen und Punkten. Erst der Kick vom Mittwochabend brachte den ersten „Dreier“ – und wieder einmal eine neue Dreikette in der Defensive.

In selbiger stand neben Abdullah Yilmaz und Maximilian Dagott, dem Neuzugang aus der A-Jugend von Rot-Weiß Essen, auch William Wachowski. Den hatte Coach Berkan Algan zu Beginn der Saison noch in ungewohnter Rolle als Stürmer ausprobiert. Kurz gesagt: Mit „Willo“ , so Wachowskis Spitzname, hinten läuft’s besser als mit „Willo“ vorne – oder doch nicht? Während Manager Andreas Klobedanz dies am Mittwochabend vorn auf dem Podium bejahte („Besser hinten als vorne“), hatte sein Coach eine andere Meinung. „Das sehe ich nicht so“, konterte Algan genau diese Frage. 

Algan: „Dass ein Spieler an den Niederlagen Schuld war, ist eine subjektive Meinung“

Altonas Coach Berkan Algan musste vor dem Heimspiel gegen Drochtersen seine Dreierkette erneut umformieren. Foto: KBS-Picture.de

„Ich denke, dass die Verteidigung diesmal einfach keine gravierenden Fehler gemacht hat. Als Trainer haben wir einen ganz anderen Job als die Journalisten. Da geht’s um Detailarbeit. Wenn man sieht, was die Mannschaft in den Spielen gemacht hat, wo Spieler gravierende Fehler gemacht wurden – so wie beim 0:1 gegen Lübeck oder bei zwei, drei Toren und dem Elfmetergeschenk gegen Norderstedt – dann hat das nichts mit der Grundformation Dreierkette zu tun. Abwehr bedeutet nicht ein, sondern drei Spieler.“ Algans Beispiel für diese These? „Wenn Max (Dagott, Anm. d Red.) gegen Dorchtersen jetzt zwei Fehler gemacht hätte und wir verloren hätten, dann hätte Wachowski ein schlechtes Spiel gemacht – oder wie!?“ 

Worum es in der Diskussion ging, wurde schnell klar – auch wenn zunächst kein Name fiel. Nachdem Dallas Aminzadeh (Bänderriss im Sprunggelenk) ausfiel, stand gegen „D/A“ auch Christian Rohweder nicht im Aufgebot. Der Zugang von Concordia, den der eine oder andere gegen Norderstedt oder Lübeck als Schwachpunkt ausgemacht hatte, fehlte wegen Problemen mit der Wade. „Dass ein Spieler allein an den Niederlagen gegen die Eintracht und den VfB Schuld war, ist eine subjektive Meinung“, befand Berkan Algan. Er habe eher, so der AFC-Coach weiter, einen Spieler gesehen, „der eine Pause brauchte, dem wir aber aufgrund unserer personellen Situation keine Pause geben konnten. Das ist ein toller Junge. Ein Spieler, der Regionalliga-Format hat. Ich wusste das. Chris passieren Fehler, aber die darf er machen.“ 

Yilmaz: „Jetzt haben wir uns belohnt – ich hoffe, das geht so weiter“

Altonas Allzweckwaffe William Wachiwski (li.): Wo ist er wichtiger - vorne oder hinten? Foto: KBS-Picture.de

Es sei, so Algan weiter, „schwer, einen Spieler spielen zu lassen, wenn man weiß, dass er noch gar nicht so weit ist. Aber Dagott war gesperrt und und und…“ Überhaupt: „Wachowski hat seine Aufgabe als Stürmer oder Sechser auch gut gemacht. Auch Marco Schultz als Sechser. Als Trainer weiß ich heute, dass alle fast alles spielen können müssen. Ein Joshua Kimmich spielt auf der Sechs genauso hervorragend wie rechts hinten oder vorne. Das ist eine neue Generation an Spielern und es ist wichtig für uns Trainer, sowas haben zu können“, sagte der AFC-Trainer. Fraglos genauso wichtig für Algan: Dass er in seinem Kader jemanden wie Abdullah Yilmaz hat. „Apo“, so Yilmaz‘ Spitzname, fiel nicht nur durch seinen Treffer zum 2:1-Siegtor auf, sondern – wie so oft – als Konstante in der auf der Pressekonferenz diskutierten Abwehrkette, wo er auch in der Aufstiegssaison schon Leistungsträger war – als „stiller Star“, der nicht viel Aufheben um seine Aufgaben macht. 

„Wir haben noch nichts geschafft, das war nur ein Sieg. Wir müssen auf jeden Fall in den nächsten Spielen immer zu 100 Prozent da sein. Wir dürfen keine kleinen Fehler machen – das wird in der Regionalliga bestraft. Wir müssen so weitermachen wie gegen Drochtersen“, konstatierte „Apo“ im Anschluss an die Partie und sprach über seine Rolle in der Mannschaft, von der der 30-Jährige überzeugt ist, sie spiele „taktisch allgemein besser“ als in der Vorsaison, „das hat man in den letzten Spielen gesehen, auch wenn wir da nicht belohnt worden sind. Jetzt haben wir uns belohnt – ich hoffe, das geht so weiter.“ Von sich selbst sagt Yilmaz: „Ich denke schon, dass ich ein wichtiger Teil bin. Aber wir müssen als komplette Mannschaft gut sein – auch in der Defensive. Ich allein kann leider nichts machen. Wir sind als komplette Mannschaft gut, finde ich.“ 

Jan Knötzsch