
Fr - 11.11. 20:15 Uhr

Hoheluft

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Sebastian Born (SV Bergstedt)
Oberliga
Wieder in der Nachspielzeit: Der eine „Dome“ hält die Herbstmeisterschafts-Chance am Leben, der andere „Dome“ fliegt!
Der Jubel beim ETV kannte keine Grenzen mehr: Dominik Akyol (Mi., oben) herzt den Ausgleichsschützen Tyrese Boakye. Foto: Justus Stegemann
Theo Ganitis (re.) nahm ein Elfmeter-Geschenk dankend an und brachte den "Underdog" vom HSV III in Front. Foto: Justus Stegemann
Bereits im Gastspiel bei Altona 93 (1:1) war die Nachspielzeit sein großer Freund. Per Fallrückzieher in der 96. Minute sicherte Dominik Akyol dem ETV zumindest einen Zähler. Im Heimspiel gegen den Hamburger SV III hatte eben jener Akyol in der fünften Minute der „Extra-Zeit“ die große Freistoß-Chance aus 17 Metern zum Sieg. „Wir haben in der Situation wieder die falsche Entscheidung getroffen“, haderte Rothosen-Coach Torben Wacker damit, dass man „den Gegner, der in dem Moment von unserem Tor wegläuft, attackiert und leicht touchiert“ habe. Akyol legte sich das Leder zurecht und schoss den Freistoß flach unter der Mauer hindurch ins kurze Eck (90. +5)!
"Finde es etwas bedenklich, dass halb Eimsbüttel auf dem Platz steht"
Anschließend kannte der Jubel bei den Hausherren keine Grenzen mehr. „Die Emotionen sind hochgekocht“, befand auch Wacker - und fügte an: „Ich kann das total verstehen, dass man sich freut, wenn man mit der letzten Aktion das 2:1 macht. Das sind Emotionen und das ist das Geile oder eben auch Tragische am Fußball. Ich weiß aber nicht, ob das dann das Richtige ist, an meinen Spielern vorbeizulaufen und Sprüche rauszuhauen, die ich nicht wiedergeben möchte. Dass wir uns dann provozieren lassen, geht natürlich auch nicht“, sprach er darauf an, dass sein Spieler Haci Gündogan den ebenfalls über den Platz stürmenden ETV-Co-Trainer Oguz Güclü mit einem deftigen „Bodycheck“ niederstreckte und dafür den roten Karton sah. „Das werden wir alles intern klären“, entgegnete Wacker. „Ich finde es nur etwas bedenklich, dass dann halb Eimsbüttel auf dem Platz steht und weit und breit kein Ordner zu sehen ist.“
Jordan sieht Rot
Der spätere Siegtorschütze Dominik Akyol (li.) und Sepehr Nikroo geraten verbal aneinander. Foto: Justus Stegemann
Der Frust bei aufopferungsvoll kämpfenden Gästen saß tief. Denn: „Meine Mannschaft hat über 80 Minuten ein mega Spiel gemacht! Leider treffen wir dann in den beiden entscheidenden Momenten die falschen Entscheidungen - das hat uns gekillt“, hätte sich Wacker mehr Cleverness von seinen Schützlingen gewünscht. Auch nach dem Ausgleichstreffer acht Zeigerumdrehungen vor Ultimo, als Dominik Jordan seine Emotionen nicht im Griff hatte und sich zu einer Tätlichkeit hinreißen ließ, die Schiedsrichter Sebastian Born (SV Bergstedt) mit dem roten Karton bestrafte (82.)! „Ich habe es aus meiner Position nicht gesehen. Nur den Moment, als er die Rote Karte gezückt hat“, wollte sich Wacker nicht näher dazu äußern. Dafür aber zur Entstehung des Gegentores: „Wir erobern den Ball im eigenen Sechzehner, treffen dann aber eine falsche Entscheidung, weil wir ins Dribbling gehen wollen, anstatt den Ball einfach rüber zu Vicky ins Stadion zu schießen.“
"Richtig, richtig bitter!"
Haci Gündogan (re.) verlor komplett die Nerven und musste von seinen Teamkollegen zurückgehalten werden. Foto: Justus Stegemann
Die Folge: Ein Ballverlust. Finn Schütt bediente auf dem Flügel Henok Tewolde, der wiederum Akyol in Szene. Dieser wurde laut ETV-Coach Khalid Atamimi gefoult, aber die Kugel kam zum eingewechselten Tyrese Boakye, der den Freiraum nutzte und zum Ausgleich traf (82.)! Der Anfang vom Ende für die Rothosen. Vor allem, als Führungsspieler Jordan dann auch noch die Sicherungen durchbrannten. „Es ist einfach richtig, rchtig bitter, dass du dich für den Aufwand nicht belohnt hast“, konnte Wacker seinem Team nicht viel vorwerfen. „Wir haben richtig gut dagegengehalten, die Stärken des ETV nicht zur Entfaltung kommen lassen und haben brutal alles wegverteidigt! Was die Mannschaft geleistet hat, war enorm. Dafür kann ich ihr nur ein großes Kompliment aussprechen“, trauerte Wacker den Punktverlusten hinterher.
"Das ist überhaupt kein Elfmeter - da bin ich auch ganz ehrlich"
Der alles entscheidende Freistoß in der Nachspielzeit: Dominik Akyol findet das Loch in der Mauer - und der Ball schlägt zum 2:1 für den ETV ein. Foto: Justus Stegemann
An einem Abend, an dem aus Sicht der HSV-Dritten zunächst alles nach Plan lief. Wenn auch mit etwas Glück. „Mit dem Elfmeter fängt es eigentlich schon an, lächerlich zu werden“, gab Wacker unumwunden zu, dass der frühe Pfiff von Referee Born zugunsten der Rothosen ein eher glücklicher war. „Das ist überhaupt gar kein Elfmeter - da bin ich auch ganz ehrlich“, gestand Wacker - und sprang damit auch Khalid Atamimi zur Seite, der meinte: „Ein Elfmeter, der zu 100 Prozent keiner war. Aber so ist das. Das müssen wir akzeptieren, die Herausforderung annehmen - und dafür sorgen, dass uns so etwas noch stärker macht.“ Theodoros Ganitis nahm sich der Sache und auch das Geschenkd ankend an - 0:1 (8.)! „Die Herren in Blau hatten überhaupt keinen guten Abend und keine Linie in ihrem Spiel“, befand Wacker, betonte aber auch: „Der Schiri hat nichts damit zu tun, wie die Tore fallen.“
Das Fazit von Wacker, der sich das Traineramt beim HSV III mit Marcel Lettmann teilt: „Wir hatten unseren Matchplan und wussten um die Stärken des ETV, dass man uns in jeder Situation pressen wird und wir immer wieder Lösungen finden müssen.“ Letzteres habe seine Mannschaft über ganz weite Teile „richtig gut“ gemacht. Doch dann brachen die Schlussminuten an. Dennoch konstatierte Wacker: „Wir kommen langsam wieder in die Phasen rein, wo die Automatismen viel besser greifen. Die Mannschaft findet sich und man merkt, dass in dieser Truppe viel drin steckt - wir müssen es nur immer wieder abrufen.“
"Die Herbstmeisterschaft ist für mich irrelevant"
Die Spieler des ETV feiern den hart umkämpften Heimsieg und halten die Chance auf die Herbstmeisterschaft am Leben. Foto: Justus Stegemann
Und wie sah sein Gegenüber die nervenaufreibenden 95 Minuten? „Wir hatten viel Ballbesitz, haben von hinten gut rausgespielt und hatten ein, zwei Chancen, wenn wir in die Tiefe gespielt haben und gekommen sind.“ Nach der Pause sei die Partie „ein bisschen fahrig“ gewesen, so Atamimi. „Der HSV hatte auch ein, zwei Torchancen, wo wir etwas Glück hatten. Aber am Ende des Tages ist es aus meiner Sicht ein verdienter und vor allem für die Moral wichtiger Sieg.“ Ein Sieg, der die Chance auf die Herbstmeisterschaft am Leben hält. Und das im ersten Jahr nach dem Oberliga-Aufstieg. Aber: „Die Herbstmeisterschaft ist für mich irrelevant. Wir haben noch ein Spiel gegen Buchholz. Das wollen wir gewinnen. Und dann schauen wir weiter.“