Holsten-Pokal
7. Spieltag


TuS Osdorf II

3

:

4


Concordia II

Anpfiff

Fr - 19.04. 15:00 Uhr

Spielstätte

Blomkamp

Zuschauer

300

Schiedsrichter

Rasmus Julius Leander Renner

HOLSTEN-Pokal

„Völlig verrückter“ Pokal-Wahnsinn: „Mücke“ und Mikolaj „crashen“ Bruder-Duell!

Der Jubel mit den Fans: Nach dem 120-minütigen „Pokal-Fight“ behielt Concordia II in der Verlängerung die Oberhand bei der Osdorf-Reserve und zog ins HOLSTEN-Pokal-Finale ein. Foto: Kormanjos

„Ich hatte den schon komplett abgehakt“, gestand Rainer Pump, „weil ich mir dachte: Was ist denn das bitte für ein Fehlpass?!“ In Wirklichkeit war es jedoch die alles entscheidende Szene, die seinen Concorden in der Verlängerung den Luckypunch bescherte, zum 4:3-Siegtreffer im HOLSTEN-Pokal-Halbfinale beim TuS Osdorf II führte – und der „Bekkamp-Reserve“ den Finaleinzug sicherte (alle Highlights im LIVE-Ticker). Es lief die 116. Spielminute, als Ibrahim Gyaase einen ruhenden Ball aus dem Halbfeld per Chip auf den linken Flügel ausführte. Dort lief Mikolaj Grabowski ein, nahm die Kugel direkt aus der Luft und hatte Glück, dass seine wohl angedachte Hereingabe noch entscheidend von Luca Gabriel Hinze abgefälscht wurde und über Dennis Werth im langen Eck einschlug!

Der Hammer von Matthias Müller (re., Nr. 9) zum 1:1-Ausgleich für Cordi II. Foto: Daniel Kusber

„Das war wirklich ein völlig verrücktes Spiel“, musste auch Pump nach dem 120-Minuten-Kampf erst einmal durchpusten. Der „Gamewinner“ von Liga-Spieler Grabowski passte in den turbulenten Nachmittag vor gut und gerne 300 Zuschauern am Blomkamp perfekt rein. „Wenn man das Tor sieht – da brauche ich nicht viel zu sagen. Der wurde immer länger und auf einmal war das Ding drin“, so Pump, der selbst nicht daran glaubte, dass Grabowski den Ball so auf das Tor bringen wollte. „Aber ich werde ihn nochmal fragen“, hatte er gut lachen – und konstatierte offen und ehrlich: „Am Ende hätte es auch Osdorf schaffen können, wir haben Glück gehabt. Es war ein Spiel auf Augenhöhe.“ Eine Partie mit etlichen Wendungen. Der stärkste Osdorfer an diesem Tag, Benjamin Pehmöller, brachte sein Team zunächst nach toller Stafette über Niklas Schulz und Nando Ehlert in Front (17.), holte dann einen Strafstoß raus, den Schulz zum zwischenzeitlichen 2:1 verwandelte (32.), und konterte die späte 3:2-Führung der Gäste, als alle Anwesenden bereits die Entscheidung witterten, keine 60 Sekunden später – nach einem Hinze-Freistoß – per Kopf zum 3:3 (85.)!

„Mücke“ sticht und serviert

Der bärenstarke Benjamin Pehmöller (3. v. li.) war von den Gästen kaum zu stoppen. Foto: Daniel Kusber

Doch auch die Cordi-Reserve hatte einen Mann in den eigenen Reihen, der an allen drei Treffern vor der Verlängerung beteiligt war: Matthias Müller. Erst packte der Ex-Bramfelder – nach einer kurz und in den Rückraum ausgeführten Ecke von Luka Seidel-Whitelaw – den linken Hammer zum 1:1 aus (25.), ehe er sich kurz nach Wiederanpfiff mit der mustergültigen Vorlage für Seidel-Whitelaw revanchierte (51.), um dann den Elfmeter vor dem vermeintlich entscheidenden 3:2 herauszuholen, als „Mücke“, wie Müller nur genannt wird, von TuS-Keeper Dennis Werth „gestochen“ wurde und Ibrahim Gyaase „zubiss“ (84.). Nachdem Pehmöller aber unmittelbar darauf die passende Antwort parat hatte, ging das Spiel in die Verlängerung – und die hatte allerhand zu bieten. Auch an Kuriositäten.

Pliszka sieht in 180 Sekunden Gelb-Rot - auch Otto fliegt in einer Aktion

Im Kampf um den Ball: Cordis Ibrahim Gyaase (2. v. li.) vs. Mats Wesling. Foto: Daniel Kusber

Beispiel gefällig: Cordis Jacek Pliszka sah im ersten Durchgang wegen Reklamierens die Gelbe Karte. An sich erstmal nichts Außergewöhnliches. Allerdings saß der Gäste-Akteur zu diesem Zeitpunkt noch auf der Bank – oder besser gesagt, er machte sich hinter dem Tor warm. In der 97. Minute wurde Pliszka schließlich für Thomas Schmidke eingewechselt und holzte keine 180 Sekunden später im Mittelfeld Kevin Mixdorf rustikal um. Die logische Konsequenz: Gelb-Rot (100.)! Auf der anderen Seite mutierte Nico Otto zum tragischen Helden. Erst versemmelte er den „Hundertprozenter“ zum möglichen 4:3, als er nach toller Kombination freistehend am glänzend reagierenden Henry Kern scheiterte (105.). Dann sah er nach einem Foulspiel an Seidel-Whitelaw und anschließendem Gemecker in einer Aktion die Ampelkarte (113.)! „Jede Gelb-Rote Karte, wo im Endeffekt auch ein Meckern dabei ist, ist immer unnötig“, ärgerte sich sein Trainer Olaf Jobmann, fügte aber postwendend an: „Der Junge ist 18 Jahre alt. Er weiß selbst, dass es blöd war. Hätte er vorher das eine Ding reingemacht, dann hätten ihn alle auf Händen getragen. Ich will jetzt nicht den Stab über ihn brechen. Er macht eine gute Entwicklung durch, ist heute vielleicht auf 120 Prozent Adrenalin gefahren.“ Dies als Entschuldigung für das wenige Augenblicke später gefallene 3:4 zu nehmen, „wäre mir viel zu einfach“, stellte Jobmann klar.

„Natürlich hätte ich gerne gegen meinen Bruder gespielt“

Nach dem Luckypunch: Die Mitspieler herzen Siegtorschütze Mikolaj Grabowski (mi.). Foto: Daniel Kusber

Trotz des immens bitteren Ausscheidens meinte Jobmann hinterher: „Schlimmer wäre es gewesen, wenn wir hier klar und deutlich verloren hätten.“ So hätte Cordi am Ende „vielleicht ein bisschen mehr fürs Spiel getan. Insofern ist es nicht unverdient – auch wenn es letztlich ein Luckpunch war. Da muss man mit umgehen können.“ Beeindruckt zeigte sich der zum Saisonende scheidende Übungsleiter der TuS-Zweiten von der Kulisse: „Vor so vielen Zuschauern haben wir noch nie gespielt. Das war schon richtig geil – und ich glaube auch, dass sich die Mannschaft richtig gut präsentiert hat. Aber so ist Fußball – so bitter es manchmal auch ist.“ Damit wird’s auch nichts mit dem „Familienduell“ im Finale: „Natürlich hätte ich gerne gegen meinen Bruder gespielt“, wäre Olaf seinem Bruder Matthias, Trainer der Niendorf-U23, nur allzu gerne ins Endspiel gefolgt, bevor man in der kommenden Saison gemeinsam ein Gespann beim Wedeler TSV bildet. „Ich habe den Jungs als Motivation auch gesagt: ‚Wenn wir das schaffen, dann wird das ein richtig teurer Abend für mich.‘ Aber letztendlich ging es nicht um mich, sondern um die Jungs. Die wollten unbedingt ein Finale spielen. Sie hätten es sich auch verdient gehabt. Aber Cordi hatte das bessere und glücklichere Ende auf seiner Seite.“ Und trifft als Kreisligist im Finale nun auf den Hammonia-Landesligisten vom Sachsenweg. „In Rahlstedt sind sie absolut dominant aufgetreten. Wir sind klarer Außenseiter und können nur gewinnen. Erstmal genießen wir den Moment und können schon jetzt stolz auf das Erreichte sein – aber natürlich gucken wir, was wir mit unseren Mitteln machbar ist. Favorit ist allerdings eindeutig Niendorf“, so Pump, der den Einzug ins Endspiel „zu Hause mit einem schönen Glas Rotwein“ gebührend feiern wollte – während seine Jungs die Nacht zum Tag machten…