Testspiel

Viele Ausfälle, vier Gegentore und zwei Testspieler – aber: „Das Ergebnis ist zweitrangig!“

Teutonen-Abwehrchef Davidson Eden (Mi.) griff zu Beginn mehrfach lautstark auf dem Platz ein. Foto: Heiden

01.11.2020: Der FC Teutonia 05 unterliegt dem SC Weiche Flensburg 08 nach hartem Kampf mit 1:2. Seither sind 216 lange Tage ins Land gestrichen, ohne ein Spiel in der Regionalliga Nord und auf Amateurebene. Die Corona-Pause machte den Vereinen arg zu schaffen. Nun aber wird das Licht am Ende des (Amateurfußball-)Horizonts immer heller. Die ersten Teams aus Schleswig-Holstein, die unter dem Deckmantel des Hamburger Fußball-Verbandes kicken, haben die „Buffer“ aus der Mottenkiste geholt und den Betrieb wieder aufgenommen. Auch die „Kreuzkirchler“ nutzten die politische Lage im Nachbar-Bundesland – und machten sich auf die Reise nach Lübeck...

Haris Hyseni (li.) durfte die ersten beiden von vier Phönix-Toren bejubeln. Foto: Heiden

In der Marzipanstadt gastierten die Teutonen – zur Vorbereitung auf den Pokal-„Ausscheider“ gegen Eintracht Norderstedt – beim Liga-Kontrahenten 1. FC Phönix Lübeck (HIER geht's zum LIVE-Ticker). Und das mit einer stark ersatzgeschwächten und von zahlreichen A-Jugendlichen sowie Gastspielern aufgefüllten Mannschaft. Kein Wunder also, dass die Equipe, die von Co-Trainer Jan-Philipp Rose betreut wurde, große Startschwierigkeiten hatte. Phönix übernahm vor ausverkauftem Haus (250 Zuschauer waren zugelassen) gleich das Kommando, aber die Gäste erzielten – nachdem sie von Minute zu Minute und unter lautstarken Anweisungen von Abwehr-Boss Davidson Eden besser ins Spiel kamen – den ersten Treffer: Nick Brisevac verwandelte einen an ihm selbst verursachten Strafstoß sicher (36.). Doch noch vor der Pause gelang dem Gastgebern der Ausgleich – ebenfalls per Foulelfmeter: Ömer Akyörük brachte Björn Lambach zu Fall, Haris Hyseni ließ Yannick Zummack keine Abwehrchance (44.).

Zwei Testspieler: Ibraimo und Gyameshie mischen bei Teutonia 05 mit

Saibo Ibraimo vom HSV II mischte bei den "Kreuzkirchlern" als Testspieler mit. Foto: Heiden

Apropos Zummack: Der Teutonen-Torsteher trieb die Lübecker nach der Pause reihenweise zur Verzweiflung, parierte gegen die jeweils frei vor seinem Gehäuse auftauchenden Hyseni (49.) und Luca Aouci (51.), ehe der Torjäger und Ausgleichsschütze der Lübecker dem starken Rückhalt von T05 das Nachsehen gab (59.). In der Folge brachen die Rose-Rackerer ein. Der Personalverschleiß war den „Kreuzkirchlern“ überdeutlich anzumerken. Daran konnten auch zwei Mann, die während der zweiten 45 Minuten bei den mit Drittliga-Ambitionen ausgestatteten Teutonen als Gastspieler mitwirkten, nichts ändern: Saibo Ibraimo vom HSV II und Martin Gyameshie aus der U19-Bundesliga-Mannschaft des SC Paderborn. Der 19-jährige Innenverteidiger begann das Fußballspielen beim SV Wilhelmsburg und kickte auch in der Jugend des FC St. Pauli und HSV, ehe es ihn zur U17 von Schalke 04 führte. Im Sommer 2019 schloss sich Gyameshie dem SC Paderborn an. „Wir wollten die Jungs erst einmal testen – und nun werden wir intern besprechen, was Sinn macht“, wollte sich Rose noch nicht allzu weit aus dem Fenster lehnen, was eine Verpflichtung betrifft.

"Die ersten 50 Minuten meiner Mannschaft habe ich super gesehen"

Wie Ibraimo war auch Martin Gyameshie aus der U19 des SC Paderborn für den FC Teutonia 05 aktiv. Foto: Heiden

Die vielen Wechsel bei den Gästen nutzten die „Adler“ und sorgten nun bei Zummack für einen arbeitsreichen Nachmittag. In der Schlussphase musste der FCT-Schlussmann noch zweimal hinter sich greifen: Beide Male war Abdullah Abou Rashed mit ruhenden Bällen daran beteiligt. Erst fand seine weite Freistoß-Flanke aus dem Halbfeld am zweiten Pfosten Conor Gnerlich (82.), dann überrumpelte er Zummack mit einem Standard aus ganz spitzem Winkel (90.). 4:1 Phönix!

Aber: „Das Ergebnis ist für mich zweitrangig. Die ersten 50 Minuten meiner Mannschaft habe ich super gesehen. Wir waren immer in den Zweikämpfen, sehr agil und sind sofort ins Gegenpressing gekommen“, zeigte sich Rose „mit der Art und Weise und der Einstellung zufrieden“. Dass die Kräfte hintenraus ein wenig nachlassen würden, sei normal, so Rose. Schließlich befinden sich viele seiner Akteure im Urlaub, andere fehlten wiederum verletzt. „Wir wurden natürlich auch ein wenig damit überrumpelt, dass der Pokalteilnehmer jetzt doch noch ermittelt werden soll. Aber im Endeffekt bin ich froh, dass wir noch einige Spieler aus der A-Jugend und aus der Zweiten Mannschaft gewinnen konnten, so dass es möglich war, durchzuwechseln. Denn das Spiel hat sehr viel Kraft gekostet. Man darf ja nicht vergessen, dass es das erste Mal nach so langer Zeit war, dass wir wieder über 90 Minuten gespielt haben. Dazu war es sehr schwül und warm.“

"Werden eine schlagfertige Truppe auf den Platz bekommen!"

Yannick Zummack bewahrte sein Team lange vor einem deutlicheren Rückstand, am Ende war aber auch er machtlos. Foto: Heiden

Dennoch betonte Rose: „Für jeden Einzelnen von uns war es ein sehr schönes Gefühl, sich endlich mal wieder unter Wettkampfbedingungen zeigen zu können. Man hat schon im Training gemerkt, dass sich die Jungs auf das Spiel gefreut haben. Auch die Anspannung war da, jeder hat gebrannt. Wir sind einfach nur froh, dass es wieder losgehen kann!“ Und für den FC Teutonia 05 könnte es schon sehr bald so weit sein, wenn das Spiel gegen Eintracht Norderstedt, wo der Hamburger DFB-Pokal-Teilnehmer ermittelt werden soll. „Wir werden eine schlagfertige Truppe auf den Platz bekommen!“, ist sich der langjährige Norderstedter sicher. Und auch die zahlreich erschienenen und lautstarken Anhänger blickten unmittelbar nach dem Ende des Testkicks bereits voraus: „Wir wollen den Pokal!“